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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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freilich immer in Jefris Sprache. Der Mensch vermochte viele Laute der Zwischenrudel-Sprache nicht hervorzubringen, selbst Amdis Name war in seiner Aussprache kaum wiederzuerkennen. Aber Amdi verstand ziemlich gut Samnorsk; es machte Spaß, eine Geheimsprache zu haben.
    Jefri war vom Nordlicht nicht sonderlich beeindruckt. »Zu Hause haben wir das massenhaft. Es ist bloß Licht von…« Er sagte ein neues Wort und warf einen Blick auf Amdi. Es war komisch, dass der Mensch nur an eine Stelle zugleich schauen konnte. Seine Augen und sein Kopf bewegten sich andauernd. »… weißt du, die Orte, wo die Menschen Dinge herstellen. Ich glaube, das Gas oder Abfall strömt durch ein kleines Leck aus und wird von der Sonne beleuchtet, oder es wird…« Wieder etwas Unverständliches.
    »Orte, wo die Menschen Dinge herstellen?« 7m Himmel? Amdi hatte einen Globus, er kannte die Größe der Welt und ihre Ausrichtung im Raum. Wenn das Nordlicht den Sonnenschein reflektierte, musste es Hunderte von Meilen über dem Erdboden sein! Amdi lehnte einen Rücken gegen Jefris Jacke und stieß ein sehr menschliches Pfeifen aus. Seine Kenntnis der Geographie reichte nicht an die in Geometrie heran, aber: »Die Rudel arbeiten nicht im Himmel, Jefri. Wir haben nicht einmal fliegende Boote.«
    »Hm, das ist wahr… Dann weiß ich nicht, was das für ein Zeug ist. Aber es gefällt mir nicht. Es verdeckt die Sterne.« Amdi wusste alles über die Sterne, Jefri hatte es ihm gesagt. Irgendwo da draußen waren die Freunde von Jefris Eltern.
    Ein paar Minuten lang schwieg Jefri. Er schaute nicht mehr zum Himmel. Amdi schob sich ein bisschen näher heran, während er das wogende Licht am Himmel beobachtete. Hinter ihnen glänzte das gelbe Licht der Fackeln auf dem vom Wind geschärften Kamm der Schneewehe. Amdi konnte sich vorstellen, woran der andere dachte. »Die Kom-Geräte im Boot, sie taugen wirklich nicht, um Hilfe zu rufen?«
    Jefri schlug mit der Hand auf den Boden. »Nein! Das habe ich dir doch gesagt. Sie sind bloß Radio. Ich denke, ich kann sie in Gang bringen, aber wozu? Das Zeug für die Ultrawelle ist noch im Boot, und es ist zu groß, um es zu bewegen. Ich begreife einfach nicht, warum mich Herr Stahl nicht an Bord lassen will… Ich bin acht Jahre alt, weißt du. Ich könnte es herausbekommen. Mutti hatte alles schon eingestellt, ehe…« Seine Worte verrannen in der vertrauten Stille der Verzweiflung.
    Amdi rieb einen Kopf an Jefris Schulter. Er hatte eine Theorie über Herrn Stahls Zögern. Es war eine Erklärung, die er Jefri noch nicht mitgeteilt hatte: »Vielleicht hat er Angst, dass du einfach davonfliegst und uns verlässt.«
    »So ein Unsinn! Ich würde dich niemals verlassen. Außerdem ist das Boot echt schwer zu fliegen. Es sollte eigentlich nie auf einer Welt landen.«
    Jefri sagte die seltsamsten Dinge, manchmal verstand ihn Amdi einfach falsch – aber manchmal waren sie buchstäblich wahr. Hatten die Menschen wirklich Schiffe, die niemals auf den Erdboden herabkamen? Wohin flogen sie dann? Amdi konnte geradezu fühlen, wie sich in seinem Verstand neue Bezugsskalen klickend zusammenfügten. Herrn Stahls Globus stellte nicht die Welt dar, sondern etwas sehr, sehr Kleines im wirklichen Gefüge der Dinge.
    »Ich weiß, dass du uns nicht verlassen würdest. Aber du verstehst, dass Herr Stahl es befürchten könnte. Er kann nicht einmal mit dir reden, außer durch mich. Wir müssen ihm beweisen, dass er uns vertrauen kann.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Wenn wir beide die Radios in Gang bekommen könnten, könnte es uns helfen. Ich weiß, dass meine Lehrer nicht damit zurecht gekommen sind. Herr Stahl hat eins, aber ich glaube, er versteht es auch nicht.«
    »Hm. Wenn wir das andere in Gang bringen könnten…«
    An diesem Nachmittag erhielten die Wachen eine Ruhepause: Ihre beiden Schützlinge kamen frühzeitig aus der Kälte herein. Die Wachen zweifelten nicht an ihrem Glück.
     
    Stahls Bau hatte ursprünglich dem Meister gehört. Er unterschied sich sehr von den Versammlungssälen der Burg. Abgesehen von Chören passte nur ein einzelnes Rudel in jeden Raum. Nicht, dass die Zimmerflucht klein gewesen wäre. Es gab fünf Räume, das Bad nicht gerechnet. Doch außer der Bibliothek war keiner von ihnen breiter als fünfzehn Fuß. Die Decken waren niedrig, weniger als fünf Fuß; es gab keinen Platz für Besuchergalerien. Diener standen immer in den beiden Korridoren bereit, die mit einer Wand an die Wohnung grenzten.

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