Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Esszimmer, Schlafzimmer und Bad hatten kleinere Öffnungen, eben groß genug, um Befehle zu geben oder Speise und Trank zu erhalten, oder um sie als Garderobe zu benutzen.
    Der Haupteingang wurde außen von drei Rudeln Soldaten bewacht. Natürlich hätte der Meister niemals in einem Bau mit nur einem Ausgang gewohnt. Stahl hatte acht geheime Durchgänge gefunden (drei im Schlafraum). Sie konnten nur von innen geöffnet werden und führten in ein Labyrinth, das Flenser im Innern der Burgmauern gebaut hatte. Niemand kannte die Ausdehnung dieses Labyrinths, nicht einmal der Meister. In den Jahren seit Flensers Abreise hatte Stahl Teile davon umbauen lassen – insbesondere die Gänge, die aus diesem Bau führten.
    Die Wohnung war beinahe uneinnehmbar. Selbst wenn die Burg fiel, war die Speisekammer der Zimmer für ein halbes Jahr versorgt; für die Belüftung sorgte ein Netz von Kanälen, das fast ebenso ausgedehnt wie die Geheimgänge des Meisters war. Alles in allem fühlte sich Stahl hier nur halbwegs sicher. Es war allemal möglich, dass es mehr als acht geheime Eingänge gab, vielleicht auch einen, der von der anderen Seite geöffnet werden konnte.
    Und natürlich kamen Chöre nicht in Frage, weder hier noch sonstwo. Der einzige Sex außerhalb des Rudels, den sich Stahl erlaubte, fand mit Solos statt – und das als Teil seiner Experimente; es war einfach zu gefährlich, das eigene Selbst mit anderen zu vermischen.
    Nach dem Essen schlenderte Stahl in die Bibliothek. Er machte es sich rund um sein Lesepult gemütlich. Zwei von ihm nippten am Branntwein, während ein anderer südliche Kräuter rauchte. Das tat er zum Vergnügen, aber auch aus Berechnung: Stahl wusste genau, welche Laster bei welchen Gliedern seine Phantasie aufs Äußerste schärften.
    … Und immer deutlicher wurde ihm klar, dass im gegenwärtigen Spiel Phantasie mindestens so wichtig war wie die bloße Intelligenz. Das Pult in seiner Mitte war bedeckt von Karten, Berichten aus dem Süden, internen Sicherheitsnotizen. Doch zwischen all dem Seidenpapier lag wie eine Elfenbeinschnecke in ihrem Nest das fremde Radio. Sie hatten zwei aus dem Schiff geborgen. Stahl nahm das Ding, strich mit einer Nase die glatten gekrümmten Seiten entlang. Nur das feinste gespannte Holz – und das in Musikinstrumenten und Plastiken – kam ihm an Anmut gleich. Und doch behauptete das Pfahlwesen, man könnte damit über Dutzende von Meilen hinweg sprechen, so schnell wie ein Sonnenstrahl. Wenn das wahr war… Stahl fragte sich, wie viele verlorene Schlachten mit diesen Geräten hätten gewonnen werden können, wie viele neue Eroberungen sicher in Angriff genommen werden konnten. Und wenn sie lernen könnten, wie man Weitsprecher herstellte…, dann würden die Unterführer der Bewegung, über den Kontinent verstreut, so nahe wie die Wachen vor Stahls Bau sein. Keine Macht der Welt könnte ihnen widerstehen.
    Stahl griff nach dem neuesten Bericht aus Holzschnitzerheim. In vielerlei Beziehung hatten sie dort mehr Erfolg mit ihrem Fremden als Stahl mit seinem. Augenscheinlich war ihrer fast erwachsen. Wichtiger noch, er hatte eine wunderbare Bibliothek, die fast wie ein lebendes Wesen befragt werden konnte. Es hatte drei andere Datios gegeben. Stahls Weißjacks hatten ihre Überreste in den ausgebrannten Trümmern rings um das Schiff gefunden. Jefri glaubte, die Prozessoren des Schiffs ähnelten ein bisschen einem Datio, ›nur dümmer‹ (Amdis bestmögliche Übersetzung), doch bislang waren die Prozessoren nutzlos gewesen.
    Mit ihrem Datio aber hatten etliche von Holzschnitzerins Leuten schon die Sprache der Pfahlwesen erlernt. Jeden Tag entdeckten sie mehr über die Zivilisation der Fremden als Stahls Diener in zehn Tagen. Er lächelte. Sie wussten nicht, dass alles von Bedeutung zuverlässig zur Verborgenen Insel weitergemeldet wurde… Er würde ihnen ihr Spielzeug vorerst lassen, und ihr Pfahlwesen auch; sie hatten etliche Dinge bemerkt, die ihm entgangen wären. Dennoch haderte er mit dem Glück.
    Stahl durchblätterte den Bericht… Gut. Das Fremde in Holzschnitzerheim war noch nicht zur Zusammenarbeit bereit. Er fühlte, wie sein Lächeln zum Gelächter anwuchs: es war eine Kleinigkeit, das Wort des Geschöpfs für die Rudel. Der Bericht versuchte, das Wort zu buchstabieren. Egal, die Übersetzung lautete ›Krallen‹ oder ›Klauen‹. Das Pfahlwesen hatte besonders große Angst vor den Stahlklauen, die die Soldaten an den Vorderpfoten trugen. Stahl leckte

Weitere Kostenlose Bücher