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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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glaube, ich bringe mehr Gegengewicht auf die Waage.«
    Es kostete Zeit und Mühe; zwischendurch löste Yü den Knecht ab, und irgendwann stieg auch Baltasar in die Tiefe, obwohl die beiden anderen zeterten, weil sie im Fall des Notfalls seinen schweren Kadaver nicht hochziehen mochten. Vielleicht zeterte speziell Ruprecht aber auch nur, weil Baltasar nicht ihm, sondern Yü die Pistole gab – »falls jemand kommt, der nicht Heppner heißt und uns behindern möchte.«
    Im Schacht, in etwa acht Meter Tiefe, fanden sie auf einer dicken Lage aus Erde, Laub und allgemeinem Verfall ein Bündel: etwas, das mit reichlich Plastik umwickelt und mit Leukoplaststreifen verschlossen war.
    »Ich werde das nicht öffnen«, sagte Matzbach. »Und rate euch davon ab, solches zu versuchen. Wahrscheinlich sollte das der zuständige Gerichtsmediziner machen. Aber … vielleicht hat der keine Lust.«
    »Wie meinst du das, keine Lust?«
    »Lust stellt sich nicht unbedingt von selbst ein; manchmal muß man sie provozieren.«
    »Ah. Darüber wird zu reden sein.«
    Unter der Schicht aus Dreck, antikem Laub, morschem Holz, Vogelschiß und allerlei sonstigem Unflat war eine aus Bohlen gefügte Platte.
    »Der Zahn der Zeit«, sagte Baltasar, »der schon so viele Tränen getrocknet hat und auch über diese Wunde Gras wachsen lassen wird, hat dem Faß die Krone ins Gesicht geschlagen; dadurch entstanden Löcher.«
    »Kann man den knebeln?« sagte Ruprecht, der nun oben mit der Pistole die Gegend hütete; er klang verzweifelt.
    »Lohnt sich nicht.« Yü machte klackende Geräusche mit der Zunge. »Hinterher redet er um so mehr.«
    Sie kratzten den Dreck um das größte Loch weg. Dann riskierte Baltasar es, seine Hand hineinzuschieben. Das Risiko war allerdings gering, sagte er sich; im Bergischen gab es keine Kobras, und das Licht der Stablampe fiel im Loch auf verdrecktes Metall, das nicht scharfkantig zu sein schien.
    Yü nickte, als Matzbach ihm die geschlossene Hand hinhielt und sie langsam öffnete.
    »Das also ist des Rudels Kern«, sagte Baltasar. »Vor langer Zeit ist mal einer hier reingeplumpst und hat nur einen einzigen Ring mitgenommen. Panik im dunklen Loch, nehm ich an, sonst hätte er wahrscheinlich weiter gebuddelt. Aber ist es nicht nett?«
    Auf seiner Handfläche lagen drei Ringe und fünf Münzen.
    Gegen fünf nahm er sein Handy und rief Wayne an. Nicht lange danach kam sie in ihrem zerbeulten Transit an; sie brachte ein paar Körbe und Korbtaschen mit, die man an einem Seil herunterlassen und, nach vorsichtiger Füllung, wieder hochziehen konnte.
    Kurz vor Sonnenuntergang war alles geborgen; Baltasar schätzte die gesamte Menge auf etwas mehr als sechshundert Kilo.
    »Wir sollten«, sagte er, als Ruprecht, der die letzte Schicht abgeleistet hatte, wieder oben war, »einen netten Abend verbringen, reden, trinken, noch mehr trinken, danach ein wenig weitertrinken und schlimmstenfalls seichte Gedanken denken.«
    »Wann rufen wir den zuständigen Menschen an?« sagte Wayne. »Landeskonservator oder so?«
    »Was willst du mit dem Landeskonservenvater?«
    »So was muß man doch abgeben!«
    »Das sehe ich anders; aber darüber reden wir später.«
    Yü hakte einen Finger in Matzbachs Brusttasche. »Stop. Oder auch Halt. Wir sollten jetzt noch über etwas anderes reden. Das Päckchen.«
    Baltasar stutzte; dann legte er Yü eine Hand auf die Schulter. »Danke, mein Freund. So viel lebendes Metall hat mich totes Fleisch vergessen lassen.«

21. Kapitel
    Die Stunde schlägt irgendwann auch dem Besitzer einer teuren Digitaluhr; wenn diese nachgeht, könnte er zu spät bemerken, daß es ihn schon länger nicht gegeben hat.
    J AKOB J ANSEN
    Bißchen hektisch, dieser Dienstag. Halb elf durch. Mal sehen, ob sie zu Hause sind.«
    Yü starrte geradeaus durch die Windschutzscheibe auf einen Punkt, der wahrscheinlich nur in seinem Kopf existierte. Als Baltasar Motor und Scheinwerfer ausschaltete und auf die erleuchteten Fenster des Fleißnerschen Hauses deutete, regte er sich nicht.
    »Na, was ist?«
    Yü löste den Sicherheitsgurt, blieb aber weiter sitzen. »Wir hätten noch zwei oder drei Dinge zu bereden, Dicker.«
    »Vorher? Dinge, die unsere unlauteren Absichten in den nächsten paar Minuten betreffen?«
    »Die auch, zum Beispiel. Und … na ja, die anderen können warten. Was hast du vor?«
    Baltasar klopfte auf seine Hosentasche. »Ich werde ein bißchen mit der Pistole fuchteln, falls es nötig sein sollte; so lange wirst du das Päckchen

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