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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Platte aus Eisenblech abgedeckt. Für alle Fälle, man weiß ja nie, ließ diese Platte sich aufklappen: In der Mitte saßen Angeln oder Scharniere (die Beschreibungen widersprachen einander), am Rand Riegel, gesichert mit schweren Schlössern.
    Fast eine halbe Stunde hackten und schrappten die drei, entfernten Brombeerranken, machten Weißdorn nieder, beseitigten Ballungen aus Zweigen, Laub und Efeu. Dann standen sie endlich vor den Ziegeln der letzten Ummauerung. Sie war etwa einen Meter hoch, und die Eisenblechplatte darauf nun fast frei von Bewuchs und Laub.
    »Seht ihr, was ich sehe?« Baltasar deutete auf die andere Seite, die sie zuvor nicht hatten einsehen können. »Wahrscheinlich hat Bauer Heppner gemeint, wir sollten von da drüben kommen; ich nehme an, sein Holzweg liegt da irgendwo.«
    Auch auf der anderen Seite gab es gemischtes Gestrüpp; es wirkte aber lichter als das, was sie beseitigt hatten.
    »Gräm dich nicht.« Yü kletterte auf die Platte. »Aber was sag ich? Wahrscheinlich wirst du die nächsten drei Jahre fluchen, daß du gearbeitet hast, statt gleich den einfachen Weg zu finden. – Hallo, seht euch das mal an!«
    »Was denn?«
    »Komm mal zur anderen Seite.«
    Matzbach, mißtrauisch gegenüber der Tragfähigkeit des Eisenblechs, wühlte sich einen Weg um den Schacht; als er drüben ankam, hatte Ruprecht sich längst auf der Platte zu Yü vorgerobbt. Beide betrachteten das Arrangement aus Riegeln und Schlössern.
    »Sieht so aus«, sagte Ruprecht, »als ob da vor kurzem jemand dran rumgefummelt hätte.«
    »Gefummelt ist untertrieben.« Yü kramte in der umgehängten Tasche, die alle Dietriche, Stifte und krummen Nägel des Bergedorfschen Haus- und Hofrats enthielt. »Das ist sicher geöffnet worden. Alles sauber, kaum Staub.«
    »Wenn wir jetzt Old Shatterhand wären«, sagte Matzbach, »könnten wir genau sagen, daß hier am zweiten Juli nachmittags bei leichtem Südwestwind ein Mann, der Kaugummi kaute und ›Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise‹ summte, sein Taschenmesser gewetzt hat.«
    Yü kniff die Augen zusammen. »Wie kommst du auf den zweiten Juli?«
    »Ich denke mir was.« Baltasar betrachtete das lichte Gestrüpp und sagte: »Macht ihr hier weiter; ich sehe mich mal um.«
    Es kostete kaum Mühe, sich einen Weg auf dieser Seite zu bahnen, weg vom Schacht, durch Gebüsch und Unterholz. Nach etwa zwanzig Metern kam er auf eine freie, lehmige Fläche. Links führte ein offenbar häufig genutzter Weg in Richtung Straße oder, wie Baltasar annahm, zum Gehöft des Bauern Heppner; rechts ging es tiefer in den Wald, hin zum Rand des Tals.
    Er näherte sich der Lehmfläche. Vermutlich hatte Bauer Heppner hier Holz gestapelt und beim Schleppen oder Wegschleifen die Grasnarbe des Waldbodens rasiert. Der Lehm war vom Wind und von Regenmangel getrocknet und von der Sonne hartgebacken. Spuren von Wagenreifen waren deutlich zu sehen.
    Baltasar kauerte am Rand der Fläche nieder und betrachtete die Abdrücke. Dann stand er leise pfeifend auf und ging zurück zum Schacht.
    Yü und Ruprecht waren eben dabei, die Platte hochzuwuchten. Die Scharniere befanden sich nicht genau in der Mitte. Als der hochzuklappende Teil stand, gab er etwa zwei Drittel der Schachtmündung frei.
    »Braucht ihr Hilfe, ihr lieben Kleinen?« sagte Matzbach.
    »Bemüh dich nicht.« Yü klang nur mäßig sarkastisch. »Das schaffst du notfalls sogar allein, ohne dich zu sehr anzustrengen. Was ist denn los mit dir? Du siehst ja richtig fröhlich aus.«
    »Ich freue mich, in angenehmer Gesellschaft am Busen der Natur zu nuckeln.«
    Ruprecht beugte sich weit vor und starrte in den Schacht; in der Rechten hielt er eine Stablampe.
    »Halli-hallo«, sagte er. Seine Stimme hallte aus dem Schacht zurück. »Ich … eh, da unten liegt was.« Jetzt klang er beinahe aufgeregt.
    »Was etwa?« sagte Baltasar. »Hasenköttel? Hustenbonbons? Hobelspäne?«
    »Was Weißes. Oder Helles. Wie ’n Paket. Gib mir mal das Seil.«
    Yü nahm die Taurolle, die er auf den Schachtrand gelegt hatte, und balancierte zu Ruprecht hinüber. »Was hast du vor?«
    »In der Wand sind Löcher – sieht aus wie weggelassene Ziegel. Löcher für Hände und Füße. Könnte nach all der Zeit bröseln. Ich will mich lieber anseilen, eh ich runtergeh.«
    Baltasar zog seine alte Browning aus der Hosentasche, legte sie auf den Schachtrand und streckte eine Hand aus. »Edler Knabe Felix, gib mir das doch bitte. Ich werde es mir um die Lesbentaille wickeln. Ich

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