Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)
mieses Geschäft machen, zusammen mit der Journaille. Kein Mitleid.«
Yü seufzte. »Krieg ich eine Antwort? Wieso so gehässig?«
»Ich kann kalte arrogante Schweine nicht leiden. Wenn alles auffliegt, wird der Herr Abgeordnete wahrscheinlich mit sauberen Griffeln dastehen, was ich bedaure, aber immerhin können Hermes und Sanger ihn keine Wildschweine mehr beißen lassen.« Er schüttelte den Kopf. »Fast verdrösse es mich, glückhafter Herr Yü.«
»Was?«
»Dies staatsbürgerlich einwandfreie Benehmen. Morgen die Polizei informieren. Oder übermorgen. Und eine freie Praxis für einen jüngeren und vielleicht umgänglicheren Arzt schaffen.«
»Extrem tugendhaft. Meinst du denn, es gelingt dir, den Schatz zu verheimlichen?«
»Das hoffe ich. Ich glaube, wir haben alles ausgeräumt; die grünen Jungs werden natürlich ein bißchen im Loch wühlen, aber …« Er zuckte mit den Schultern.
»Ich hätte da noch was für dich«, sagte Yü, als sie sich der Kirche näherten. »Halt mal eben an.«
»Was denn? Hier oder bei der
Tränke
?«
»Hier.«
Als der Wagen ausgeschaltet war, blieb Yü zunächst sitzen. »Zweieinhalb Worte zuvor«, sagte er. »Ich habe, als ich mit Ruprecht in seiner Oldtimer-Garage war, ein paar Fragen gestellt, die er an Gudrun weitergeben sollte. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit, damit seine Chefin nichts hört.«
Matzbach runzelte die Stirn.
»Alter Herr Matzbach, keine Sorge.« Yü lachte. »Es wird deine greise Libido nicht vermindern. Ich habe, wie gesagt, Fragen gestellt; und jetzt nehmen wir die Lampe und gehen auf den Friedhof.«
Matzbach folgte ihm irritiert. Das Gittertörchen war abgeschlossen; sie mußten klettern, um die Grabstellen zu erreichen.
Yü hatte sich den Weg und die Lage offenbar gründlich beschreiben lassen; ohne langes Suchen fand er den gesuchten Stein.
Matzbach las die Inschrift, Name, Daten. Es war das Grab von Katharina Vogelsang, verwitwete Helmers, geborene Lagermann. Hermann Vogelsang ruhte neben ihr.
»Und?«
»Komm; wir sind noch nicht fertig.«
Sie verließen den Friedhof; Yü ging voran, zum verglasten Schaukasten vor der Kirche. Die Stablampe half Baltasar, einiges zu entziffern. Er sah den Zettel, auf dem Pfarrer Konrad Helmers seine Abwesenheit »zur Erholung nach längerer Krankheit« bekanntgab; Mitteilungen über Begräbnisse, Hochzeiten und andere allfällige Vorkommnisse; Bilder von der letzten Heiligen Kommunion – und er sah Pfarrer Helmers, mit Tonsur und Warze.
»Kriegst du es jetzt zusammen?« sagte Yü.
Matzbach nickte langsam. »Sie hat Konrad Helmers geboren; dann ist der Vater gestorben; sie hat wieder geheiratet und Benno Vogelsang gekriegt. Der Pfarrer ist der ältere Halbbruder; aber warum hat er sich als unser Kuriositätenhändler Benno ausgegeben?«
»Darüber können wir noch ein Weilchen brüten.« Yü deutete auf den Citroën. »Das waren eineinhalb Worte; es fehlt noch eines an den zweieinhalb, die ich sagen wollte.«
»Sprich es in hurtiger Gelassenheit.« Matzbach knipste die Lampe aus. »In schwierigen Lagen sollten europäische Barbaren sich der Führung weiser Chinesen anvertrauen.«
»Wir sollten jetzt unser Päckchen bei der Polizei abgeben.«
Baltasar blieb neben dem Wagen stehen, statt einzusteigen. »Jetzt? Und was ist mit meiner Gehässigkeit und dem Schmorenlassen?«
»Können wir denn sicher sein, daß die Fleißners nicht nach Abklingen von Panik und Zähneknirschen die Polizei alarmieren und behaupten, die bösen Kidnapper namens Matzbach und Yü hätten sich endlich gemeldet?«
»Murksiger Mist! Aber du hast natürlich recht; wieso habe ich nicht daran gedacht?«
Sie stiegen ein; Matzbach startete aber noch nicht. Er rieb sich die seit dem Morgen gesprossenen Bartstoppeln; dann tippte er mit der Spitze des rechten Zeigefingers auf Yüs Oberschenkel.
»Danke für zweieinhalb kluge Worte. Ich fürchte, mein Geist hat sich zu lange der Dreizehn-Hirsekorn-Ernährung hingegeben und ist verkümmert. Vielleicht sollte ich mich zur Ruhe setzen.«
»Vielleicht solltest du mit uns in die Karibik kommen.«
»Wie wollen wir es machen?«
»Was? Die Karibik?«
»Blödsinn. Polizei, Münzen und so weiter.«
Matzbach setzte Yü am Bergedorfschen Hof ab, wo er für die ausreichende Verbreitung der von den beiden ausgeheckten Fassung sorgen sollte.
»Wir wollen uns der Tugend der minderen Wahrhaftigkeit befleißigen«, sagte Yü beim Aussteigen. »Ich werde ein wenig sortieren, schatzmäßig;
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