Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)
falls die Jungs sofort alles sehen wollen.«
Die nächsten Stunden verbrachte Baltasar in der guten Gesellschaft mehrerer Polizisten in Uniform und zweier in Zivil. Die Fassung, die er zu Protokoll gab, lautete ungefähr so:
Man habe in Befolgung von Hinweisen, Anekdoten und alten Schriften eruiert, daß in dem auf dem Grund des Bauern Heppner befindlichen alten Schacht möglicherweise Reste eines Schatzes zu finden seien, der aus der Zeit der französischen Besetzung des Bergischen Landes stamme. Bei der Untersuchung des Schachts sei man zunächst auf das den Beamten soeben ausgehändigte Bündel gestoßen, habe dies aber nicht sofort geöffnet; hätte man es sofort geöffnet, so würde man selbstverständlich die weiteren Schachtarbeiten eingestellt und sich unverzüglich mit den Behörden ins Benehmen gesetzt haben. Eine mindere Menge von Münzen und Schmuckstücken sei geborgen worden, die man zur eigenen Erbauung ein wenig betrachten und dann den zuständigen Stellen aushändigen werde; bei einer hierfür möglicherweise anfallenden Ent- oder Belohnung sei natürlich auch Bauer Heppner zu bedenken, als Besitzer des Landes, auf dem sich die weiland Schachtanlage befinde.
Wie einige (namentlich aufgeführte) Bonner Kollegen der Beamten bestätigen könnten, sei der Unterzeichnende B. Matzbach gelegentlich in gewisse Vorgänge verwickelt gewesen, die sich im weitesten Sinne als kriminalistisch bezeichnen ließen. Bei Betrachtung des Bündelinhalts, der bereits stark verwesten Leiche eines Säuglings, habe er sich des Falles Fleißner entsonnen. Zufällig habe er bemerkt, daß auf einer Lehmfläche in unmittelbarer Nähe des Schachts die Spuren von Autoreifen zu sehen seien: Reifen, deren Abdrücke auf das Fehlen eines Teils des äußeren Profils schließen ließen. Dr. Fleißner besitze einen geländegängigen Wagen mit Reifen des entsprechenden Typs, und zumindest an einem Reifen seien von Klitterbacher Straßenlümmeln Schnitzübungen vorgenommen worden. Ferner kenne Dr. Fleißner, der ja auch Hausbesuche vornehme, die gesamte Gegend einschließlich der Wald- und Wirtschaftswege. Das Kind der Fleißners sei angeblich am 2. Juli entführt worden; am Nachmittag des 2. Juli habe es heftig geregnet, und die vermutlich an diesem Nachmittag oder frühen Abend auf besagter Lehmfläche hinterlassenen Reifenspuren seien durch das seither verzeichnete gute Sommerwetter bestens konserviert.
Um Irrtümern vorzubeugen und zu klären, ob es sich um das vermeintlich entführte Kind handle, habe sich B. Matzbach zusammen mit Herrn Felix Yü zu Dr. Fleißner begeben; im Verlauf der nicht eben freundschaftlichen Unterhaltung habe sich herausgestellt, daß das Kind tot geboren oder unmittelbar nach der Geburt gestorben sei. Man habe das Schweigen der seither auf Mallorca befindlichen Hebamme mit € 10.000 erkauft. Es sei davon auszugehen, daß die Fleißners danach zusammen mit den Journalisten Herms und Sager die angebliche Entführung vorgetäuscht hätten, um aus der meistbietend verkauften Berichterstattung Gewinn zu ziehen.
Die Herren Yü und Matzbach seien jederzeit bereit, diese Aussagen zu beeiden.
Gegen fünf Uhr früh erreichte Baltasar wieder den Hof. Yü und Wayne wachten neben einer alten Zinkwanne, in die sie unsortiert Münzen und Schmuckstücke gepackt hatten.
Nachdem er von seinem Aufenthalt bei der Polizei (und vom Aufbruch eines ersten Vorab-Teams zur vorläufigen Festnahme der Fleißners und Sicherung der Spuren am Schacht) berichtet hatte, sagte Matzbach:
»Und wo sind die anderen Schätzchen?«
»Gut versteckt.« Yü deutete auf die Wanne. »Meinst du, das reicht denen?«
Baltasar packte einen der Griffe und zerrte. »Na ja, dürfte ungefähr ein Zentner sein, was? Ich schätze, das reicht als Alibi. Aber vielleicht sollte ich mal nachschauen, ob ihr nicht die drei interessantesten Münzen reingeschmissen habt.«
Wayne rieb sich die Augen. »Was meinst du denn, wovon ich so müde bin?«
Matzbach blinzelte. »Bist du die geheime Numismatikerin des Bergischen Landes? Teilen wir da etwa gewisse Vorlieben? Entzückend, junge Frau. Wenn das so weitergeht, werde ich mir ernsthaft überlegen, ob nicht gewisse Maximen doch Ausnahmen dulden.«
»Welche zum Beispiel?«
»Zum Beispiel die, daß alte Männer sich nicht jungen Frauen aufdrängen sollten.«
Sie lachte. »Ach, so ein bißchen qualifizierte Aufdringlichkeit kann hin und wieder nicht schaden.«
Yü räusperte sich. »Bevor ihr jetzt erörtert,
Weitere Kostenlose Bücher