Ein feuriger Verehrer
sehen, ob er Ihren Anruf entgegennehmen möchte.«
Damit wurde der Bildschirm schwarz, und obgleich sie keinen Zweifel daran hatte, dass er sie problemlos aus der Leitung werfen könnte, zählte sie bis zehn. Bis zwanzig. Und bis dreißig, ehe das Gesicht ihres Ehemanns auf dem Monitor erschien.
»Lieutenant.« Sein leichter irischer Akzent klang weniger melodisch als vielmehr merklich unterkühlt.
»Wir brauchen gefälschte Inhaberschuldverschreibungen über einhundert Millionen Dollar – gute Fälschungen, aber nicht gut genug, um wirklich eingelöst zu werden. In Blättern à zehntausend.«
»Bis wann?«
»Spätestens vierzehn Uhr.«
»Wird erledigt.« Er machte eine kurze Pause, ehe er sie fragte: »Gibt es sonst noch irgendwas?«
Ja. Es tut mir Leid. Ich bin eine Idiotin. Was willst du bloß mit mir? »Das ist alles. Wir -«
»Ihr wisst meine Mithilfe zu schätzen. Ja, ich weiß. Ich bin gerade mitten in einer interplanetarischen Konferenz, wenn das also alles ist …«
»Ja, das ist alles. Wenn du mich wissen lassen könntest, wann die Dinger fertig sind, sorge ich für den Transport.«
»Du wirst von mir hören.«
Damit legte er auf, und sie zuckte zusammen. »Okay«, murmelte sie. »Das hat gesessen. Das hat wirklich wehgetan.« Sie stopfte das Handy zurück in ihre Tasche und dachte an ihren eigenen Ratschlag, den sie McNab gegeben hatte.
Vergiss es, dachte sie und gab sich die größte Mühe, es zu tun. Offensichtlich war ihr irgendetwas aber trotzdem anzusehen, weshalb Peabody wohlweislich den Mund hielt, als sie in den Wagen einstieg und sie, eingehüllt in Schweigen, gemeinsam zur Leichenhalle fuhren.
Im Haus der Toten herrschte ein Gedränge wie in der Bar eines Hotels während einer Tagung. Die Gänge waren voller Techniker, Pathologen sowie Ärzte, die aus den umliegenden Krankenhäusern herbeigerufen worden waren, weil man alleine mit der momentanen Krise überfordert war. Der Gestank lebender und toter Menschen verpestete die Luft.
Eve schnappte sich einen der Angestellten, den sie kannte. »Chambers, wo ist Morris?« Sie hatte auf ein kurzes Gespräch mit dem Chefpathologen gehofft.
»Steckt bis zum Hals in Arbeit. Die Bombardierung des Hotels hat uns jede Menge Kunden, viele von ihnen in Einzelteilen, ins Haus gebracht. Es ist, als ob man ein riesiges Puzzle zusammenfügen muss.«
»Tja, ich muss einen Ihrer Gäste sehen, der heute Morgen reingekommen ist. Lamont. Paul Lamont.«
»Himmel, Dallas, die andere Sache hat eindeutig Vorrang. Es geht darum, all diese Toten schnellstmöglich zu identifizieren.«
»Es gibt einen Zusammenhang zwischen Lamont und all den anderen Toten.«
»Schon gut, schon gut.« Genervt trat Chambers vor einen Computer und gab den Namen ein. »Wir haben ihn auf Eis gelegt. Raum D, Schublade zwölf. Allmählich müssen wir sie stapeln, damit überhaupt noch alle reingehen.«
»Ich muss ihn mir kurz ansehen. Außerdem müsste ich den Bericht überfliegen und seine Sachen durchgehen.«
»Aber machen Sie möglichst schnell.« Seine Schuhe klatschten laut auf dem gefliesten Boden, als er ihr voranging, seinen Schlüssel in das Schloss der Tür schob und sie vor sich in die Halle ließ. »Schublade zwölf«, erinnerte er sie. »Sie können Ihren Generalschlüssel benutzen, den Rest erledige ich dann.«
Eve öffnete die Lade und heraus kamen eine kalte Wolke und die Überreste von Lamont. »Sie haben ihre Sache wirklich gründlich gemacht«, murmelte sie, als sie seinen malträtierten Körper sah.
»Allerdings. Hier steht, dass das Fahrzeug, ein schwarzer Airstream-Lieferwagen, die Kurve nicht gekriegt und ihn dort, wo er auf dem Gehweg stand, schlicht über den Haufen gefahren hat. Wir haben ihn bisher noch nicht weiter untersucht. Wie gesagt, die anderen Fälle haben Vorrang.«
»Kein Problem, er wird sich noch ein bisschen halten.« Eve schob die Lade wieder zu. »Was hatte er bei sich?«
»Zirka fünfzig Dollar in Kreditchips, eine Armbanduhr, seinen Pass, diverse Schlüssel, eine Packung Pfefferminz, ein Handy, einen Terminkalender und ein Messer.« Er blickte auf die lange, schmale Klinge. »Ich schätze, das Ding ist eindeutig länger als erlaubt.«
»Höchstens ein, zwei Meter. Ich brauche das Handy und seinen Kalender.«
»Meinetwegen. Unterschreiben Sie, und die Sachen gehören Ihnen. Ich muss wieder zurück. Ich hasse es, wenn meine Kundschaft warten muss.«
Sie tat wie ihr geheißen, wollte jedoch noch von Chambers wissen: »Habt ihr
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