Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein feuriger Verehrer

Ein feuriger Verehrer

Titel: Ein feuriger Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
Cassandra, meine junge Göttin, bist das Licht der Zukunft. Du bist meine Prophetin. Dein Bruder ist zu schwach, um die Bürde der Entscheidung auf sich nehmen zu können. Er ist zu sehr der Sohn seiner Mutter. Du hingegen schlägst nach mir.«
    »Du darfst nie vergessen, der Sieg hat einen Preis. Zögere nicht, ihn zu entrichten. Handele wie eine Furie, wie eine Göttin. Nimm deinen Platz in der Geschichte ein.«
    Auch alle anderen Briefe hatten dieses Thema. Sie war seine Soldatin und würde ihn ersetzen, wenn die Zeit gekommen war. Er, Gott, hatte sie, Göttin, nach seinem Bild geformt.
    In einem anderen Ordner fand Eve sowohl die Kopien der Geburts- und Sterbeurkunden Clarissas wie auch ihres Bruders, Zeitungsartikel über Apollo und über ihren Vater und eine Reihe Fotos, auf denen der Politiker James Rowan im Anzug, mit seidig schimmernden Haaren und einem breiten, freundlichen Lächeln zu sehen war. Ebenso wie der Privatmann in voller Kampfmontur, mit schwarz gefärbtem Gesicht und reglos kalten Augen – Augen eines Mörders, wie Eve fand.
    Sie hatte schon allzu oft in ihrem Leben in solche Augen gesehen.
    Dann kamen weitere Familienbilder – abermals privat –, auf denen man James Rowan zusammen mit der Tochter sah. Das elfengleiche, kleine Mädchen hatte eine Schleife in den Haaren, eine Waffe in der Hand, ein entschlossenes Lächeln und genau den gleichen kalten Blick.
    Sämtliche Informationen über eine gewisse Clarissa Stanley, einschließlich der Passnummer sowie des Geburts- und Sterbedatums, waren sorgfältig auf einem Blatt notiert.
    Auf einem anderen Foto war Clarissa als junge Frau zu sehen. In Militärkleidern stand sie neben einem grimmig aussehenden Mann, dessen Augen man unter der Krempe seines Uniform-Huts nicht sah. Hinter ihnen ragten schneebedeckte Berge in den Himmel auf.
    Sie hatte das Gesicht des Mannes schon einmal gesehen, überlegte sie und setzte nochmals ihre Mikro-Brille auf.
    »William Jenkins Henson«, murmelte sie, zog ihren Handcomputer aus der Tasche und gab den Namen, um ihr Gedächtnis aufzufrischen, ein.
    William Jenkins Henson, geboren am 12. August 1998 in Billings, Montana. Verheiratet mit Jessica Deals, eine Tochter, Madia, geboren am 9. August 2018. James Rowans Wahlkampfmanager …
    »Richtig. Stopp.« Sie stand auf und lief unruhig durch den Raum. Sie konnte sich wieder erinnern, denn sie hatte sich die Daten dieses Mannes schon einmal angesehen. Er hatte eine Tochter in Clarissas Alter gehabt. Eine Tochter, die nach der Bombardierung des Hauses in Boston nie mehr in Erscheinung getreten war.
    In den Ruinen des Hauses in Boston hatte man die Leiche eines Mädchens ausfindig gemacht. Hensons Tochter, dachte Eve. Nicht die Tochter von James Rowan, wie immer angenommen worden war. Und William Jenkins Henson hatte Charlotte Rowan unter seine Fittiche genommen und ihre Ausbildung weiter fortgeführt.
    Eve setzte sich wieder, ging die Papiere weiter durch, stieß auf einen zweiten Stapel Briefe, die Rowan seiner Tochter geschrieben hatte, und nahm das erste Schriftstück in die Hand.
    »Eve, ich bin drin. Das hier wird dich interessieren.«
    Ohne den Brief aus der Hand zu legen, stand sie auf und ging zurück zu ihrem Mann.
    »Sie wurde von ihm ausgebildet, seit sie ein kleines Mädchen war«, sagte sie zu Roarke. »Sie war von Anfang an ein Mitglied seiner Truppe. Er nannte sie Cassandra. Und nach seinem Tod hat Henson sich des Kindes angenommen. Ich habe ein Foto von den beiden, das gute zehn Jahre nach der Bombardierung des Hauses aufgenommen worden ist.«
    »Die Ausbildung war wirklich gründlich.« Das Geschick, mit dem sie die Geräte vor fremdem Zugriff gesichert hatte, hatte Roarke tatsächlich mit Bewunderung erfüllt. »Sie hat eine Reihe E-Mails von hier an einen Ort in Montana gehen lassen. Vielleicht gingen sie ja an Henson. Sie hat ihn nicht mit seinem Namen angesprochen, ihn aber immer ausführlich über alles informiert.«
    Eve blickte auf den Bildschirm. »Kamerad …«
    »Von Politik habe ich keine Ahnung«, meinte sie, nachdem sie die erste E-Mail überflogen hatte. »Was versuchen sie mit ihrem Vorgehen zu beweisen? Was versuchen sie zu sein?«
    »Kommunismus, Marxismus, Sozialismus, Faschismus.« Roarke zuckte mit den Schultern. »Demokratie, Republik, Monarchie. Eins ist wie das andere. Stets geht es um Macht und Ruhm. Sie wollen die Revolution um ihrer selber willen. Manche Menschen haben eine sehr begrenzte und persönliche Sicht von Politik und

Weitere Kostenlose Bücher