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Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
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einer Stunde. Vielleicht weiß er, was in solchen Fällen zu tun ist. Ich meine, Schulz-Kampfhenkel war am Amazonas. Er musste mit solchen Vorfällen rechnen, sich vorbereiten.«
    Krauss nickte.
    »Dann los.«
    Während Straubinger sich auf den Weg machte, kümmerte sich Weinberg um Oda, suchte nach einer geeigneten Vene, legte ihr eine Kanüle.
    »Ich versuche, sie zu stabilisieren. Mehr kann ich im Augenblick nicht tun. Eine derartige Vergiftung ist unberechenbar.«
    »Vielen Dank. Es tut mir leid, dass ich Sie da mit reingezogen habe. Aber Sie waren meine einzige Hoffnung.«
    Weinberg rang mit den Worten. Ihm lag etwas auf der Seele, das auszusprechen ihn Überwindung kostete. Aber die Last war zu groß, er musste sich von ihr befreien.
    »Dass Sie zu uns gekommen sind, kann ich Ihnen verzeihen. Sie wollten diese Frau retten. Aber dass Sie Rache genommen haben für das, was man mir angetan hat, ohne mich nach meiner Meinung zu fragen, ist unverzeihlich, Richard. Sie haben fünf Menschen kaltblütig erschossen. Meinetwegen. Glauben Sie, dass ich lächelnd darüber hinweggehe, als wäre nichts geschehen?Ich bin Arzt, Richard. Ich habe einen Eid geleistet, dass ich alles unternehme, was in meiner Macht steht, um Menschenleben zu erhalten. Egal, was diese Leute mir angetan haben, egal, was die Nationalsozialisten mit den Juden anstellen, es gibt Ihnen nicht das Recht, über deren Leben zu entscheiden.«
    Der Arzt war aufgewühlt von seinen Worten, kämpfte sichtlich gegen seine Gefühle an. Aber er fing sich wieder, wartete auf eine Antwort. Krauss breitete hilflos die Arme aus.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Dass ich es bereue? Dann würde ich lügen. Es tut mir leid, Ihre Gefühle verletzt zu haben, das war nicht meine Absicht. Mag sein, dass unsere Vorstellungen von Recht und Gesetz auseinanderklaffen. Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass Sie es gar nicht erfahren. Aber dass diese Menschen durch meine Hand gestorben sind, belastet mich in keiner Sekunde. Ich habe gesehen, wozu diese Leute fähig sind, und ich sehe mich außerstande, das zu tolerieren. Es geht dabei nicht nur um Sie, Samuel. Ich wollte diesen Männern demonstrieren, dass sie nicht die letzte Instanz sind auf diesem Planeten, dass ihr selbstgerechtes Handeln Konsequenzen haben kann. Dass es Menschen gibt, die eine andere Vorstellung von Gerechtigkeit besitzen. Dafür will ich mich nicht entschuldigen.« Er senkte den Kopf. »Ich kann es nicht.«
    Der Arzt starrte ihn stumm aus schwarz umrandeten Augen an. Krauss hoffte, dass es nicht seine Vergeltungsaktion allein war, die dem Arzt den Schlaf raubte. Es machte ihn verrückt, dass die Dinge in diesem Land so aus dem Gleichgewicht gerieten. Diejenigen, die moralisch integer bleiben wollten, zahlten einen zu hohen Preis. Weinbergs Frau trat von hinten an Krauss heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sie sprach leise, gefasst.
    »Sie müssen Samuel verstehen. Wir sind keine Mörder. Ichhabe ihm erklärt, dass Sie Ihren inneren Dämonen folgen, dass Sie nicht anders können, dass Sie Vorwände suchen, um Ihre Rache auszuleben. Dass es nichts mit ihm zu tun hat. Aber er glaubt mir nicht. Außerdem teile ich seine Auffassung nur teilweise. Denn obwohl ich selbst niemals jemanden töten könnte, bin ich froh, dass Sie es können, Richard.«
    Der Arzt öffnete den Mund, um etwas zu sagen, verkniff es sich aber. Offensichtlich hatten ihn die Worte seiner Frau in einen Konflikt gestürzt. Es war ihm anzumerken, dass er damit nicht einverstanden war, aber vor der Auseinandersetzung zurückscheute.
    »Ich werde alles tun, um diese Frau zu retten«, sagte er, »aber egal, wie es ausgeht: Ich möchte, dass Sie uns danach verlassen und nie mehr hier auftauchen.«
    »Einverstanden«, entgegnete Krauss, froh, das unangenehme Gespräch beenden zu können.
    »Kommen Sie, ich mache Ihnen was zu essen«, sagte Weinbergs Frau. Sie führte Krauss sanft aus dem Zimmer. Draußen im Flur wartete Hannah und blinzelte ihn schläfrig an. Als sie Krauss erkannte, lief sie auf ihn zu.
    »Richard«, rief sie.
    Obwohl ihm nicht danach zumute war, musste er lachen, während er sie hochhob und an sich drückte.
    »Mein Gott, bist du schwer.«
    Hannah klammerte sich an ihn.
    »Ich habe dich so vermisst.«
    »Ich dich auch.«
    »Ich habe sogar von dir geträumt.«
    »Ach ja? Und was?«
    »Da war Feuer, und es war heiß, und eine Hand hat nach deinem Amulett gegriffen, um dich ins Feuer zu ziehen, aber du hast nur

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