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Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
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würde niemals mehr von Richards Seite weichen. Lieber wäre sie tot.
    Vor ihr lag der zugefrorene Weiher. Sie hatte ihn problemlos gefunden, als hätte eine unsichtbare Kraft sie gezogen. An manchen Stellen schimmerte das Eis durch den See und spiegelte das Mondlicht. Oda hörte den Bach an der freien Stelle sprudeln. Neben ihr knackte ein Zweig. Erschrocken drehte sie sich um. Hansen richtete aus kurzer Distanz eine Waffe auf ihren Kopf. Seine Hand war vollkommen ruhig.
    »Schön, dich wiederzusehen«, sagte er. »Wenn du gleich hier sterben willst, dann schrei.«
    Oda lebte. Das war das Entscheidende. Krauss war nach der Explosion der Handgranate und den Gewehrsalven auf das Haus zugelaufen. Zwar vermutete er, dass Oda geschossen hatte, wollte sich aber vergewissern. Immer wieder blieb er stehen und beobachtete durch das Zielfernrohr die Umgebung der Hütte, obwohl er kaum etwas erkennen konnte. Als er einen Mann sah, der sein Gewehr hob, drückte er ab. Oda richtete sich auf. So, wie sie sich bewegte, war sie unverletzt. Er musste ihr eine Nachricht zukommen lassen, eine Nachricht, die nur sie verstand. Krauss stellte den Karabiner ab und formte aus seinen Händen einen Trichter. So laut er konnte, schrie er zweimal das Wort »Theke«. Der Weiher. Sie würde wissen, was er meinte, hoffte Krauss. Er nahm den Karabiner wieder hoch und schaute durchs Zielfernrohr. Oda wandte sich ab und ging nach Osten. Sie hatte verstanden.
    Es war vielleicht ihr einziger Ausweg. Krauss vermutete, dass Hansen sie in die Zange nehmen wollte. Einige Männer waren nach Norden gelaufen, andere nach Süden. Sie planten, im Schutz des Waldes vorzustoßen. In der Dunkelheit würde es schwer sein, sie auszumachen. Aus Krauss’ Sicht konnte Oda und ihn nur ihre Ortskenntnis retten. Das brachte ihnenden entscheidenden Vorteil. Zumal es bald richtig finster würde. Der Mond ging unter. Schon jetzt war das Licht schwächer. Langsam arbeitete er sich durch den verschneiten Wald, blieb alle paar Minuten stehen, um zu lauschen. Aber er hörte nichts. Keine brechenden Äste, keine Stimmen, kein Geraschel. Vielleicht irrten ihre Verfolger orientierungslos im Wald herum. Vielleicht erschossen sie sich gegenseitig. Ein schöner Gedanke.
    Dass Oda es anscheinend unversehrt aus dem Haus geschafft hatte, spornte ihn an. Sein Plan, sie zu warnen, war aufgegangen. Hansen sollte diese Nacht verfluchen. Er hatte sich mit gefährlichen Gegnern angelegt. Aber noch waren sie nicht in Sicherheit. Noch lange nicht. Krauss wusste, dass er Hansen ernst nehmen musste. Dieser Lump würde nicht aufgeben. Das hatte er mehrfach bewiesen. Krauss bereute zum wiederholten Mal, Hansen nicht längst getötet zu haben. Das brachte seine Gedanken zurück zu Oda. Auch ihr gegenüber hatte er Dinge versäumt. Krauss mochte es nicht, über Gefühle zu reden. Solche Sachen gingen ihm schwer über die Lippen; zudem erschien es ihm wie ein Verrat an Hanna. Aber Oda hatte es verdient, dass er ihr sein Innerstes offenbarte, hatte sich ihm hingegeben. Auch er wollte das, wurde aber gebremst von der Angst, sie nicht beschützen zu können. Sie lebten in einem Zustand der permanenten Bedrohung, wie sollte er da eine Beziehung zu ihr aufbauen? Wenn sie sich an ihn klammerte, war ihr Leben in Gefahr. Das durfte er nicht zulassen. Doch nun, in diesem Moment größter Not, überwältigten Krauss die Gefühle für Oda. Die Zuneigung, die er für sie empfand, wurde nur übertroffen von der Sorge, sie zu verlieren. Bei dem Gedanken klumpte sich sein Magen zusammen. Er musste ihr all das gestehen. Unbedingt. Ihr sagen, dass er sie liebte. Krauss verharrte, verwundert über sich selbst. Vor ein paar Wochen hätte er behauptet, dassLiebe in seinem Leben keinen Platz mehr hatte. Nun war alles anders.
    Vor ihm fiel der Waldboden leicht ab. Er hatte die Böschung des Weihers erreicht. Durch die Bäume hindurch hielt er Ausschau nach Oda. Da stand sie, fünfzehn Meter entfernt, unmittelbar am Waldrand. Er rutschte die Böschung hinunter zur zugeschneiten Eisfläche des Tümpels. Oda sah auf, aber er erkannte in der Dunkelheit ihren Gesichtsausdruck nicht. Ohne dass er hätte sagen können, warum, erschien sie ihm traurig, niedergeschlagen. War es ihre Körperhaltung? Er winkte, ging auf sie zu. Als er wenige Meter von ihr entfernt war, sprang eine Gestalt blitzschnell aus dem Schatten eines Baumstamms hervor und drückte sich von hinten an Oda. Krauss riss den Karabiner hoch.
    »Waffe runter!«,

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