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Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
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rammte ihm den Ellenbogen in den Unterbauch. Er war frei. Der Mann vor ihm rappelte sich gerade wieder hoch, bereit für die nächste Attacke. Krauss suchte mit den Augen den Boden ab, sah die Waffe, bückte sich, packte sie und schoss. Der Totschläger kippteseitlich weg. Krauss erhob sich. Der zweite Mann vor ihm rührte sich nicht, starrte ihn nur an. In seinen Augen meinte Krauss, die Erkenntnis zu lesen, versagt zu haben. Sie waren hier, um ihn zu beseitigen. Nun wurden sie selbst zum Opfer. Krauss schoss ihm in die Stirn.
    Er wandte sich dem Kräftigen zu, dem, der ihn von hinten überrumpeln wollte. Der Kerl lehnte in sich zusammengesunken an der Wand, keuchte.
    »Dónde está Hansen?«, kratzte Krauss seine Spanischkenntnisse zusammen.
    »Hansen ist fort«, antwortete der Mann.
    »Ein Landsmann«, sagte Krauss.
    »Mein Name ist Falk, Erwin Falk. Dass die Sache dermaßen aus dem Ruder läuft, habe ich nicht geahnt. Tut mir leid.«
    »Zu spät«, entgegnete Krauss. »Wo sind Hansen und der Junge?«
    »Lassen Sie mich am Leben, wenn ich es Ihnen sage?«
    »Ich töte Sie, wenn Sie es nicht sagen.«
    Falk schüttelte den Kopf, als sei es ihm unbegreiflich, wie er in so einen Schlamassel geraten konnte.
    »Ich hätte es wissen müssen, als Hansen mich anheuerte. Dass mit ihm etwas nicht stimmt. Er hat mir nicht gesagt, dass Sie den Jungen beschützen.«
    »Er hielt mich für tot.«
    Der Deutsche sah ihn verständnislos an.
    »Wo ist er?«, fragte Krauss.
    Falk seufzte, gab auf.
    »Hansen ist mit dem Jungen unterwegs nach Belem. Das Schiff hat gestern Abend abgelegt.«
    Krauss fluchte. Er kam wieder zu spät.
    »Wann fährt der nächste Dampfer?«
    Falk zuckte mit den Achseln. Wenn Hansen glaubte, dass sein Verfolger aufzuhalten war, irrte er sich, dachte Krauss.Dann fuhr er eben nach Belem. Und immer weiter, bis er ihn hatte.
    »Lassen Sie mich am Leben«, sagte Falk. »Ich helfe Ihnen, nach Brasilien zu kommen.«
    »Auf welcher Seite stehen Sie?«, fragte Krauss.
    Falk musterte ihn irritiert.
    »Ich will wissen, auf welcher Seite Sie stehen«, wiederholte Krauss. Falk musterte ihn.
    »Auf Ihrer natürlich. Ich bin davon überzeugt, dass Deutschland die Zukunft gehört und dass wir das Gesindel ausrotten müssen. Um dieses Gesocks ist es nicht schade. Wir beide wissen das. Sie sind ein Arier wie ich. Bald gehört uns die ganze Welt.«
    »Falsche Antwort«, sagte Krauss.
    Erst zehn Tage später erreichte Krauss Belem. Er hatte ein Flugzeug nach Rio de Janeiro erwischt, dort aber fünf Tage warten müssen, bis er sich in die Stadt am Rio Guamá einschiffen konnte. Dort war es weit weniger prachtvoll als in Buenos Aires, dem Ort fehlten das internationale Flair und eine breite bildungsbürgerliche Schicht, die nach Höherem strebte. Belem lag an der Mündung von Rio Pará und Rio Guamá, die zum Amazonas führten, war ein Umschlagplatz für den Kautschuk, der aus den Wäldern hierhin transportiert wurde und zum Beispiel Manaus großen Reichtum beschert hatte. Regelmäßig fuhren Touristenschiffe von Belem in die Amazonas-Metropole, in deren Oper international bekannte Gesangskünstler auftraten. Aber das alles interessierte Krauss nur am Rande. Er suchte weder einen Gummi-Lieferanten noch touristische Attraktionen. Krauss irrte durch die verwinkelte Altstadt rund um den Hafen, das Hemd klebte ihm am Körper, weil er in der für ihn ungewohnten, schwülwarmen Luft der Tropen schwitzte, und ihn verfolgte nur ein einzigerGedanke: Wo steckte Hansen? Mit seinen paar Brocken Spanisch fragte er sich durch Kneipen und Restaurants, lernte sein Anliegen sogar auf Portugiesisch zu stammeln, wohl wissend, dass er die Antwort nicht würde verstehen können. Aber er traute sich zu, ein positives Urteil von einem negativen zu unterscheiden. Alles andere würde sich fügen. Hauptsache, er entdeckte eine Spur zu Odas Mörder.
    Tatsächlich stieß Krauss auf etliche Menschen, die den Deutschen kannten. Hansens Erscheinung war zu ungewöhnlich, um schnell in Vergessenheit zu geraten, der blonde Zopf, die verschiedenfarbigen Augen, das athletische Auftreten. Aber niemand wusste, wo er zu finden war. Es wollte auch niemand wissen. Hansen hatte den Status eines Außenseiters, er tauchte auf und verschwand wie ein Phantom. Je mehr Menschen Krauss befragte, desto weiter schien sich Hansen von ihm zu entfernen, so sehr unterschieden sich die Angaben. Es war zum Verzweifeln. Zwei Tage verstrichen, in denen Krauss erfolglos die Stadt

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