Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)
und ohne anzuklopfeneinen Raum betrat. Oder dem Mann war die Waffe aufgefallen, die Krauss in der Rechten eng am Oberschenkel hielt, den verlängerten Lauf auf den Boden gerichtet. Krauss hob die Waffe und schoss Blumbergs Bürokraft in den Kopf. Der Schalldämpfer reduzierte das Knallgeräusch auf ein metallisches Zischen. Blumbergs Sekretär sackte im Sessel zusammen.
Krauss horchte an der Tür zu seiner Linken. Er hörte Männerstimmen, Gelächter. Bevor er hineinging, musste er wissen, was hinter der zweiten Tür lag. Bloß keine bösen Überraschungen. Er wechselte die Seite, lauschte. Kein Laut. Er drückte die Klinke. Ein großzügiger, tagsüber wegen der hohen Fenster wohl heller Raum mit einem Schreibtisch und einem Ledersessel dahinter. Hakenkreuzfahne, ein gerahmtes Bild des Führers an der Wand. Das war Blumbergs Büro. Dann besaß er ein eigenes Besprechungszimmer. In einer so luxuriösen Umgebung wurde über das Leben von Menschen entschieden, dachte Krauss. Es kann aber auch hier enden, fügte er hinzu. Plötzlich wütend, verließ er das Büro und marschierte direkt durch in den Konferenzraum. Auch er war üppig dimensioniert, allerdings mit einem ovalen Tisch ausgestattet, an dem vier Männer in Anzügen saßen, zwei mit dem Rücken zu ihm. Sie drehten sich um, wollten den Eindringling sehen, der so forsch ins Zimmer stürmte. Blumberg – Krauss vermutete, dass es Blumberg war, weil er an der schmalen Seite des Tisches saß – herrschte ihn trotz seiner schwarzen Uniform an.
»Das ist eine interne Besprechung. Verlassen Sie sofort das Zimmer!«
Einer der Männer starrte mit großen Augen auf die Pistole, die Krauss am Bein führte. Er hob die Walther, schoss dem Mann in die Stirn. Blumberg schrie erschrocken auf und sprang aus dem Stuhl. Auch der Mann zu seiner Rechten katapultiertesich aus seinem Sessel. Krauss erschoss den zweiten Gestapo-Mann, von dem er nur den Rücken sah, und richtete die Waffe auf Blumberg.
»Sind Sie wahnsinnig?«, schrie der Kriminalrat.
»Keinen Ton«, befahl Krauss.
»Gröbel! Helfen Sie uns!«, schrie Blumberg. Das musste der Name des Sekretärs sein. Krauss schwenkte die Waffe auf Blumbergs Nachbarn.
»Noch ein lautes Wort, und Sie sind beide tot.«
Der Kriminalrat straffte sich, reckte das feiste Kinn vor.
»Sie kommen niemals ungeschoren hier raus.«
»Wer sagt, dass ich das will?«
»Was wollen Sie denn?«, fragte Blumbergs Kollege mit belegter Stimme.
»Was ist Ihre Aufgabe?«
Der Mann sah hilfesuchend seinen Chef an.
»Ich habe Sie was gefragt«, insistierte Krauss.
»Im Wesentlichen Verhöre auswerten, verdächtige Subjekte aus dem Verkehr ziehen, mögliche Widerständler eliminieren.«
»Was Sie dafür halten.«
»Sie vergessen wohl, mit wem Sie es zu tun haben«, mischte sich Blumberg ein. »Kommissar Jansen und ich befolgen nur das Gesetz, im Gegensatz zu Ihnen. Sie sind ein Mörder.«
»Ich kenne Ihre pervertierten Gesetze. Es legitimiert Ihre kranken Taten. Aber es ändert nichts daran, dass Sie nur jämmerliche Folterknechte sind.«
Blumberg grunzte verächtlich.
»Sie haben gerade zwei Menschen kaltblütig erschossen. Erzählen Sie keinen Quatsch.«
Krauss atmete tief ein und aus.
»Ich werde Ihnen sagen, was ich will. Kennen Sie das Prinzip von Aktion und Reaktion? Es besagt, dass jede Kraft eineGegenkraft bewirkt, die auf denjenigen zurückfällt, der das Ganze angestoßen hat. Ein einfaches, klares Prinzip. Ich will, dass Sie begreifen, dass Sie mit den Konsequenzen Ihrer Taten leben müssen. Dass nichts ungestraft bleibt, auch wenn Sie diese Tatsache in Ihrer grenzenlosen Arroganz ignorieren. Kennen Sie einen Juden namens Samuel Weinberg?«
Jansen und Blumberg sahen sich fragend an.
»Ein Krankenbehandler, ja«, sagte der Kriminalrat. »Er war hier, aber wir haben ihn wieder laufenlassen.«
»Dafür haben Sie ihm übel mitgespielt.«
»Es ist unsere Aufgabe, Verdächtigen zu entlocken, wie sie dem Staat schaden wollen. Das geht nicht ohne Blessuren ab. Im Übrigen ist der Mann Jude.«
»Ja, das ist er wohl«, sagte Krauss und drückte ab. Jansen sackte getroffen zusammen. Blumberg stöhnte auf.
»Sie feiges Schwein«, keuchte er. »Sie erschießen wehrlose Männer.«
Krauss richtete die Waffe auf ihn.
»Jetzt wissen Sie, wie es sich anfühlt, auf der anderen Seite zu stehen.«
Er schoss ihm kurz hintereinander in Brust und Kopf. Blumberg kippte frontal über den Tisch. Krauss marschierte aus dem Konferenzzimmer. Im
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