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Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
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Kämpfen. Wieder schweifte sein Verstand ab, ließ ihn abtauchen in eine verdrängte Zeit, in die letzten Jahre der Republik, bevor das große Morden begann. Krauss feierte mit Edgar die Aufnahme in die SA, Hitlers Sturmabteilung. Sein Bruder war mit fünfundzwanzig bereits zum Rottenführer aufgestiegen, hatte ihn mit seiner Begeisterung für die Sache angesteckt. Und mit seinen deftigen Berichten von abenteuerlichen Einsätzen. Von Saalschlachten in verrauchten Spelunken. Von wilden Treibjagden in dunklen Gassen. Für den zwei Jahre jüngerenKrauss hörte sich das verlockend an. Auch er wollte dort sein, wo etwas passierte, wo die Weichen gestellt wurden für eine neue Zeit. Er folgte Edgar, der ihm den Boden bereitet hatte. Jetzt feierten sie, Arm in Arm, berauscht vom Alkohol und dem Gefühl, dass die Zukunft ihnen gehörte. Edgar hatte Krauss ein Braunhemd besorgt und eine Kampfbinde, das rote Armband mit Hakenkreuz. Krauss war begeistert, Teil von etwas Großem zu sein. Noch mehr aber freute er sich darüber, dass sein Bruder so stolz auf ihn war. Krauss hatte seinen Platz in Edgars Herz zurückerobert, hatte sich neben die Partei gedrängt, die seit vielen Monaten alles Sinnen und Trachten seines Bruders zu beherrschen schien.
    In dem Lokal war er noch nie gewesen, Edgar hatte ihn hierhin geschleppt. Es war vornehmer als die Gaststuben, die Krauss normalerweise bevorzugte, wenn er in seinen jungen Jahren überhaupt mal eine betrat. Einige der Besucher beäugten sie abschätzig. Braunhemden waren nicht überall gerne gesehen, schon gar nicht in angetrunkenem Zustand. Hitler galt vielen als Störenfried, der die öffentliche Ordnung gefährdete. Krauss und sein Bruder wirkten zudem wie Abziehbilder der von Hitler propagierten arischen Rasse, sie waren beide blond, groß und einigermaßen athletisch. Sie strahlten Überlegenheit aus.
    »Noch bist du nicht wirklich einer von uns, Brüderchen«, sagte Edgar, den Arm besitzergreifend um die Schultern seines jüngeren Bruders gelegt. »Ich habe was vor mit dir heute Nacht. Lass mich bloß nicht hängen, Richard.«
    Edgars tiefblaue Augen ruhten auf Krauss, der den Blick etwas irritiert erwiderte, verunsichert von dem plötzlich ernsteren Unterton. In der Schule hatte eigentlich er als der Furchterregendere der beiden Brüder gegolten, weil seine Augen von einem viel helleren, klaren Blau waren, das sein Gegenüber kalt zu durchbohren schien. Aber Krauss wusste, dass Edgarin Wahrheit der Härtere von ihnen war und dass hinter seiner warmherzigen Art ein Abgrund schlummerte.
    »Siehst du den Kerl dort an der Theke?«, fragte Edgar seinen Bruder und zeigte mit einer Kopfbewegung auf einen unauffälligen, mittelgroßen Mann, der dort einen Kaffee trank. Ab und zu starrte er ängstlich in Richtung der Braunhemden. Krauss nickte.
    »Das ist ein Jude«, fuhr Edgar fort. »Ich kenne ihn. Er ist einer von denen, die unser Volk in den Abgrund ziehen. Das dürfen wir ihm nicht durchgehen lassen.« Krauss’ gute Laune bekam Risse. Edgar hatte ihn gezielt hierhin geführt, um ihn zu prüfen. Der Mann trank seinen Kaffee aus, bezahlte und verließ das Lokal. Edgar packte seinen Bruder am Oberarm und zog ihn vom Stuhl.
    »Los, komm!«, befahl er.
    Sie stürmten aus dem Lokal, ohne zu bezahlen. Die Luft draußen war kühl und klar, eine Wohltat nach dem verqualmten Wirtshaus. Etwa hundert Meter vor ihnen bog der Mann um eine Ecke. Edgar schaute Krauss an und lachte wild.
    »Den schnappen wir uns«, sagte er und rannte los. Krauss lief mit, den Kopf voll düsterer Ahnungen. Aber es gab kein Zurück, er hatte es so gewollt. In wenigen Sekunden hatten sie die Ecke erreicht, hinter der der Mann verschwunden war. Sie sahen ihn sofort, er war nicht weit gekommen. Es war nicht nötig, zu rennen, sie würden ihn auch so einholen. Edgar und sein Bruder beschleunigten ihren Schritt, schlossen auf. Die Gegend war am Abend wie ausgestorben. Edgar wusste, was er tat. Als sie den Mann fast erreicht hatten, drehte dieser sich erschrocken zu ihnen um.
    »Judensau!«, schrie Edgar und schlug dem Mann unvermittelt mit der Faust ins Gesicht. Sein Opfer taumelte und stürzte zu Boden. Edgar packte Krauss an der Schulter.
    »Zeigen wir dem Schwein, was ihn in Deutschland erwartet!«
    Er trat dem vor ihm liegenden Mann, der sich die Hände vors Gesicht hielt und vor Schmerzen stöhnte, in den Brustkorb.
    »Mach ihn fertig!«, geiferte Edgar. In Krauss gärte die Wut, auf sich selbst, auf Edgar und auf

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