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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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fort.
    Meijtens blickte auf seinen Notizblock herab. Die Seite war immer noch leer. Neben Salling standen mehrere randvolle Papptüten, und Meijtens schwante allmählich, dass sie niemals Informationen über den Kongress in Bukarest finden würden, wenn er nicht ein bisschen Druck machte.
    »Waren viele auf dem Kongress?«
    »Oh, es kamen häufig Tausende Delegierte zusammen. Ich erinnere mich nicht mehr, aber …«
    »Ich meinte eigentlich eher Schweden. Mitglieder von Veritas.«
    Salling hatte sein Material inzwischen in zwei Stapel aufgeteilt und ließ den Blick vom einen zum anderen schweifen.
    »Hier haben wir das Protokoll von der Tagung in Sofia im Jahre 1969. Ich glaube, das könnte eigentlich noch interessanter für Sie sein.«
    »Lassen Sie uns mit dem Kongress in Bukarest beginnen.« Meijtens verlor langsam die Geduld.
    Salling sah weiter seine Dokumente durch, aber als er zum letzten Blatt des Stapels kam, schüttelte er resigniert den Kopf.
    »Unbegreiflich, die Unterlagen müssten eigentlich hier sein. Ich weiß , dass ich da war, es war im März 1963.« Er ließ den Finger über das Bücherregal gleiten und steckte anschließend den Kopf in verschiedene Papptüten. »Seltsam. Wenn Sie schon einmal da sind, möchte ich natürlich …« Er klang aufrichtig betrübt.
    »Das ist schon in Ordnung, vielleicht kann ich Ihnen ja einfach ein paar Fragen stellen …«
    Lächelnd richtete sich Salling auf. »Möchten Sie meine Tomatenpflanzen sehen?«
    Als Meijtens ihm auf den Balkon hinaus folgte, stellte er fest, dass dies der ordentlichste Platz in der gesamten Wohnung war. In den Blumenkästen wuchs noch immer üppig sprießende Kresse, und an der einen Kopfseite stand ein Regal mit Tomatenpflanzen. Auf den beiden Stühlen lagen abgewetzte Wolldecken.
    »Setzen Sie sich, dann lade ich Sie zu einem Glas Ginseng ein«, sagte Salling. Er kehrte gleich darauf mit zwei Gläsern und einer Flasche mit einer klaren Flüssigkeit und einer Art Wurzel darin zurück. »Die Koreaner sind wirklich zu herrlich«, sagte er und hob die Flasche hoch. »Legen Sie sich die Decke um, wenn Ihnen zu kalt ist, ich sitze bis in den November hier draußen.«
    Salling erzählte von seinen Pflanzprojekten. Die Tomaten waren sein Ein und Alles, und er leierte Sorten und Tipps für die Haltung mit der gleichen Begeisterung herunter, mit der er kurz zuvor über Friedenskongresse in Osteuropa gesprochen hatte.
    Sie stießen mit Ginsengwodka an, und Meijtens unterdrückte einen Würgereflex.
    Draußen war es dunkel, und im Hochhaus gegenüber brannte in fast jedem Fenster Licht. Auf dem Hof unter ihnen hörte man Kinder spielen und das Geräusch von Fahrrädern und Eltern, die hinunterriefen, dass das Essen fertig sei.
    Sie schwiegen. Meijtens überlegte, wie er das Gespräch auf Veritas und den Kongress in Bukarest zurückbringen sollte, aber schließlich war es Salling, der das Schweigen brach.
    »Veritas war mein Leben, meine Jugend.« Sein Ton war neutral, als beantwortete er Fragen bei einer Passkontrolle. »Ich war natürlich auch in der Partei, dort allerdings nicht sehr aktiv. Es war nicht ganz einfach, sich mit den verschiedenen Fraktionen und Flügeln auszukennen, das fand ich ermüdend. Aber Veritas war etwas anderes.«
    Er hatte mehrere Jahre in Stockholm studiert, den Großteil seiner Zeit jedoch der Politik gewidmet. Am Ende hatte er ein zusammengeschustertes Examen in verschiedenen Orchideenfächern absolviert.
    »Die perfekte Ausbildung für einen niederen Museumsangestellten, für alles andere dagegen nicht zu gebrauchen.« Er lächelte in sich hinein und ließ den Blick über die grauen Hochhäuser schweifen. »In den Medien tauchen häufiger ehemalige Mitglieder von Veritas auf, aber ich treffe sie nur selten.«
    Er murmelte einige mehr oder weniger bekannte Namen. Meijtens warf Fragen ein und versuchte, das Gespräch auf Erik Lindman und seinen Kreis zu bringen. Nach einer Weile entdeckte er erstaunt, dass sein Glas leer war. Salling schwieg kurz und füllte die beiden Gläser erneut. Anschließend schloss er die Augen.
    »Ich glaube, in Bukarest waren damals nicht viele von Veritas dabei. Ehrlich gesagt, nur ich und die Clique aus Uppsala. Und Rooth natürlich. Der war fast immer mit von der Partie.«
    Ein Windstoß ließ die Blätter der Tomatenstauden rascheln. Meijtens wollte gerade eine Frage stellen, als Salling sich umdrehte und ihn traurig beobachtete.
    »Hat er Sie geschickt?«
    Meijtens starrte ihn verblüfft

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