Ein Freund aus alten Tagen
vom Stuhl. Dann bedankte er sich für alles. Als Salling ihn zur Tür begleitet hatte, forderte er ihn auf, bei ihm anzurufen, falls ihm noch etwas zu dem Kongress in Bukarest einfallen sollte.
»Ich würde mich wirklich sehr für diese Glosse interessieren, falls sie doch noch auftauchen sollte. Als Beispiel für die Atmosphäre und den Zeitgeist. Oder wenn Sie sich daran erinnern, worum es in ihr ging.« Meijtens sagte dies möglichst beiläufig und war bemüht, nicht das Misstrauen des Mannes zu wecken. Aber Salling schien vor allem die Unordnung in seinen Papieren und sein schlechtes Gedächtnis zu bedauern.
»Die anderen, die mit Ihnen dort waren«, sagte Meijtens, als er seinen Mantel angezogen hatte. »Das waren die drei aus Uppsala und Rooth, stimmt’s?«
Salling wirkte abwesend, und Meijtens wiederholte ihre Namen.
»Ja, das waren sie. Die Clique aus Uppsala war da.«
Salling nickte, und noch ehe Meijtens sich von ihm verabschieden konnte, stolperte er in Richtung Schlafzimmer davon.
32 Meijtens schob den Teller mit Naan-Brot zu Natalie hinüber, die ein Stück davon abriss und in eine Schale mit Lammcurry tunkte. Aus den Boxen schepperte indische Musik, und auf dem Tisch und den benachbarten Stühlen lagen braune Dokumentenmappen verteilt. In letzter Zeit hatten sie sich jeden zweiten Abend in dem Restaurant getroffen.
An den langen Arbeitstagen befolgten sie minutiös Bertil Anderssons Anweisungen und Rydmans Ermahnungen. Natalie war darauf angesetzt worden, die schwierige wirtschaftliche Entwicklung zu verfolgen, und eilte von einer Großtat zur nächsten. Meijtens war für den stellvertretenden Chefredakteur wieder das Mädchen für alles und in erster Linie für Die vergangene Woche zuständig. Keiner bei 7Plus erwähnte noch Erik Lindman, und sie hatten beide beteuert, die Idee fallen gelassen zu haben.
Meijtens griff nach der dünnsten Mappe auf dem Stapel, die Frucht seiner Nachtschichten in den letzten Tagen. Er hatte immer wieder mit Natalie telefoniert, aber auch Jakub hatte zu den unterschiedlichsten Uhrzeiten angerufen, sich nach Neuigkeiten erkundigt und Ratschläge gegeben.
»Okay, was haben wir?«, sagte Natalie.
Er reichte ihr das Dokument. Es war weniger als zehn Seiten lang, eine Zusammenfassung von zwei erfolgreichen Karrieren. Informationen, die ein interessantes, aber unvollständiges Puzzle bildeten.
Es war nicht weiter schwierig, wenn auch ein wenig zeitraubend gewesen, eine Bestätigung dafür zu finden, dass Carl Wijkman und Sonia Terselius zu der Gruppe von Beamten gehörten, die Schwedens Position und Teilnahme an der KSZE-Konferenz in Helsinki vorbereitete. Zu jenem Komitee, in dem es dem Überläufer Sorokin zufolge einen Maulwurf gegeben hatte, der seine geheimen Auftraggeber vom KGB mit allen Details versorgt hatte. Und eventuell auch die Verhandlungsführung beeinflusst hatte.
Als die Sowjetunion und ihre Alliierten verlangten, dass gewisse Themen im Bereich Wirtschaft und Handel als eine eigene Sektion der Konferenz behandelt werden sollten, übernahmen die neutralen Staaten unter der Führung Schwedens die Aufgabe, die Vorbereitungen zu koordinieren. »Staatssekretär Carl Wijkman vom Industrieministerium dürfte angesichts seiner Erfahrung im Bereich des internationalen Handels und der industriellen Entwicklung als in besonderem Maße geeignet gelten«, hieß es in einer respektvollen Formulierung, die aus dem ansonsten staubtrockenen Schriftstück herausstach. Die Empfehlungen für Terselius fielen nicht weniger enthusiastisch aus.
»Jedenfalls wissen wir, wovor Laurén solche Angst hat«, murmelte Natalie, ohne von dem Blatt aufzuschauen.
Meijtens nickte. Es ging um mehr als die Verbindung zu einer früheren Frau oder einem alten Freund. So etwas konnte Laurén kaum zur Last gelegt werden, obwohl es für ihn peinlich sein würde. Aber sie hatten noch etwas anderes entdeckt. Bei einem Machtkampf zwischen den Beamten im Außenministerium und den politischen Beratern des Außenministers hatten sich Letztere durchgesetzt. Alle Berichte aus dem ministerienübergreifenden Komitee gingen direkt an Laurén, und er zeichnete für die begeisterte Empfehlung Wijkmans verantwortlich. Einer seiner Mitarbeiter hatte das Schreiben über Terselius verfasst, vermutlich um den Eindruck einer Begünstigung zu vermeiden.
»Ein klassisches Beispiel für einen Austausch von Gefälligkeiten«, hatte Jakub gemeint. »Wijkman besorgt Laurén über seine politischen Kontakte einen
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