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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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Studentenschaft. In dieser Eigenschaft lernte ich ihn damals kennen.«
    Meijtens starrte Jakub erstaunt an.
    »Du kennst Laurén?«
    »Kennen ist zu viel gesagt. Ich bin ihm ein paarmal begegnet, allerdings unter weniger angenehmen Umständen.«
    Jakub meinte, es sei 1966 oder 1967 gewesen, erinnerte sich aber nicht mehr genau. Ein Kongress der sozialistischen Jugend in Kopenhagen, auf dem über Vietnam diskutiert wurde. Ein paar Studenten von der sozialdemokratischen Studentenvereinigung machten sich Notizen und schossen Fotos. Es herrschte eine angespannte Atmosphäre. Jeder wusste, dass Informationen über linke Sozialdemokraten gesammelt wurden, aber niemand wusste, aus welchem Grund. Es wurde allgemein angenommen, dass sie die Angaben für ihre eigenen Zwecke nutzen wollten. Der Zusammenhang zwischen dem rechten Parteiflügel und der Registrierung politisch Andersdenkender durch den Inlandsgeheimdienst wurde erst Jahre später aufgedeckt.
    »Ich weiß noch, dass sie zu dritt waren. Sie hatten kleine Notizbücher dabei und verbreiteten Flüsterpropaganda gegen Leute, die als Sympathisanten des Kommunismus oder einfach nur als unzuverlässig galten. Ich hielt selbst, wie du weißt, nicht viel von den Kommunisten, aber von solchen Machenschaften hatte ich in meinem Leben auch schon mehr als genug gesehen.«
    »Und Peter Laurén war einer dieser drei?«
    Jakub nickte. »Allerdings.«
    Unglaublich, dachte Meijtens. Laurén machte Karriere als einer der heimlichen Wächter von Staat und Partei, als Laufbursche des Inlandsgeheimdienstes, und heiratete dann eine Frau, die sie eventuell als Agentin des KGB entlarven würden. Kein Wunder, dass er in Panik geriet, als sie anfingen, in der Vergangenheit von Sonia Terselius herumzuschnüffeln.
    »Ich begegnete ihm ein, zwei Jahre später bei einer öffentlichen Debatte«, fuhr Jakub fort. »Er meldete sich mit einem wirren Redebeitrag zum Thema Vietnam zu Wort, in dem er meinte, in Schweden habe man den Konflikt und die Rolle der USA missverstanden, es gehe in Wirklichkeit um die Expansion Chinas. Wenn ich mich recht erinnere, wurde er ausgebuht, denn zu diesem Zeitpunkt hatte sich die öffentliche Meinung gedreht, und es hatte einen Linksruck gegeben.«
    »Aber wie hat er überhaupt Sonia Terselius kennengelernt, und was sagt ein Mann wie Laurén zu ihrer Vergangenheit?«
    Jakub breitete die Arme aus. »Wie begegnen sich die Menschen? Wir leben in einem kleinen Land. Und die Liebe überwindet alles. Außerdem wissen wir doch gar nicht, wie viel sie ihm eigentlich erzählt hat. Als die beiden sich kennenlernten, hatte sie ihre Vergangenheit bestimmt längst unter den Teppich gekehrt. Vielleicht hat sie ihm nichts erzählt, vielleicht war es ihm auch egal.«
    Mit einem triumphierenden Leuchten in den Augen lehnte Jakub sich zurück.
    »Was ist, Jakub?«
    »Ich muss dir etwas gestehen. Als du letzte Woche Sonia Terselius und Carl Wijkman erwähntest, habe ich eigene Nachforschungen angestellt. Es bedurfte nur weniger Auflagen des ›Wer ist wer‹, um zu entdecken, dass sie mit Laurén verheiratet war. Und das rief mir die Begebenheit in Erinnerung, die ich gerade beschrieben habe.«
    Er schien seine Worte sorgsam abzuwägen.
    »Ehrlich gesagt, habe ich einen alten Freund von damals angerufen, um mir meinen Eindruck bestätigen zu lassen.«
    Jakub hob beruhigend die Hand, als er Meijtens’ Reaktion sah.
    »Mach dir keine Sorgen, ich habe eure Recherchen mit keinem Wort erwähnt. Ich wollte nur meine Erinnerungen bestätigen lassen.«
    »Und das konnte dein Freund?«
    Jakub nickte. »Nicht nur das, er hatte damals einen wesentlich besseren Einblick in diese Kreise als ich und konnte mir mehr erzählen.«
    Jakub ließ sich wie üblich nicht hetzen, die fortgeschrittene Uhrzeit schien ihn nicht weiter zu stören.
    »Der Wind von links, von dem ich erzählt habe, wehte Ende der Sechzigerjahre stärker denn je, nicht nur unter den Studenten, sondern in der gesamten Partei. Und zwar so stark, dass sich kalte Krieger wie Laurén unmöglich machten. Meinem Freund zufolge geriet Lauréns politische Karriere ins Stocken, und er bekam keinen der hohen Posten, auf die er gehofft hatte. Doch dann nahte von höchst unerwarteter Seite Hilfe.«
    Meijtens lehnte sich vor, und Jakub setzte seine Geschichte in einem persönlicheren Tonfall fort.
    »Niemand begriff, warum Carl Wijkman den kantigen Laurén unter seine Fittiche nahm. Offenbar flüsterte er die richtigen Worte in die richtigen

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