Ein Freund aus alten Tagen
brach sie ab.
»Und du, was hast du jetzt vor?«
Meijtens kam es vor, als würde sie sich ein wenig schämen, vielleicht weil sie ihm die Frage erst jetzt gestellt hatte.
»Ich weiß es nicht. Ehrlich gesagt, habe ich darüber noch nicht wirklich nachgedacht.«
»Aber dir ist schon klar, dass jeder Versuch, zu 7Plus zurückzukehren, zum Scheitern verurteilt wäre?«
Meijtens machte eine abwehrende Geste. »Ja, natürlich, das ist mir klar. Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich überhaupt weiter als Journalist arbeiten möchte, ich habe den Job allmählich ziemlich satt.«
»Das ging aber schnell.«
»So bin ich nun einmal.«
»Keine Geduld?«
»Wie ein kleines Kind.«
Sie lachten wie zwei alte Freunde, die sich blind verstanden. Aber wenn wir uns in ein paar Jahren wiedersehen, werden wir uns höchstwahrscheinlich völlig fremd sein, dachte Meijtens.
»Dir ist bewusst, dass keiner von uns in dieser Sache mit Erik Lindman und Laurén weiterforschen kann?«, fragte Natalie.
»Das ist mir klar.«
Er hatte den Eindruck, dass seine Antwort sie erleichterte.
»Manchmal muss man die Dinge einfach auf sich beruhen lassen«, sagte sie.
Das erinnerte ihn an etwas. Es waren fast die gleichen Worte, die Frieda Stiernspetz am Vortag zu ihm gesagt hatte.
Natalie setzte die Sonnenbrille ab und sah ihn ernst an.
»Wir dürfen den Mord an Laurén nicht auf die leichte Schulter nehmen.«
»Du meinst, das waren keine betrunkenen Jugendlichen? Da hast du natürlich vollkommen recht.«
»Wir werden nie erfahren, wer Laurén ermordet hat, die Täter sind bestimmt schon nicht mehr im Lande. Aber es bleiben trotzdem viele unbequeme Fragen.«
»Zum Beispiel?«
»Warum sie ausgerechnet jetzt beschlossen haben, ihn zu töten. Für seine geheimen Auftraggeber war er doch immer noch eine wichtige Quelle, heute mehr denn je. Also kann es dafür eigentlich nur einen Grund gegeben haben.«
Er nickte, denn er wusste, was sie meinte, aber Natalie sprach trotzdem weiter, als verspürte sie den Drang, es laut auszusprechen. »Wir könnten der Grund dafür gewesen sein. Weil wir die Sache aufgerollt haben. Sie fanden offenbar, dass Laurén für sie zu einer Belastung geworden war. Begreifst du, was das heißt?«
Plötzlich klang sie ängstlich, was überhaupt nicht zu ihr passte. »Sie haben uns im Visier, kapierst du das nicht?«
Meijtens musste zugeben, dass ihre Argumentation nicht von der Hand zu weisen war.
»Aber woher hätten sie wissen sollen, dass wir kurz davor standen, Laurén zu enttarnen?«, fragte er.
Natalie beobachtete die vorübereilenden Menschen.
»Ich fürchte, du hältst mich für verrückt, wenn ich das sage«, meinte sie schließlich, »aber manchmal kam es mir so vor, als würde mich jemand beschatten.«
Sie sah ihn an, wahrscheinlich um zu sehen, wie er auf ihre Worte reagierte.
»Anfangs habe ich gedacht, ich würde es mir nur einbilden. Dass ich zufällig ein paarmal dem gleichen Mann begegnet wäre, aber mittlerweile frage ich mich, ob das stimmt. Könnte es nicht sein, dass uns jemand überwacht hat?«
Meijtens dachte an den Einbruch bei Hanna, wollte Natalie aber nicht noch mehr erschrecken. »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Dir ist nichts aufgefallen?« Sie klang ängstlich und hoffnungsvoll zugleich.
Er schüttelte den Kopf. »Das kann ich beim besten Willen nicht behaupten. Wie sah dieser Mann denn aus?«
Natalie konnte ihn genau beschreiben, und Meijtens wurde klar, dass sie in den letzten Tagen ziemlich viel über ihn nachgedacht und ihn sich systematisch in Erinnerung gerufen hatte. Nicht nur das Aussehen des Mannes, sondern auch seine Bewegungsmuster und kleine Details in seinem Verhalten.
»Seit Laurén ermordet wurde, habe ich ihn nicht mehr gesehen«, erklärte sie abschließend.
»Wir gehen auf Tauchstation.«
»Jetzt ist es ohnehin unmöglich, noch etwas zu finden.«
Er nickte. Dann lächelte er. »We ’ ll always have Paris . «
Sie lachten beide.
Kurze Zeit später brachen sie auf. Sie wolle nach Hause, sagte Natalie. Meijtens ließ sich eine Erledigung am Östermalmstorg einfallen, um einen Vorwand zu haben, in die entgegengesetzte Richtung zu gehen. Sie umarmten sich, und Natalie küsste ihn leicht auf den Hals.
»Du bist ein seltsamer Typ, Tobias Meijtens. Weißt du das?«
Er lachte und küsste sie auf die Stirn.
Danach trennten sie sich – Natalie, um ein neues Leben vorzubereiten, und Meijtens, um jemanden zu treffen. Eine Person, die auffallend
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