Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein froehliches Begraebnis

Ein froehliches Begraebnis

Titel: Ein froehliches Begraebnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ljudmila Ulitzkaja
Vom Netzwerk:
Atelier. Sie aßen, redeten, umarmten sich, duschten lauwarm, denn auch damals war es heiß, und die Rohre erhitzten sich; und alles war Glück, besser gesagt, erst der Beginn des Glücks, denn es war unvorstellbar, daß das alles aufhören könnte. Joplins Musik rann durch die Nächte.
    Irinas feste Lippen wurden zart und weich; sie wußte bereits, daß sie schwanger war, und ein Glücksgefühl erfüllte ihren ganzen Körper von Kopf bis Fuß. Alik wußte noch nichts davon.
    Er hatte auch ohne diese Neuigkeit keine Ahnung, was er tun sollte. Er rechnete jeden Tag mit der Ankunft Ninas, von der er sich vor seiner Ausreise hatte scheiden lassen, ohne damals genau zu wissen, ob er die Scheidung ernst meinte oder nicht. Ihr Vater hätte nie in ihre Ausreise eingewilligt, Alik aber war fest entschlossen auszureisen. Als Alik weg war, begann Ninas schleichender Wahnsinn; sie versuchte sich umzubringen. Es war bereits ihr zweiter Suizidversuch, sie lag in der Psychiatrie und rief danach ständig bei Alik an, immer wieder. Dann fand sich endlich ein Amerikaner, der mit Nina eine Scheinehe einging, und nun sammelte sie alle Papiere für die ständige Ausreise zu ihrem fiktiven Ehemann. Das bedeutete mitunter jahrelange Rennereien.
    Alik schlitzte gerade mit einem Messer eine lange rosa Melone auf, sie zerfiel in zwei Teile, da klingelte das Telefon. Nina teilte ihm überglücklich mit, sie habe die Genehmigung bekommen und schon einen Flug gebucht.
    »So, nun weiß ich nicht, wie ich da rauskommen soll«, erklärte Alik, als er aufgelegt hatte. Irina war die ganze Geschichte völlig neu.
    »Ohne mich überlebt sie nicht, sie ist sehr schwach.«
    Er erinnerte sich gut, daß Irina stark war, daß sie auf den Händen die Dachkante entlanglaufen konnte, daß sie weder Chefs noch Behörden fürchtete. Darum wollte er für sie bei Bekannten in Staten Island eine Unterkunft mieten und dann nach und nach die dumme, ausweglose Situation klären, in die er geraten war. An Irinas Stolz, der mit den Jahren nicht geringer geworden war, dachte er nicht. Eine Woche vor Ninas Ankunft, als mit den Bekannten schon alles abgesprochen war, verließ Irina Aliks Haus, und zwar, wie sie glaubte, für immer.

18
    I rina trat aus dem Cafe und blieb stehen. Sie wußte nicht wohin. Wahrscheinlich nach Hause, T-Shirt war bestimmt schon dort. Vor Aliks Haus hielt ein Kleinbus mit Klimaanlage auf dem Dach, parkte direkt unter dem Schild »No standing any time«, und zwei Männer in Uniform stiegen aus. Ein dritter, der aussah wie Charlie Chaplin mit Glatze und ein Köfferchen in der Hand trug, trippelte hinterher.
    Der Leichenwagen, erriet Irina. Nach Hause. Bloß schnell nach Hause.
    Fima empfing die Angestellten des Bestattungsunternehmens. Er mußte ein bißchen Regie führen und nickte Valentina zu.
    »Halt sie hier fest.«
    Aber Nina machte gar keine Anstalten aufzustehen. Sie saß in ihrem abgewetzten weißen Sessel und murmelte vor sich hin, irgend etwas über Kräuter, Gottes Willen und Aliks Charakter.
    Im Schlafzimmer verschwanden die beiden Recken und ihr kurzbeiniger Chef. Schade, daß Alik nicht mehr über das komische Trio lächeln konnte.
    Während Fima mit Charlie Chaplin, dem Organisator der drei, die Einzelheiten der Beerdigung besprach, holten die Recken aus dem Köfferchen einen riesigen schwarzen Plastiksack, er sah aus wie die Müllsäcke, von denen abends die Straßen voll waren, und stopften Alik in geschicktem Dreiertakt hinein wie in eine Einkaufstüte.
    »Stopp, stopp«, hielt Fima sie zurück. »Einen Moment noch. Seine Frau soll das nicht sehen.«
    Er ging ins Atelier, zog die fügsame Nina aus dem Sessel und trug sie in die Küche. Dort drückte er sie sanft an sich, berührte mit seiner unrasierten Wange ihren langen, mit haarfeinen Fältchen übersäten Hals und fragte:
    »Na, Häschen, was möchtest du? Soll ich ein bißchen Gras holen?«
    »Nein, rauchen will ich nicht. Ich würd noch was trinken.«
    Er faßte nach ihrem Handgelenk und hielt es einen Augenblick.
    »Komm, ich geb dir eine Spritze, ja? Eine schöne Spritze.« Er überlegte, welche Art Cocktail er ihr mixen sollte, um sie für eine Weile auszuschalten.
    Während er mit seinem breiten Rücken die Küchentür versperrte, trugen die Leichenträger den schwarzen Sack hinaus – wie man kaputtes, nutzloses Gerümpel wegschafft.
    Als die beiden die Heckklappe öffneten und den schwarzen Sack ins Auto schoben, war Irina schon auf dem Weg zur Subway.
    Dann gab Fima

Weitere Kostenlose Bücher