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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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der vierte der Gruppe, der fehlende Adam Heriet. Eine gute Gesellschaft für eine sichere Reise, deren Geschwindigkeit nur von der Kraft der Dame bestimmt wurde.
    »Wir waren drei Tage unterwegs, Herr«, erklärte der sächsische Bogenschütze, der für die drei Männer sprach. Sie ermunterten ihn mit beifälligem Nicken. »Dann erreichten wir Andover, und weil es schon dämmerte, rasteten wir über Nacht.
    Wir wollten die Reise am nächsten Morgen beenden. Adam besorgte der Dame ein Quartier im Haus eines Händlers, und wir schliefen in den Ställen. Man sagte uns, daß es nur noch drei oder vier Meilen wären.«
    »Und meine Schwester war gesund und munter? Ihr fehlte nichts?«
    »Nein, Herr, es war eine angenehme Reise. Sie freute sich, ihrem Ziel schon so nahe zu sein. Sie sagte dies auch und dankte uns.«
    »Und am Morgen? Habt Ihr sie auch auf den letzten Meilen begleitet?«
    »Nicht wir, Herr, denn sie beschloß, die letzten Meilen allein mit Adam Heriet zu gehen. Wir sollten in Andover auf seine Rückkehr warten, und wir taten, wie uns befohlen wurde. Als er kam, machten wir uns auf den Rückweg.«
    Auch darauf nickten die anderen wieder, offenbar zufrieden, daß sie ihren Auftrag den Wünschen ihrer Herrin entsprechend ausgeführt hatten. Also hatte nur einer, nur ihr Diener und dem Vernehmen nach ihr Vertrauter, Julian Cruce auf den letzten Meilen begleitet.
    »Habt Ihr sie nach Wherwell reiten sehen?« erkundigte sich Reginald. Er bedachte stirnrunzelnd die verworrene Situation.
    »Sie ging gern und zufrieden mit ihm?«
    »Ja, Herr. Ausgeruht und früh am Morgen brachen sie auf.
    Es war ein schöner Morgen. Sie sagte uns Lebewohl, und wir sahen ihnen nach, bis sie verschwanden.«
    Es gab keinen Grund, die Aussage zu bezweifeln. Nur vier Meilen von ihrem Ziel entfernt, und doch hatte sie es nicht erreicht. Und nur ein Mann konnte wissen, was ihr auf dieser kurzen Wegstrecke zugestoßen war.
    Reginald entließ die Männer mit einer gereizten Handbewegung. Was konnten sie ihm noch sagen? Sie wußten nur, daß Julian gegangen war, wohin sie gehen wollte, und daß sie wohlbehalten aufgebrochen war. Doch als die drei sich zur Hallentür wandten, offenbar froh, ins Bett zu kommen, sagte Nicholas plötzlich: »Wartet!« Und zu seinem Gastgeber: »Ich habe noch zwei Fragen, wenn Ihr erlaubt.«
    »Bitte, gern.«
    »Hat Euch die Dame selbst gesagt, daß sie allein mit Heriet weitergehen wollte? Hat sie selbst Euch befohlen, in Andover auf ihn zu warten?«
    »Nein«, erwiderte der Sprecher nach kurzem Nachdenken.
    »Adam sagte es uns.«
    »Und sie brachen am frühen Morgen auf, sagt Ihr. Wann kehrte Heriet zurück?«
    »Erst am Abend, Herr. Es wurde schon dunkel, als er kam.
    Aus diesem Grund übernachteten wir noch einmal, um früh am nächsten Morgen aufzubrechen.«
    »Ich hätte gern noch eine Frage gestellt«, sagte Nicholas, als er wieder mit seinem Gastgeber allein war. Durch die offene Hallentür konnten sie ins Dämmerlicht des stillen Hofes hinausblicken. »Aber ich bezweifle, daß sie auf sein Pferd geachtet haben, und nach einer Nacht der Ruhe war dem Tier nicht mehr anzusehen, wie weit Heriet geritten war. Doch bedenkt nur die Zeitspanne - drei oder vier Meilen bis Wherwell, und er hatte keinen Grund, sich lange aufzuhalten, nachdem er sie hingebracht hatte. Dennoch war er den ganzen Tag unterwegs, zwölf Stunden oder länger. Was hat er in dieser langen Zeit gemacht? Und doch heißt es, er sei ihr seit ihrer Kindheit wie ein Sklave ergeben gewesen.«
    »Und genau deshalb hatte er bei meinem Vater, der sie ebenfalls abgöttisch liebte, einen Stein im Brett«, erwiderte Reginald zornig. »Ich kannte ihn kaum. Aber nun ist er eine Erklärung schuldig, und nur er. Er ritt an diesem letzten Tag allein mit ihr. Und er kam zu seinen Gefährten zurück und ließ sie wissen, daß alles gut verlaufen und ihr Auftrag erfüllt sei.
    Aber zwischen Andover und Wherwell verschwand meine Schwester. Und etwa einen Monat später, als mein Lehnsherr, Graf Waleran, von dem wir drei Güter bekommen haben, um Männer bat, meldete sich ausgerechnet dieser Heriet als erster.
    Warum ergriff er so eilig die Gelegenheit, hier fortzukommen?
    Aus Angst, man könnte ihm eines Tages Fragen stellen? Aus Angst, es könnte etwas ans Licht kommen?«
    »Wäre er denn überhaupt zurückgekehrt«, fragte Nicholas, »wenn er ihr etwas angetan oder sie verraten hätte?«
    »Wenn er klug war, ja, und klug war er, denn Ihr seht ja, welchen Erfolg

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