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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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sein«, wandte Cadfael ein.
    »Auch er wird am Ende die Wahrheit erkennen müssen.
    Wenn sie den Kampf fortsetzen will, dann braucht sie Robert an ihrer Seite. Man wird ihn schon überzeugen. So ungern sie ihn auch aus den Fängen lassen, wir werden Stephen wieder bei uns haben, ehe das Jahr zu Ende ist.«
    Nicholas und Reginald Cruce hatten auf der Burg vergeblich nach Hugh gefragt und sich ebenfalls vergeblich in Hughs Haus an der St. Marys Church nach ihm erkundigt. Doch Hughs Pförtner hatte ihnen gesagt, daß er sich in der Abtei aufhielt, und nun betraten die beiden zielstrebig den Garten. Als ihre Stiefel im Kies knirschten und sie um die Buchsbaumhecke kamen, sprang Hugh sofort auf, um sie zu begrüßen.
    »Ihr seid schnell zurück. Gibt es Neuigkeiten?« Dann beäugte er interessiert den zweiten Mann und sagte: »Wir haben uns bisher noch nicht kennengelernt, doch Ihr seid gewiß der Herr von Lai. Nicholas erzählte mir bereits, was sich in Wherwell zugetragen hat. Ich stehe Euch zu Diensten, soweit ich es vermag. Was soll nun werden?«
    »Herr Sheriff«, erklärte Cruce laut und fest wie einer, der es gewohnt ist, Gefolgsleuten den Schritt vorzugeben, »was meine Schwester angeht, so gibt es Gründe, Raub und Mord zu vermuten, und ich fordere Gerechtigkeit.«
    »Das wollen alle anständigen Männer, genau wie ich. Setzt Euch und laßt mich hören, was Euch zu einem solchen Verdacht veranlaßt und wem Ihr mißtraut. Ich sage Euch, die Angelegenheit sieht ohnehin schon häßlich genug aus. Laßt mich wissen, was Ihr in Eurem Hause zusätzlich herausgefunden habt.«
    Die Nachmittagssonne brannte heiß, und trotz der entblößten Arme schwitzte Cruce stark. Sie zogen sich in den Schatten zurück und setzten sich, und Cadfael, hier in seinem Reich der Gastgeber und keineswegs geneigt, sich bei der Arbeit stören zu lassen, holte ihnen einen Krug Wein aus der Hütte und brachte Becher, damit sie sich selbst nachgießen konnten. Er schenkte ihnen ein und entfernte sich wieder, blieb aber nahe genug um zu hören, was gesprochen wurde. Was bisher geschehen war, wußte er bereits, und an gewissen Punkten war seine Neugierde bereits geweckt. Er dachte an Umstände, die in Zukunft von Bedeutung sein mochten. Sein Patient sorgte sich wegen des Mädchens, und man durfte nicht zulassen, daß er noch mehr von dem wenigen Fleisch verlor, das er noch hatte. Cadfael kümmerte sich mit einer Solidarität um den Kreuzfahrerbruder, die aus gemeinsamen Erfahrungen und gegenseitigem Respekt entstand. Einer jener wenigen, die wie Guimar de Massard sauber und ritterlich aus einem sehr unglücklichen, mit Makeln behafteten Krieg herausgekommen waren. Und nun starb er daran, wenn auch sehr langsam. Was immer sein Wohlergehen betraf, ob an Körper oder Seele, Cadfael wollte es wissen.
    »Mein Herr«, erklärte Nicholas ernst, »Ihr erinnert Euch sicher, daß ich Euch von den Männern aus dem Haus meines Herrn Cruce erzählte, die seine Schwester nach Wherwell eskortierten. Drei der vier haben wir in Lai befragt,und ich bin sicher, daß sie uns die Wahrheit sagten. Aber der vierte… und der einzige, der sie am letzten Tag ihrer Reise auf den letzten Meilen begleitete - dieser Mann ist nicht mehr hier, und ihn müssen wir finden.«
    Sie erzählten die Geschichte abwechselnd, manchmal auch im Chor, und sehr leidenschaftlich.
    »Er verließ Andover mit ihr zusammen am frühen Morgen, und die anderen drei, die Befehl hatten, dort zu warten, sahen sie fortgehen.«
    »Und er kehrte erst am Abend zurück, zu spät, um zur Heimreise aufzubrechen. Und doch ist Wherwell nur drei oder vier Meilen von Andover entfernt.«
    »Und er als einziger der vier«, fuhr Cruce energisch fort, »genoß aus alter Gewohnheit so großes Vertrauen, daß er gewußt haben muß, welche Mitgift sie bei sich hatte.«
    »Und die bestand woraus?« erkundigte Hugh sich scharf. Er hatte ein hervorragendes Gedächtnis, man brauchte ihm nichts zweimal z u sagen.
    »Dreihundert Silbermünzen und einige Wertgegenstände, die in der Kirche benutzt werden sollten. Mein Herr, wir ließen meinen Schreiber, der die Bücher gewissenhaft führt, eine Liste ihrer Mitgift anfertigen. Hier sind zwei Kopien. Eine soll in dieser Gegend bekannt gemacht werden, da der Mann, genau wie meine Schwester, hier geboren wurde, und die andere wird Harnage nach Winchester, Wherwell und Andover mitnehmen, wo sie verschwand.«
    »Gut!« sagte Hugh entschlossen. »Den Münzen kann man nicht

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