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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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die beiden zur Umarmung ausgestreckten Hände faßte, »Euer trauriger Diener!«
    »Oh, nur das nicht!« sagte Humilis mitfühlend. Er befreite seine Hände, um den Jungen auf die Füße zu ziehen. Er sah ihm forschend ins Gesicht. »Nun«, sagte er schließlich mit einem kurzen, traurigen Lächeln, »wie ich sehe, zeigt Euer Gesicht nicht das Strahlen des Erfolges. Ihr wärt nicht so schnell zurückgekehrt, wenn Ihr garnichts gefunden hättet, aber wie ich sehe, war es nicht das, was Ihr erhofft habt. Julian habt Ihr wohl nicht gefunden. Wenigstens«, sagte er, indem er ihn noch einmal beäugte und seine Worte vorsichtig wählte, »nicht lebend…«
    »Weder lebend noch tot«, erwiderte Nicholas rasch, um die schlimmste Befürchtung zu entkräften. »Nein, es ist nicht, was Ihr glaubt - es ist anders, als wir uns hätten träumen lassen.«
    Nun, da es ans Erzählen ging, konnte er die schlimmen Nachrichten nur noch so aufrichtig wie möglich herausplatzen lassen, damit er es hinter sich hatte. »Ich suchte in Wherwell und in Winchester nach ihr, bis ich die Priorin von Wherwell in ihrer Zuflucht in der Abtei von Romsey fand. Sie hat das Amt seit sieben Jahren inne, und sie kennt jede Schwester, die seitdem aufgenommen wurde. Julian Cruce war nicht unter ihnen. Was immer aus Julian geworden ist, sie kam nie in Wherwell an, sie leistete nicht ihre Gelübde, sie hat niemals dort gelebt - und kann deshalb auch nicht dort gestorben sein.
    Ein Irrweg!«
    »Sie ist nie dort angekommen?« wiederholte Humilis in ungläubigem Flüstern. Er starrte mit finsterer Miene in den sonnigen Garten hinaus.
    »Nie! Anscheinend«, erklärte Nicholas bitter, »komme ich immer drei Jahre zu spät. Drei Jahre! Wo mag sie nur diese Zeit verbracht haben, ohne ein Wort verlauten zu lassen und nicht an dem Ort lebend, an dem sie ihren Frieden finden wollte?
    Was mag ihr zwischen hier und Wherwell geschehen sein? Das Land war damals ruhig, die Straßen einigermaßen sicher. Und vier gut gerüstete Männer begleiteten sie.«
    »Und die Männer kamen zurück«, sagte Humilis scharf. »Sie kamen zurück, denn sonst wäre Cruce schon vor langer Zeit mißtrauisch geworden und hätte Fragen gestellt. In Gottes Namen, was haben sie nur berichtet, als sie zurückkehrten?
    Nichts Schlechtes! Und keine schlimme Nachricht von einem anderen Mann, denn sonst hätte es sofort einen Aufschrei gegeben. Keine schlimme Nachricht von den Begleitern, denn sonst wären sie womöglich überhaupt nicht zurückgekehrt. Es wird immer undurchsichtiger.«
    »Ich will nach Lai«, sagte Nicholas und erhob sich. »Ich will es Cruce mitteilen und ihn jene suchen und befragen lassen, die mit ihr ritten. Die Männer seines Vaters sind jetzt die seinen, ob auf Lai oder auf einem anderen Gut. Sie können uns zumindest verraten, was sie von ihr trennte und ob Julian sie etwa närrischerweise entließ, um die letzten Meilen allein zu reiten. Ich werde nicht ruhen, bis ich sie gefunden habe. Und wenn sie noch lebt, dann werde ich sie finden!«
    Humilis hielt ihn am Ärmel fest. Er runzelte zweifelnd die Stirn. »Aber Euer Kommando… Ihr könnt Eure Pflichten nicht so lange vernachlässigen.«
    »Mein Kommando«, erwiderte Nicholas, »wird für eine Weile auch ohne mich zurechtkommen. Ich habe es an einem sicheren Ort in der Nähe von Andover zurückgelassen. Die Männer leben dort von dem, was das Land bietet, und meine Vertreter sind alte Kämpfer, die mich gut ersetzen können.
    Denn ich habe Euch erst die Hälfte erzählt. Ich habe genug mit mir selbst zu tun, ich habe keine Zeit für Könige. Sprachen wir nicht beim letztenmal darüber, daß die Kaiserin bald einen Ausbruch aus Winchester versuchen müßte, weil sie sonst verhungern würde? Sie hat es versucht. Nach der Niederlage bei Wherwell muß ihr klar geworden sein, daß sie ihre Stellung nicht mehr halten konnte. Vor drei Tagen marschierte sie gen Westen nach Stockbridge. William de Warenne und die Flamen überfielen die Truppe und schlugen sie in Stücke. Es war kein Rückzug, es war überstürzte Flucht. Sie haben alles weggeworfen, was ihnen zu schwer schien. Wenn die Kaiserin je sicher nach Gloucester gelangt, dann wird sie halbnackt sein.
    Ich halte noch einmal in der Stadt und unterrichte Hugh Beringar.«
    Bruder Cadfael, der in einiger Entfernung ohne großen Eifer in den Kräuterbeeten gejätet und mit gespitzten Ohren und kochendem Blut alles mitbekommen hatte, richtete sich nun auf.
    »Und die Kaiserin selbst?

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