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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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feststellen, daß Ihr Euch irrt und sie noch lebt und den Ring zurückhaben will, dann gebt ihn ihr und zahlt mir einen Preis, den Ihr für angemessen haltet.«
    Er nahm und küßte die Hand, die ihm mit dem Schmuckstück entgegengestreckt wurde. »Meine Dame, das will ich tun! Alles, was Ihr von mir verlangt, werde ich tun! Ich gebe Euch mein Wort!« Er hatte nichts außer seinem Wort anzubieten, und sie hatte in jedem Fall die besseren Trümpfe. Ihr Mann aber blickte sehr nachsichtig drein, denn er war offenbar an die Launen seiner sehr hübschen Frau gewöhnt. Er erhob keine Einwände, zumindest nicht, solange der Besucher noch bei ihnen war.
    »Ich diene hier unter Fitz-Robert«, sagte Nicholas. »Sollte ich Euch wirklich im Stich lassen oder solltet Ihr glauben, ich hätte es getan, dann beschwert Euch bei ihm, und er wird Euch zu Eurem Recht verhelfen. Aber ich werde Euch nicht im Stich lassen!«
    »Bist du so leicht bereit, dich von meinen Geschenken zu trennen?« fragte der Silberschmied, als Nicholas gegangen war. Aber es klang eher amüsiert als verletzt, und er hatte sich schon wieder mit ungebrochener Konzentration an die Vollendung der Brosche gemacht.
    »Ich habe mich nicht vom Ring getrennt«, erwiderte sie heiter. »Ich traue meinem Urteil. Er wird zurückkommen, und ich werde den Ring zurückbekommen.«
    »Und wenn er die Dame lebendig findet und dich beim Wort nimmt? Was dann?«
    »Nun, dann«, sagte seine Frau, »dann werde ich wahrscheinlich durch seine Dankbarkeit so viel erhalten, daß ich mir alle Ringe der Welt kaufen kann. Und ich weiß, daß du geschickt genug bist, um mir eine Kopie dieses Ringes zu machen, wenn ich eine will. Glaub mir, wie sich das Schicksal auch wendet - und ich wünsche ihm ein besseres als jenes, das er erwartet -, wir werden nicht zu den Verlierern gehören.«
    Nicholas ritt schon eine Stunde später in großer Eile aus Winchester hinaus. Er nahm das Nordtor in Richtung Hyde und kam in der Nähe des geschwärzten Bodens und der zackigen Mauerreste der unglücklichen Abtei vorbei, aus der Humilis und Fidelis nach Shrewsbury geflohen waren. Diese Zeugen der Tragödie und des Verlustes fielen unbeachtet hinter ihm zurück.
    Er blickte weit voraus.
    Die Starre der Verzweiflung hatte sich nicht länger gehalten, als die Straße lang war. Jetzt war sie einem unerbittlichen Zorn und einer unersättlichen Rachsucht gewichen. Er hatte eine sichere Spur in der Hand, einen kleinen Kreis von Zeugen, Beweise für den schlimmsten Verrat und die größte Undankbarkeit. Es bestand kein Zweifel, daß diese bescheidenen Schmuckstücke eben jene waren, die Julian bei sich gehabt hatte. Kein Zufall hätte drei solche Gegenstände zusammenbringen können. Zwei Zeugen konnten vom Verkauf dieses durch Hinterlist erworbenen Tands erzählen und den Verkäufer gut beschreiben, und dies um so sicherer, wenn er ihnen gegenübergestellt würde, wie es vielleicht noch geschehen mochte. Außerdem hatte die Frau ihn gesehen, wie er sich auf der Straße mit dem gedungenen Mörder getroffen und ihn für seinen Dienst entlohnt hatte. Es gab keine Möglichkeit, den Mörder zu finden, namenlos und gesichtslos wie er war, außer durch den Mann, der ihn gedungen hatte; doch bisher hatten Nicholas’ Nachforschungen noch keinen Hinweis auf Adam Heriets derzeitigen Aufenthaltsort ergeben.
    Nur eine Gruppe von Walerans Männer war in der Nähe von Winchester geblieben, und Heriet war nicht unter ihnen. Aber man würde weitersuchen, bis er gefunden wurde, und wenn man ihn fand, dann hatte er mehr zu erklären als einige gestohlene Stunden - den Besitz des Schmucks, den Verkauf gegen Geld, das Teilen des Gewinns mit einem verstohlenen Unbekannten. Denn warum sonst sollte Adam einem Fremden Geld geben, wenn es nicht um Raub und Mord ging?
    Sobald der Hauptschurke gefunden war, war auch sein Werkzeug bekannt. Jetzt mußte er zunächst Hugh Beringar unterrichten und die Suche nach Adam Heriet in Shropshire und im Süden beschleunigen, bis er endlich gefunden wurde und mit dem Ring konfrontiert werden konnte.
    Es war erst kurz nach Mittag, als Nicholas aus der Stadt ritt.
    Am Abend war er in der Nähe von Oxford, wo er sich ein Ersatzpferd besorgte, um in langsamerem, schonenderem Schritt weiter durch die Nacht zu reiten. Es war eine heiße, drückende Nacht, die schwüler wurde, je weiter er nach Norden in die Midlands vordrang. Der Himmel war wolkenlos, doch ohne Mond oder Sterne war die Nacht sehr dunkel. Und

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