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Ein ganz besonderer Sommer

Ein ganz besonderer Sommer

Titel: Ein ganz besonderer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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Frankreich waren Besucher gekommen. Beppo machte Bille stolz darauf aufmerksam. Da konnte sie sehen, an welch berühmten Ort er sie geführt hatte!
    Walter, der Parkplatzwächter, war ein fröhlicher Mann um die fünfzig, dessen Leibesumfang eine Vorliebe für Bier und große Schnitzel erahnen ließ. Obwohl er mit dem Einweisen des Busses beschäftigt war, winkte er ihnen überschwänglich zu und rief, er würde gleich zu ihnen kommen.
    „Alles klar!“ Die beiden Freunde winkten zurück, ritten zu dem abseits stehenden Wohnwagen des Parkwächters hinüber und sprangen aus den Sätteln.
    Beppo hatte nicht übertrieben. Auf der Rückseite des Wagens war es ruhig, ein Zaun und ein paar hohe Büsche schirmten den Platz zur Straßenseite hin ab, im rechten Winkel dazu verlief ein Koppelzaun bis zum Park hinüber. Eine hoch gewachsene Esche gab zusätzlich Schatten. Auf dem kleinen geschützten Platz wuchs saftiges Gras, und auch Bille fand, dass dies ein idealer Ort für Sahida und Zottel war. Sie sattelte die Pferde ab, und Beppo trieb die mitgebrachten Pflöcke in den Boden.
    „Die sitzen fest. Halten für die Ewigkeit. So was lernt man eben beim Zirkus“, lobte er sein Werk und leinte Sahida an, die sofort gierig zu grasen begann.
    „Dein Freund Walter wird ja wohl ein Auge auf die beiden haben“, meinte Bille. „Ich verlass mich darauf.“
    „Klar doch. Meinst du, er sieht das nicht, wenn ein rotweiß geschecktes Pony vom Parkplatz latscht, ohne zu bezahlen?“
    Parkwächter Walter war inzwischen damit beschäftigt, den Ärger eines Autofahrers zu besänftigen, der sich durch den Bus behindert fühlte. Beppo und Bille gingen vorbei und machten ihm Zeichen, dass sie die Pferde auf dem verabredeten Platz angebunden hätten und seiner Obhut überließen. Walter nickte. „Bis später! Viel Spaß, ihr zwei!“
    Vom Parkplatz waren es noch fünf Minuten Fußweg, bis man über eine Brücke die Auffahrt zum Schloss erreichte. Das lang gestreckte weiße Gebäude war von einem großzügigen Park umgeben wie ein Gemälde von einem prunkvollen Rahmen. Rosenrabatten wechselten ab mit Beeten, in denen Sommerblumen um die leuchtendsten Farben zu wetteifern schienen. In der Mitte des Rondells plätscherte ein Springbrunnen aus den Mäulern dreier ineinander verschlungener Delphine. Auf der Freitreppe posierte ein Brautpaar für das Hochzeitsfoto. Wo man hinschaute, richteten Besucher ihre Kameras auf Ehepartner, Kinder oder Großmütter. Vor dem Eingang staute sich die Busgesellschaft an der Kasse.
    „Gehen wir zuerst zum Aussichtsturm“, schlug Beppo vor, „bis sich die Busgesellschaft darauf stürzt. Er ist hinten im Park.“
    Aber auch dort war es nicht viel besser. Immerhin standen nur wenige Leute an der Kasse. Die meisten warteten geduldig darauf, sich in die Schlange einordnen zu können, die sich die enge Turmtreppe hinaufbewegte. Beppo sah Bille fragend an. „Wollen wir - oder nicht?“
    „Klar doch. Deshalb sind wir schließlich hergekommen.“ Bille öffnete ihre Gürteltasche und angelte nach ihrem Portmonee .
    „Kommt nicht in Frage!“ Beppo schob ihre Hand energisch zurück. „Heute bist du mein Gast!“
    „Schon überredet.“
    Während Beppo den Eintritt bezahlte, stellte Bille sich am Ende der Schlange an. Sie wurden gerade eingelassen, als die Busgesellschaft im Eilschritt zum Turm herüberkam. „Glück gehabt!“ Beppo kicherte. „Bis die hier hochkommen, sind wir längst wieder draußen.“
    Eingekeilt zwischen Besuchern jeden Alters schoben sie sich im Schneckentempo die enge Turmtreppe hinauf, die durch ein paar kleine Lampen an der Decke nur schwach beleuchtet wurde. Die Luft war heiß und stickig. Vor ihnen heulte ein Kind, dem die Sache unheimlich wurde. Eine Frau lachte hysterisch.
    „Tut mir Leid“, murmelte Beppo und drehte sich zu Bille um. „Auf dieses Gedrängel und Geschubse war ich nicht gefasst. Das hätte ich dir lieber erspart.“
    „Es gibt Schlimmeres. Wir haben’s ja gleich geschafft.“ Um Bille den unerfreulichen Aufstieg vergessen zu lassen, boxte Beppo ihnen auf der Plattform rücksichtslos die besten Plätze frei. Die Sicht von hier oben war atemberaubend! Um sie herum erstreckte sich unter einem durchsichtig blauen Himmel die sommerliche Landschaft und davor die endlose dunkelblaue Fläche der Ostsee. Winzige helle Dreiecke ließen Segelboote erahnen, die sich langsam über die Wasserfläche bewegten. Ein mächtiges weißes Fährschiff kreuzte ihre Bahn. Es war ein

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