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Ein ganz schoen starker Plan

Ein ganz schoen starker Plan

Titel: Ein ganz schoen starker Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Svingen
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überlegte, was ich sagen sollte, um sie wieder treffen zu können. »Wir sehen uns sicher in der Schule.«
    Sie antwortete nicht sofort.
    »Das schon«, fing sie dann an und schaute zu Boden. »Aber vielleicht ist es besser, wenn wir uns nicht so gut kennen …«
    »Klar. Die anderen könnten ja denken, dass wir … die könnten jedenfalls denken, und man weiß nie, was dabei rauskommt.«
    »Aber hallo, es wäre nett, mal wieder zur reden.«
    »Wenn du so redest, dann … nein, vergiss es. Wir können ja mal wieder Eis essen gehen«, schlug ich vor.
    Ihr Lächeln traf mich wie das Feuer eines Flammenwerfers.
    »Es wäre nett, mal wieder ein Eis zu essen.«
    »Ja, ich meine, wir zwei zusammen.«
    »Das habe ich auch gemeint.«
    »Ja, Eis ist gut. Besser als Pudding. Aber süßer Pudding ist auch gut. Ich meine, nicht der fiese Pudding.«
    Ich verabschiedete mich, ehe noch mehr Kröten aus meinem Mund kamen. Kaum war ich um die Ecke gebogen, fing ich an zu rennen. Auch die Uhr hatte es eilig, denn als ich nach Hause kam, war es später, als mir lieb war. Ich schnappte mir das Handy, das inzwischen aufgeladen war, und rannte wieder los. Im Treppenhaus begegnete mir Cecilie.
    »Sie bekommen das Ketchup bald wieder«, sagte ich und rannte weiter.
    »Ich würde lieber mit deinem Vater reden«, rief sie hinter mir her.
    Ich hatte keine Zeit zum Antworten. Ich rannte über den Plattenweg vorbei am Laden, über den Spielplatz und dann den Hang hinab auf den Imbiss zu. Die ganze Zeit hatte ich Angst, die Penner könnten unsere Abmachung vergessen haben und anderswo ihr Bier trinken. Als ich den Weg unten erreicht hatte, schaltete ich noch einen Gang höher. Der Puls pochte mir im Hals und der Schweiß lief mir über die Stirn. Als ich um die letzte Ecke bog, sah ich die Clique da sitzen. Einer hob sogar die Hand zum Gruß, als ich versuchte, die letzten Meter ruhig zu gehen.
    »Ich muss schon sagen, du bist aber gar nicht in Form, Junge«, sagte der Älteste, der, der versprochen hatte, die Rektorin anzurufen.
    »Sind Sie bereit um anzurufen?«
    »Sag mir, was Sache ist, Junge«, sagte er und für einen Moment schien er zu nuscheln.
    Was, wenn er nun betrunken war? Er zog die Bierdose aus der Plastiktüte und trank einen langen Zug. Sein Atem stank, als hätte er viel gefeiert. Ich sagte ihm, mein Papa heiße Guttorm Grimstad und ich sei Håkon. Papa war schon einmal bei der Rektorin gewesen und da hatten sie wohl viel übers Angeln geredet. Der Mann lachte, als ich von der Tropferei erzählte, wegen der Papa die Sache am Telefon klären musste.
    »Gute Idee«, schmunzelte er. »Ich habe außerdem schon ganz schön viel geangelt.«
    »Es wäre vielleicht klug, diesmal über etwas anderes zu reden, wir wissen ja nicht genau, was sie beim letzten Mal gesagt haben.«
    »Überlass dass einfach mir.«
    Es war schon drei nach. Der Mann stand auf und ging ein Stück von den anderen weg, um Trinkgeräusche und Suffgerede im Hintergrund zu vermeiden. Er hatte jetzt klare Augen und schien sich darauf zu freuen, meine Rektorin auszutricksen. Ich ging hinter ihm her, bereit, ihm im Notfall in einer Art Zeichensprache Infos zukommen zu lassen. Das größte Problem war, dass ich nicht hören würde, was die Rektorin am anderen Ende der Leitung sagte. Er wählte die Nummer und entblößte eine Reihe von braunen Zähnen, als er mich angrinste.
    »Ja, hallo, hier ist Håkons Vater. Ich sollte Sie anrufen«, sagte er und schwieg, als die Rektorin dann loslegte. Er nuschelte nicht mehr. »Ja, ich tropfe wie eine kleine Tropfsteinhölle.«
    Ich schüttelte den Kopf. Papa hätte niemals so ein Wortspiel gemacht. »Sie meinen, mein Kleiner hat sich ungezogen aufgeführt?«
    Papa hätte mich niemals »mein Kleiner« genannt. Oder »ungezogen«. Die Rektorin redete am anderen Ende der Leitung eine Zeit lang.
    »Sie wissen doch, Jungs in dem Alter«, sagte der Mann und redete jetzt ganz anders als vorher mit seinen Kumpels. Die Wörter waren ganz deutlich und er hörte sich an wie ein Erwachsener, dem man vertrauen kann. Aber dannsagte er: »Jungen müssen sich manchmal ein bisschen abreagieren. Ich war in dem Alter auch so. Habe meinem Lehrer Heftzwecken auf den Stuhl gelegt und seine Galoschen am Boden festgeklebt. Sie wissen schon, die Lehrer benehmen sich auch nicht immer so gut. Oder was sagen Sie, mögen Sie alle Ihre Kollegen?« Das Problem war nicht mehr, wie er redete, sondern was er sagte. Der Typ sagte nichts, was Papa jemals gesagt

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