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Ein ganz schoen starker Plan

Ein ganz schoen starker Plan

Titel: Ein ganz schoen starker Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Svingen
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mit den Schultern. »Aber die sagen auch, dass du komisch bist. So einer, dem alles zuzutrauen ist. Die anderen reden ganz schön viel über dich.«
    »Echt?« Ich konnte meine Überraschung nicht verbergen.
    »Ja, hast du das nicht gewusst? Reden die anderen denn viel über mich?«
    »Ich weiß nicht. Ich spreche nicht so viel mit den anderen.«
    Und dann fingen wir an, über die anderen in der Schule zu reden. Als ob wir alte Freunde wären, die sich trauten, ihre Meinung über die anderen zu sagen. Danach gingen wir einen Lehrer nach dem anderen durch, alles von Körpergeruch und Frisur bis zu schlechten Angewohnheiten und Schimpfwörtern. Sie redete nicht mehr wie eine aus der Oberstufe. Ich hatte noch nie mit anderen als Ida über alles Mögliche gesprochen und Ida zählte hier irgendwie nicht.
    Plötzlich musste ich an ein Puzzlespiel denken, das Isabell erwähnt hatte und bei dem sich alle Stücke von selbst zusammenfügten. Und an einem späten Abend nach ein paar Bier hatte Papa über das Kitzeln im Magen gesprochen, wenn ihm die Richtige begegnete. War da nicht etwas mit heftiger Flügelbreite, das in mir flatterte? Papa hatte gesagt, der Mund könnte wie ausgedörrt sein. Die Augen würden funkeln. Und der ganze Körper glühendheiß werden. Ab und zu fiel es mir schwer, mich auf das zu konzentrieren, was Liv sagte, weil ich die ganze Zeit an die Anzeichen dachte, von denen Papa gesprochen hatte. Mein Mund war keine Wüste und ich glaube, meine Augen waren ziemlich normal, aber mir war ein bisschen warm. Natürlich war es total verrückt, dass ich an Verliebtheit dachte, nur weil ich zum ersten Mal mit einem Mädchen redete, mit dem ich nicht verwandt war. Es war wirklich schwer zu sagen, was in meinem Kopf ablief, denn gleich darauf hatte ich Liv in die Eisdiele eingeladen.
    »Musst du denn nicht zum Zahnarzt?«, fragte sie.
    »Ich glaube, ich behalte den Zahn noch ein paar Tage.«
    »Es ist ja auch dein Zahn.«
    Bald saßen wir da mit unserem Eis. Das Problem war, dass mein Nachtischmagen schon von der vorigen Portion überschwappte. Aber es hätte komisch ausgesehen, wenn ich mich mit einer Babyportion begnügt hätte. Liv redete jetzt wieder über ihre Mutter, die überhaupt nichts kapierte, und über ihren Vater, der nie zu Hause war und auch nichts kapierte. Ich nickte aufmerksam und aß langsam mein Eis. Als sie auf dem Klo war, schaufelte ich das meiste in den Abfall, während der Mann hinter dem Tresen mich wütend ansah.
    »Du isst ja wahnsinnig schnell«, sagte sie, als sie zurückkam. »Aber sag mal, wie ist es denn so bei dir zu Hause?«
    »Bei mir? Ach, normal. Ein bisschen wie bei dir und ein bisschen wie bei anderen. Eine Art Kombination.«
    »Das heißt doch gar nichts. Willst du nicht darüber reden, oder was?«
    Jetzt fühlte sich mein Mund wirklich ganz schön trocken an. Und dabei hatte ich doch Eis gegessen. Innerlich wurde mir immer heißer. »Doch, gern. Aber … es ist nur ein bisschen … irgendwie ungewohnt, darüber zu reden.«
    Und dabei war ich doch angeblich nicht auf den Mund gefallen. Ich stotterte wie ein kleiner Junge und egal, was ich sagte, es kam mir falsch vor. Wenn ich mit den üblichen Lügen anfinge, würde ich mich festfahren. Wenn ich die Wahrheit erzählte, würde vielleicht bald die ganze Schule alles wissen. Zugleich hätte ich gern mehr mit ihr gesprochen. Ich wollte, dass sie mich interessant und jedenfalls ein bisschen cool fand. Aber wie sollte ich das schaffen?
    Mein Mund war jetzt die pure Sahara. Ich kippte das bisschen Eis hinein, das ich noch in der Schale hatte. Und dann fing ich an zu erzählen. Aus irgendeinem Grund fand ich, dass ich Liv nicht anlügen dürfte. Immerhin erlaubte ich mir, Teile der Wahrheit auszulassen. Deshalb erzählte ich von Mama, die weggegangen war, und von Papa, der nicht der beste Papa auf der Welt war. Ich erzählte von seiner Suche nach der großen Liebe, sagte aber nichts darüber, dass er verschwunden war. In Fernsehserien erzählten Freundinnen einander alles, und sicher hatte Liv eine Menge Freundinnen. Und Gerüchte können sich ausbreiten wie Bazillen.
    Wir brachen gemeinsam auf, Liv war wohl nach der Schule mit irgendwelchen Leuten verabredet. Ich hatte die Zeit total vergessen und schob den Pulloverärmel hoch, um auf die Uhr zu schauen. Zum Glück war es noch eine halbe Stunde bis zum Anruf bei der Rektorin. Gerade Zeit genug, um Papas Handy von Zuhause zu holen.
    »Ich muss auch los«, sagte ich und

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