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Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr

Titel: Ein ganzes halbes Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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gesagt nahm ich nur noch das Ticken der Uhr wahr, mit dem Wills Frist ablief. Um etwas anderes kümmerte ich mich kaum.
    Das Paradoxe an der Situation war, dass ich bei Patrick nicht einmal gut schlief. Ich weiß nicht, woran es lag, aber wenn ich von dort aus zur Arbeit ging, hatte ich eine Reibeisenstimme und dunkle Ringe unter den Augen. Ich begann, mit der Abdeckcreme genauso hemmungslos umzugehen, als würde ich eine Torte mit dem Spritzbeutel dekorieren.

    «Was ist los, Clark?», sagte Will.
    Ich öffnete die Augen. Er war direkt neben mir, hatte den Kopf schräg gelegt und beobachtete mich. Ich hatte den Eindruck, dass er schon eine ganze Weile so dasaß. Ich fasste mir unwillkürlich an den Mund, für den Fall, dass ich im Schlaf gesabbert hatte.
    Der Film, den ich hätte anschauen sollen, war inzwischen beim Abspann angekommen.
    «Nichts. Tut mir leid. Es ist einfach ein bisschen warm hier drin.» Ich richtete mich auf.
    «Sie sind jetzt innerhalb von drei Tagen das zweite Mal eingeschlafen.» Er musterte mich. «Und Sie sehen grauenhaft aus.»
    Also erzählte ich es ihm. Ich erzählte ihm von meiner Schwester, von unserer Übernachtungsregelung und dass ich keinen Streit vom Zaun brechen wollte. Denn obwohl er versuchte, es zu verbergen, war mir klar, wie verzweifelt Dad darüber war, dass er nicht einmal in der Lage war, seiner Familie ein Haus zu bieten, in dem alle einen Schlafplatz hatten.
    «Hat er immer noch keine Arbeit gefunden?»
    «Nein. Ich glaube, es liegt an seinem Alter. Aber wir reden nicht darüber. Es ist …» Ich zuckte mit den Schultern. «Es ist für alle zu unangenehm.»
    Wir warteten, bis der Abspann vorbei war, dann ging ich zu dem DVD-Player, ließ die DVD herausfahren und steckte sie in ihre Hülle. Es kam mir irgendwie falsch vor, Will von meinen Problemen zu erzählen. Sie wirkten im Vergleich zu seinen schrecklich banal.
    «Ich werde mich schon noch daran gewöhnen», sagte ich. «Es wird bestimmt gehen. Wirklich.»
    Den Rest des Nachmittags war Will beschäftigt. Ich wusch das Geschirr ab und ging dann zu ihm, um ihm den Computer einzuschalten. Als ich ihm später etwas zu trinken brachte, drehte er seinen Stuhl zu mir um.
    «Es ist ganz einfach», sagte er, als hätten wir gerade erst unsere Unterhaltung unterbrochen. «Sie können an den Wochenenden hier schlafen. Ich habe ein freies Gästezimmer – das kann genauso gut mal zu etwas nütze sein.»
    Ich blieb mit dem Becher in der Hand stehen. «Das kann ich nicht machen.»
    «Warum nicht? Ich werde Sie für die zusätzliche Zeit hier nicht bezahlen.»
    Ich stellte den Becher in die Halterung. «Aber was würde Ihre Mutter denken?»
    «Keine Ahnung.»
    Ich musste sehr beunruhigt gewirkt haben, denn er fügte hinzu: «Es ist kein Problem. Mit mir kann man unbesorgt Taxi fahren.»
    «Wie bitte?»
    «Falls Sie befürchten, dass ich heimlich plane, Sie zu verführen, können Sie ja einfach den Akku aus dem Rollstuhl nehmen.»
    «Sehr komisch.»
    «Im Ernst. Lassen Sie es sich durch den Kopf gehen. Sie können es ja als Notlösung betrachten. Manchmal ändert sich alles schneller, als man denkt. Ihre Schwester könnte beschließen, dass sie nicht mehr jedes Wochenende zu Hause verbringen will. Oder sie könnte jemanden kennenlernen. Alles Mögliche könnte sich ändern.»
    Und du könntest in zwei Monaten nicht mehr hier sein, sagte ich ihm in Gedanken und hasste mich sofort dafür.
    «Eins müssen Sie mir aber noch erklären», sagte er, als ich auf dem Weg aus dem Zimmer war. «Warum bietet Ihnen der Marathon-Mann nicht seine Wohnung an?»
    «Oh, das hat er ja», sagte ich.
    Er sah mich an, als wollte er das Thema weiterverfolgen.
    Dann aber schien er seine Meinung zu ändern. «Wie gesagt», meinte er. «Das Angebot steht.»

    Das sind die Dinge, die Will mochte:
     
Filme anschauen, vor allem ausländische mit Untertiteln. Gelegentlich ließ er sich zu einem Action-Thriller überreden oder sogar zu einem Liebesfilm, aber bei romantischen Komödien war Schluss. Wenn ich es wagte, eine auszuleihen, gab er die gesamten 120 Minuten spöttische Pff-Geräusche von sich oder verwies so lange auf die Klischeehaftigkeit der Geschichte, bis ich allen Spaß an dem Film verloren hatte.
Klassische Musik hören. Er kannte sich schrecklich gut damit aus. Er mochte auch modernes Zeug, hielt aber den meisten Jazz für manierierten Stuss. Als er eines Tages sah, was ich auf meinem MP3-Player hatte, brach er in solches Gelächter aus, dass er

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