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Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr

Titel: Ein ganzes halbes Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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machen ließ. Als er endlich herauskam, war ich schon fertig, und er weigerte sich, mir seine Tätowierung zu zeigen. Ich vermutete, sie hatte etwas mit Alicia zu tun.
    «Sie haben einen schlechten Einfluss auf mich, Will Traynor», sagte ich, als ich das Auto aufschloss und die Rampe herunterließ. Ich konnte nicht aufhören zu grinsen.
    «Zeigen Sie es mir.»
    Ich sah rechts und links die Straße hinunter, dann zog ich das Pflaster an meiner Hüfte ein Stückchen ab.
    «Das ist toll. Mir gefällt Ihre kleine Biene. Ehrlich.»
    «Jetzt muss ich für den Rest meines Lebens Hosen mit hohem Bund anziehen, wenn meine Eltern in der Nähe sind.» Ich half ihm, den Rollstuhl auf die Rampe zu manövrieren, und fuhr sie hoch. «Andererseits, wenn ich daran denke, was Ihre Mum sagt, wenn sie hört, dass Sie sich haben tätowieren lassen …»
    «Dann erzähle ich ihr, das Mädchen aus der Sozialbausiedlung hat mich auf Abwege geführt.»
    «Okay, Traynor. Und jetzt zeigen Sie mir Ihres.»
    Er schaute mich mit einem halben Lächeln direkt an. «Sie müssen sowieso das Pflaster wechseln, wenn wir nach Hause kommen.»
    «Das kenne ich schon. Dann bekomme ich es nie zu sehen. Machen Sie schon. Vorher fahre ich nicht los.»
    «Dann ziehen Sie mein Hemd hoch. Auf der rechten Seite. Von Ihnen aus gesehen die rechte Seite.»
    Ich beugte mich zwischen den Vordersitzen zu ihm, zog an seinem Hemd und löste das Pflaster darunter ein Stückchen. Und da hob sich von seiner blassen Haut ein schwarz-weiß gestreiftes Rechteck ab, das so klein war, dass ich zweimal hinsehen musste, um zu erkennen, was darin stand.
Zu verbrauchen bis: 19. März 2007
    Ich starrte darauf. Ich lachte gezwungen, und dann schwammen meine Augen in Tränen.
    «Das Datum meines Unfalls. Ja.» Er hob den Blick zum Dach des Autos. «Oh, wirklich, jetzt werden Sie nicht rührselig, Clark. Das sollte lustig sein.»
    «Es ist auch lustig. Auf eine beschissene Art.»
    «Nathan wird es gefallen. Kommen Sie, schauen Sie mich nicht so an. Es ist schließlich nicht so, als würde ich meinen perfekten Körper ruinieren, oder?»
    Ich zog Wills Hemd wieder herunter, drehte mich um und ließ den Motor an. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Hieß es, dass er sich mit seiner Situation abfand? Oder war es nur eine neue Art, auf die er seine Verachtung für seinen Körper demonstrierte?
    «Hey, Clark, tun Sie mir einen Gefallen», sagte er, als ich gerade losfahren wollte. «Greifen Sie doch mal für mich in die Tasche, in die Reißverschlusstasche.»
    Ich sah in den Rückspiegel und zog die Handbremse wieder an. Dann beugte ich mich zwischen den Vordersitzen nach hinten und wühlte nach seinen Anweisungen in der Tasche.
    «Möchten Sie eine Schmerztablette?» Mein Gesicht war nur Zentimeter von seinem entfernt. Er hatte mehr Farbe als jemals, seit er aus dem Krankenhaus gekommen war. «Ich habe welche in meiner …»
    «Nein. Suchen Sie weiter.»
    Ich ertastete ein Stück Papier und ließ mich damit auf meinen Sitz zurücksinken. Es war ein gefalteter Zehnpfundschein.
    «Den habe ich gemeint. Den Notfall-Zehner.»
    «Und?»
    «Er gehört Ihnen.»
    «Für was?»
    «Das Tattoo.» Er grinste mich an. «Bis zu der Sekunde, in der Sie tatsächlich auf diesem Stuhl gesessen haben, war ich überzeugt, dass Sie es am Ende doch nicht machen würden.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 16
    E s war nicht zu leugnen. Die Übernachtungsregelung funktionierte einfach nicht. Jedes Wochenende, an dem Treena nach Hause kam, begann die Familie Clark eine langwierige, nächtliche Reise nach Jerusalem. Nach dem Abendessen am Freitag boten Mum und Dad ihr Schlafzimmer an, und Treena akzeptierte das Angebot, nachdem sie ihr versichert hatten, dass sie ihnen ganz bestimmt nicht zur Last fiel und wie viel besser Thomas in ihrem Zimmer schlafen würde. So, sagten sie, würde jeder gut schlafen.
    Aber wenn meine Eltern unten schliefen, brauchten sie ihre eigene Bettdecke, ihre eigenen Kissen und sogar ihr eigenes Bettlaken, denn Mums konnte nicht schlafen, wenn ihr Bett nicht so war, wie sie es mochte. Also zogen sie und Treena nach dem Essen Mums und Dads Bett ab und bezogen es mit einem Matratzenschoner neu, falls Thomas ein Malheur passierte. Mums und Dads Bettzeug wurde inzwischen gefaltet in der Wohnzimmerecke gelagert, wo Thomas hineinsprang und das Bettlaken über die Wohnzimmerstühle zog, um ein Zelt zu bauen.
    Großvater bot sein Zimmer an, aber

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