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Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr

Titel: Ein ganzes halbes Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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ohne meine verdammte Zitronenkulturtasche abziehen. Ich klebte einen Zettel an meine Tür, auf dem stand: «Meine Sachen gehören MIR. GEH WEG.» Treena riss den Zettel ab und erklärte Mum, ich wäre dermaßen kindisch, wie sie es noch nie erlebt hätte, und Thomas wäre jetzt schon vernünftiger, als ich es je werden würde.
    Aber das brachte mich zum Nachdenken. Eines Abends, als Treena in der Abendschule war, saß ich in der Küche, während Mum die Hemden heraussuchte, die sie für Dad bügeln wollte.
    «Mum …»
    «Ja, Liebes?»
    «Meinst du, ich könnte in Treenas Zimmer ziehen, wenn sie weg ist?»
    Mum hielt inne, ein halb gefaltetes Hemd an die Brust gedrückt. «Ich weiß nicht. Auf diese Idee bin ich noch gar nicht gekommen.»
    «Ich meine, wenn sie und Thomas nicht hier sind, ist es nur fair, dass ich ein richtiges Schlafzimmer bekomme. Es hat doch keinen Sinn, es leer stehen zu lassen.»
    Mum nickte und legte das Hemd sorgsam in den Wäschekorb. «Ich glaube, da hast du recht.»
    «Und eigentlich sollte sowieso ich dieses Zimmer haben, wo ich doch die Ältere bin und so weiter. Sie hat es nur wegen Thomas bekommen.»
    Mum fand meine Einstellung vernünftig. «Das stimmt. Ich spreche mit Treena», sagte sie.
    Rückblickend hätte ich vermutlich besser zuerst mit meiner Schwester darüber reden sollen.
    Drei Stunden später stürmte sie wutentbrannt ins Wohnzimmer.
    «Du freust dich wohl schon, dass du bald auf meinem Grab tanzen kannst, was?»
    Mit einem Ruck wachte Großvater in seinem Sessel auf und griff sich automatisch an die Brust.
    Ich sah vom Fernseher weg. «Was redest du denn da?»
    «Wo sollen Thomas und ich deiner Meinung nach am Wochenende schlafen? Wir passen nicht zu zweit in die Abstellkammer. Dadrin ist nicht mal genügend Platz für zwei Betten.»
    «Ganz genau. Und ich bin dort fünf Jahre lang reingesteckt worden.» Das Gefühl, dauernd den Kürzeren zu ziehen, ließ mich kratzbürstiger klingen, als ich es gewollt hatte.
    «Du kannst dir nicht mein Zimmer nehmen. Das ist unfair.»
    «Du bist doch nicht mal da!»
    «Aber ich brauche es trotzdem! Auf keinen Fall passen Thomas und ich in die Abstellkammer. Dad, sag du es ihr!»
    Dad ließ sein Kinn tief in den Kragen sinken und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hasste es, wenn wir stritten, und neigte dazu, Mum die Schlichtung zu überlassen. «Macht mal halblang, Mädchen», sagte er.
    Großvater schüttelte den Kopf, als wären wir ihm alle ein Rätsel. Großvater schüttelte dieser Tage ziemlich häufig den Kopf.
    «Ich fasse es nicht. Kein Wunder, dass du mir so eifrig geholfen hast, damit ich möglichst bald weg bin.»
    «Was? Und wenn du darum bettelst, dass ich bei meinem Job bleibe, damit ich dich finanziell unterstützen kann, ist das auch Teil meines teuflischen Plans?»
    «Du bist dermaßen hinterlistig.»
    «Katrina, beruhige dich.» Mum war an der Tür aufgetaucht, von ihren Gummihandschuhen tropfte Seifenwasser auf den Wohnzimmerteppich. «Wir können das in aller Ruhe besprechen. Ich will nicht, dass ihr Großvater so aufregt.»
    Katrinas Gesicht war fleckig geworden, genau wie als Kind, wenn sie nicht bekam, was sie wollte. «Sie will mich weghaben. Das ist es. Sie kann es kaum abwarten, bis ich verschwunden bin, bloß weil sie eifersüchtig ist, dass ich etwas aus meinem Leben mache. Und deshalb will sie es mir möglichst schwer machen, zwischendurch nach Hause zu kommen.»
    «Es steht ja noch nicht mal fest, ob du überhaupt an den Wochenenden heimkommst», schrie ich verletzt. «Ich brauche ein Schlafzimmer, keinen Schrank, und du hast die ganze Zeit das beste Zimmer gehabt, nur weil du so bescheuert warst, dir ein Kind machen zu lassen.»
    «Louisa!», sagte Mum.
    «Und wenn du nicht zu blöd wärst, eine richtige Arbeit zu kriegen, könntest du schon längst deine eigene Wohnung haben. Du bist alt genug. Oder worum geht’s? Bist du endlich draufgekommen, dass dich Patrick niemals fragen wird?»
    «Das reicht!» Dad brüllte in die Stille. «Ich habe jetzt genug! Treena, du gehst in die Küche. Lou, setz dich und halt den Mund. Ich habe schon genügend Stress im Leben, auch ohne euer Gekeife.»
    «Wenn du glaubst, dass ich dir jetzt noch mit deiner blöden Liste helfe, wirst du dich wundern», zischte mir Treena zu, als sie von Mum aus dem Wohnzimmer gezerrt wurde.
    «Sehr gut. Ich brauche deine Hilfe sowieso nicht, du Parasit », sagte ich, und dann musste ich mich ducken, weil Dad die Fernsehzeitung nach

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