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Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr

Titel: Ein ganzes halbes Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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darum, an was ich mich beteiligen kann und an was nicht. Und ich kann nicht ruhig danebensitzen und abwarten, bis … Will … also …» Meine Stimme erstarb.
    Wir starrten alle in unsere Teetassen.
    «Wie ich schon sagte», kam es entschlossen von Mr. Traynor. «Ich halte das für eine sehr gute Idee. Wenn Sie Will dazu bringen können, sich einverstanden zu erklären, weiß ich nicht, wo der Nachteil sein soll. Es würde mir unheimlich gut gefallen, wenn er mal Urlaub macht. Sagen Sie … sagen Sie uns einfach, was Sie von uns brauchen.»
    «Ich habe eine Idee.» Mrs. Traynor legte ihrer Tochter die Hand auf die Schulter. «Wie wäre es, wenn du zusammen mit ihnen verreist, Georgina?»
    «Von mir aus sehr gern», sagte ich, weil meine Chancen, Will zu einer Urlaubsreise zu überreden, ungefähr so hoch waren wie die, bei Superhirn zu gewinnen.
    Georgina wand sich ein bisschen. «Das kann ich nicht. Ihr wisst, dass ich in zwei Wochen mit dem neuen Job anfange. Ich kann dann nicht gleich wieder nach England kommen.»
    «Du gehst nach Australien zurück?»
    «Jetzt tu nicht so überrascht. Ich habe dir gesagt, dass das nur ein Besuch ist.»
    «Ich dachte nur, dass du … angesichts … angesichts der jüngsten Entwicklungen ein bisschen länger bleiben möchtest.» Camilla Traynor sah ihre Tochter auf eine Art an, auf die sie Will niemals anschaute, ganz gleich, wie grob er sich ihr gegenüber verhielt.
    «Es ist eine richtig aussichtsreiche Stelle, Mum. Ich habe zwei Jahre lang geackert, bis ich sie bekommen habe.» Sie warf ihrem Vater einen Blick zu. «Ich kann wegen Wills Befindlichkeit nicht mein ganzes Leben auf Eis legen.»
    Darauf herrschte Stille.
    «Das ist nicht fair. Wenn ich es wäre, die im Rollstuhl sitzt, würdest du dann etwa zu Will sagen, er soll all seine Pläne aufgeben?»
    Mrs. Traynor hatte den Blick von ihrer Tochter abgewandt. Ich schaute auf meine Liste hinunter und las den ersten Punkt wieder und wieder durch.
    «Ich habe auch ein Leben, verstehst du?» Das klang wie ein Protest.
    «Besprechen wir das lieber ein anderes Mal.» Mr. Traynor legte seiner Tochter die Hand auf die Schulter und drückte sie sanft.
    «Ja, das ist das Beste.» Mrs. Traynor begann, die Papiere zusammenzuschieben, die vor ihr lagen. «Also gut. Ich schlage folgendes Procedere vor: Ich will über alles Bescheid wissen, was Sie planen.» Sie sah mich an. «Ich kümmere mich um die Kosten, und wenn es geht, hätte ich gern einen Zeitplan, sodass ich versuchen kann, mir freizunehmen und mitzukommen. Ich habe noch Urlaub übrig, und ich …»
    «Nein.»
    Alle sahen Mr. Traynor an. Er streichelte den Hund und machte ein freundliches Gesicht, aber seine Stimme klang unnachgiebig. «Nein. Ich glaube nicht, dass du mitfahren solltest, Camilla. Wir sollten Will die Möglichkeit geben, das allein zu machen.»
    «Will kann das nicht allein machen, Steven. Es gibt unheimlich viel zu bedenken, wenn Will irgendwohin geht. Es ist kompliziert. Und ich glaube kaum, dass …»
    «Nein, Darling», sagte er. «Nathan wird Will unterstützen, und Louisa kommt bestimmt gut zurecht.»
    «Aber …»
    «Will muss sich wieder als Mann fühlen. Und das ist unmöglich, wenn seine Mutter – oder im Übrigen auch seine Schwester – ständig auf der Lauer liegt.»
    Mrs. Traynor begann mir leidzutun. Sie hatte immer noch diesen arroganten Blick, aber dahinter wirkte sie irgendwie orientierungslos, so als könnte sie nicht verstehen, was gerade passierte. Ihre Hand hob sich zu ihrer Kette.
    «Ich sorge dafür, dass ihm nichts fehlt», sagte ich. «Und ich teile Ihnen jeweils so früh wie möglich mit, was wir planen.»
    Ihr Kiefer war so angespannt, dass der kleine Muskel unterhalb des Wangenknochens hervortrat. Ich fragte mich, ob sie mich jetzt hasste.
    «Ich möchte auch, dass Will am Leben bleibt», sagte ich schließlich.
    «Das verstehen wir nur allzu gut», sagte Mr. Traynor. «Und wir schätzen Ihre Entschlossenheit sehr. Und Ihre Diskretion.» Ich überlegte, ob er das in Bezug auf Will sagte oder etwas ganz anderes meinte, und dann wurde mir klar, dass er mich mit diesem Satz aus dem Gespräch entlassen hatte. Georgina und ihre Mutter saßen schweigend auf dem Sofa. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich noch lange weiterunterhalten würden, wenn ich aus dem Zimmer war.
    «Gut», sagte ich. «Ich mache Ihnen eine schriftliche Aufstellung, sobald ich mir alles genau überlegt habe. Das wird schnell gehen. Wir haben nicht

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