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Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr

Titel: Ein ganzes halbes Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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und die Eintrittskarte für das Museum fest in der Hand; und dann, wenn es wärmer wurde und die Ferienzeit kam, strömten sie unaufhörlich aus zischend stoppenden Reisebussen, verstopften die Hauptstraße, und Amerikaner, Japaner und Schulklassen aus dem ganzen Land verteilten sich um die Burg.
    Im Winter waren die meisten Geschäfte geschlossen. Die wohlhabenderen Ladenbesitzer verbrachten die langen, dunklen Monate in ihren Ferienhäusern im Süden, während die anderen Weihnachtsveranstaltungen organisierten oder von gelegentlichen Adventskonzerten in der Burganlage oder festlichen Kunsthandwerksmärkten profitierten. Aber wenn die Temperaturen anstiegen, war der Parkplatz an der Burg gleich wieder überfüllt, und in den Pubs stieg die Nachfrage nach dem Bauernfrühstück, und nach ein paar sonnigen Wochenenden hatten wir uns wieder von einer schläfrigen Kleinstadt in ein beliebtes englisches Reiseziel verwandelt.
    Ich ging den Hügel hinauf und wich den vereinzelten frühen Touristen aus, die ihre Neopren-Bauchtaschen und abgegriffenen Reiseführer festhielten und die Kameras hoben, um ihr Erinnerungsfoto von der Burg im Frühling zu schießen. Ich lächelte ein paar an und blieb bei anderen stehen, um sie mit ihren eigenen Kameras zu fotografieren. Einige Einwohner jammerten über die Touristen – über die Staus, den Ansturm auf die öffentlichen Toilettenhäuschen oder die Bestellwünsche im Buttered Bun («Haben Sie kein Sushi? Nicht mal handgerolltes?»). Aber ich beschwerte mich nicht. Ich mochte diesen Hauch fremder Luft bei uns, die flüchtigen Blicke auf das Dasein von Menschen, die so ganz anders lebten als ich. Ich mochte die Akzente und überlegte gern, woher jemand kam, und es gefiel mir, die Kleidung von Leuten anzuschauen, die noch nie im Leben einen Versandhauskatalog gesehen hatten und ihre Unterhosen nicht im Fünferpack bei Marks and Spencer kauften.
    «Sie scheinen gute Laune zu haben», sagte Will, als ich meine Tasche im Flur fallen ließ. Es klang beinahe wie ein Vorwurf.
    «Das liegt daran, dass er heute ist.»
    «Was ist heute?»
    «Unser Ausflug. Wir fahren mit Nathan zu einem Pferderennen.»
    Will und Nathan sahen sich an. Ich musste mir das Lachen verkneifen. Das gute Wetter hatte mich unheimlich erleichtert; nachdem ich erst einmal die Sonne gesehen hatte, wusste ich, dass alles klappen würde.
    «Pferderennen?»
    «Genau. Ein Flachrennen in …», ich zog mein Notizbuch aus der Tasche, «… Longfield. Wenn wir jetzt losfahren, kommen wir noch pünktlich zum dritten Rennen. Und ich habe fünf Pfund Sieg oder Platz auf Man Oh Man gesetzt, also halten wir uns besser ran.»
    «Pferderennen.»
    «Ja. Nathan hat noch nie eins gesehen.»
    Zur Feier des Tages trug ich meinen blauen Stepp-Minirock, den Schal mit dem Pferdemuster am Rand und lederne Reitstiefel.
    Will musterte mich aufmerksam, dann fuhr er seinen Stuhl herum, sodass er seinen Pfleger besser sehen konnte. «Davon haben Sie bestimmt schon seit Ewigkeiten geträumt, oder, Nathan?»
    Ich warf Nathan einen warnenden Blick zu.
    «Jau», sagte er und lächelte. «Ja, ganz genau. Fahren wir zu den Hottehüs.»
    Ich hatte ihn natürlich bestochen. Ich hatte ihn am Freitag angerufen, um zu fragen, an welchem Tag er Zeit hatte. Die Traynors hatten zugestimmt, seine Extrastunden zu bezahlen (Wills Schwester war nach Australien abgereist, und ich glaube, sie wollten sichergehen, dass jemand ‹Vernünftiges› mitkam), aber ich hatte bis zum Sonntag noch nicht gewusst, was genau wir unternehmen würden. Das Pferderennen schien mir ein idealer Auftakt zu sein – ein schöner Ausflug bei gutem Wetter, und die Autofahrt dauerte keine halbe Stunde.
    «Und was ist, wenn ich sage, dass ich nicht dorthin will?»
    «Dann schulden Sie mir vierzig Pfund», sagte ich.
    «Vierzig Pfund? Wie kommen Sie denn auf diese Summe?»
    «Mein Gewinn. Fünf Pfund Platz oder Sieg bei einer Quote von acht zu eins.» Ich zuckte mit den Schultern. «Man Oh Man gewinnt garantiert.»
    Anscheinend hatte ich ihn damit zum Nachdenken gebracht.
    Nathan schlug sich die Hände auf die Knie. «Klingt super. Und das schöne Wetter», sagte er. «Soll ich etwas zum Mittagessen einpacken?»
    «Nein», sagte ich. «Es gibt dort ein Restaurant. Wenn mein Pferd gewinnt, geht das Essen auf mich.»
    «Sie waren wohl schon oft beim Pferderennen, oder?», sagte Will.
    Und dann, bevor er noch etwas einwenden konnte, hatten wir ihn in seinen Mantel gepackt, und ich hastete

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