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Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr

Titel: Ein ganzes halbes Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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einer Geburtstagsfeier für Vierjährige, und zwar in Hailsburys einziger Bowlingbahn; dort gab es nichts, was nicht mit Backteig überzogen war. Einschließlich der Kinder.»
    Wir rollten Will durch den langen, teppichbedeckten Flur. Das Restaurant erstreckte sich seitlich hinter einer Glaswand, und ich sah, dass noch sehr viele Tische frei waren. Wieder knurrte mein Magen.
    «Hallo», sagte ich, als wir in den Empfangsbereich kamen. «Ich hätte gern einen Tisch für drei Personen.» Bitte starren Sie Will nicht an , versuchte ich der Frau durch Gedankenübertragung zu übermitteln. Er soll sich nicht unwohl fühlen. Es ist wichtig, dass er diesen Tag genießt.
    «Anstecker, bitte», sagte sie.
    «Wie bitte?»
    «Ihre Anstecker für den A-Bereich.»
    Ich sah sie verständnislos an.
    «Dieses Restaurant ist für Gäste des A-Bereichs reserviert.»
    Ich warf Nathan und Will einen Blick über die Schulter zu. Sie konnten mich nicht hören, schauten aber erwartungsvoll zu mir. Nathan half Will aus dem Mantel.
    «Mmm … Ich wusste nicht, dass wir nicht überall essen können. Wir haben die blauen Anstecker.»
    Sie lächelte. «Tut mir leid», sagte sie. «Dieses Restaurant ist exklusiv den Besitzern der roten Anstecker vorbehalten. Das steht auf sämtlichen Werbematerialien.»
    Ich atmete tief ein. «Okay. Gibt es noch andere Restaurants?»
    «Der Waage-Raum, das ist unser zwangloser Essbereich, wird leider zurzeit renoviert, aber an der Tribüne entlang gibt es Imbissbuden, bei denen Sie etwas zu essen bekommen.» Sie sah, wie mir die Gesichtszüge entgleisten, und fügte hinzu: «Das Pig in A Poke ist sehr gut. Da bekommt man Rostbraten im Brötchen. Und Apfelsoße machen sie auch.»
    «Eine Imbissbude.»
    «Ja.»
    Ich beugte mich zu ihr vor. «Bitte», sagte ich. «Wir sind weit gefahren, und mein Freund dort verträgt die Kälte nicht. Gibt es denn nicht doch die Möglichkeit, hier einen Tisch zu bekommen? Wir müssen dafür sorgen, dass er es warm hat. Es ist wirklich wichtig, dass der Tag gut für ihn läuft.»
    Sie verzog das Gesicht. «Es tut mir sehr leid», sagte sie. «Wenn ich die Regeln nicht einhalte, verliere ich meinen Job. Aber unten gibt es einen Sitzbereich für Behinderte, bei dem man die Tür schließen kann. Von dort aus sieht man zwar die Rennbahn nicht, aber es ist ziemlich gemütlich. Es gibt eine Heizung und so weiter. Sie könnten den Imbiss ja dort essen.»
    Ich starrte sie an. Ich spürte, wie die Wut in mir aufstieg. Ich glaube, ich hätte vor Wut erstarren können.
    Ich warf einen Blick auf ihr Namensschildchen. «Sharon», sagte ich. «Es sind doch nicht mal annähernd alle Tische besetzt. Es ist doch bestimmt sinnvoller, wenn hier ein paar mehr Leute essen, als die Hälfte der Tische unbesetzt zu lassen, nur wegen einer obskuren, diskriminierenden Richtlinie in einem Vorschriftenkatalog.»
    Ihr Lächeln schimmerte unter dem gedämpften Licht. «Madam, ich habe Ihnen die Situation deutlich gemacht. Wenn wir die Regeln für Sie aufweichen, müssen wir es für jedermann tun.»
    «Aber das ist doch sinnlos», sagte ich. «Es ist ein verregneter Montagmittag. Sie haben freie Tische. Wir möchten etwas essen. Ein richtiges, teures Essen, mit Stoffservietten und allem. Wir wollen keine Fleischbrötchen in einer Garderobe essen, ganz egal, wie gemütlich es dort ist.»
    Die ersten Gäste drehten sich auf ihren Stühlen nach uns um, weil sie wissen wollten, warum es an der Tür Streit gab. Ich sah, dass Will die Situation peinlich war. Nathan und er hatten mitbekommen, dass etwas falsch lief.
    «Dann, fürchte ich, hätten Sie Anstecker für den A-Bereich kaufen müssen.»
    «Okay.» Ich begann, auf der Suche nach meinem Portemonnaie in meiner Handtasche zu wühlen. «Wie viel kostet ein Anstecker für den A-Bereich?» Taschentücher, alte Busfahrscheine und eines von Thomas’ Spielzeugautos fielen heraus. Es war mir egal. Ich würde Will sein Luxusessen in einem Restaurant verschaffen. «Hier. Wie viel kostet es? Noch zehn Pfund mehr? Zwanzig?» Ich streckte ihr eine Handvoll Geldscheine entgegen.
    Sie schaute auf meine Hand herunter. «Es tut mir leid, Madam, wir verkaufen hier keine Anstecker. Dies ist ein Restaurant. Sie müssen zum Kartenschalter zurück.»
    «Meinen Sie den Kartenschalter ganz am anderen Ende der Rennbahn?»
    «Ja.»
    Wir starrten uns an.
    Da erklang Wills Stimme. «Louisa. Gehen wir.»
    Auf einmal brannten Tränen in meinen Augen. «Nein», sagte ich. «Das ist

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