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Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Attwood
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gleichwertige Klassenkameraden zu finden.
    Einige Kinder mit Asperger-Syndrom regen sich sehr auf, wenn die Schulaufgaben zu einfach sind und ziehen intellektuell ebenbürtige Klassenkameraden vor. Es kann auch andere Faktoren geben, die bei der Frage der Versetzung eine Rolle spielen. Ich rate aber meist dazu, das Kind möglichst in einer Klasse mit intellektuell gleichwertigen Schülern zu lassen, in der es einen interessanten und damit motivierenden Schulstoff vorfindet. Natürlich wird man aber auch an Programme denken müssen, die die soziale Reife fördern, damit man den Abstand zwischen der intellektuellen und der sozialen Entwicklung schließen kann.
Hilfreiche Einstellungen des Lehrers
    Vor über 60 Jahren stellte Hans Asperger fest: »Die Kinder haben, so erstaunlich das erscheint, ein besonders gutes Gefühl für die Persönlichkeit des Erziehers. So schwierig sie auch selbst unter den günstigsten erzieherischen Bedingungen sind – richtig leiten und auch unterrichten lassen sie sich nur von solchen Menschen, die sie nicht nur verstehen, sondern ihnen auch wirklich gewogen sind, eine Güte und – einen Humor für sie haben … Das aus dem Gemüt kommende Verhalten des Erziehers, seine gemütsmäßige Einstellung beeinflusst automatisch …, ohne Willen, ohne Bewusstsein die Stimmung und das Verhalten des Kindes. Freilich gehört zur Führung gerade solcher Kinder wesentlich die Erkenntnis ihrer Eigentümlichkeiten und echte pädagogische Erfahrung, das ist klar; aber auch hier genügt eben nicht die kalte Routine.« 39
»Asperger-freundliche« Umgebung
    Als Klassenlehrer sollten Sie eine »Asperger-freundliche« Umgebung schaffen, angepasst an die sozialen, sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten des Kindes. Umsolch eine Umgebung zu schaffen, ist es wichtig, dass der Lehrer Zugang zu Informationen und Fachwissen über das Asperger-Syndrom hat und an entsprechenden Fortbildungsmaßnahmen teilnimmt. In der Schule sollten Bücher zum Asperger-Syndrom vorhanden sein. Und es sollte überlegt werden, ob der Lehrer personelle Unterstützung benötigt.
    Ich habe an verschiedenen Schulen beobachtet, welche Lehrer mit den Kindern besonders gut zurechtkommen und sie bestmöglich fördern. Der größte kognitive und schulische Fortschritt wurde von solchen Lehrern erzielt, die ein mitfühlendes Verständnis für das Kind aufbrachten. Solche Lehrer sind flexibel in ihren Unterrichtsstrategien, Beurteilungen und Erwartungen. Sie mögen und bewundern das Kind stets, respektieren dessen Fähigkeiten und kennen die Motivation und das Lernprofil des Kindes. Carol Gray sagte, dass der Lehrer nicht nur um die verzögerten Theory-of-Mind-Fähigkeiten wissen müsse, sondern auch verstehen müsse, wie das Kind stattdessen denkt und fühlt.
    Trotzdem gibt es natürlich kein Einheitskonzept, das bei jedem Kind mit Asperger-Syndrom richtig ist. Lehrmethoden, die sich bei ein oder zwei Kindern mit Asperger-Syndrom als erfolgreich erwiesen haben, müssen nicht unbedingt auch bei anderen Kindern passen. Manchmal muss man für jedes Kind eine neue Strategie entwickeln.
Wie Sie das Kind motivieren können
    Hans Asperger war sehr interessiert an Erziehungsstrategien für seine Kinder und schrieb: »Während Liebesbezeugungen, Zärtlichkeiten und Schmeicheleien des Erwachsenen für das normale Kind etwas sehr Angenehmes bedeuten, sodass das Kind eben darum brav ist, um sich diese Annehmlichkeiten zu verdienen, wirken diese Dinge, wie sich bei Fritz V. sowie bei allen anderen Kindern dieses Typs zeigte, auf die kontaktgestörten Autistischen unangenehm und irritierend.« 40
Zu den erfolgreicheren Anreizen gehört der Appell an das intellektuelle Selbstwertgefühl. Wenn Sie seine geistigen Leistungen loben, Aspekte seines Spezialinteresses einbauen und darauf achten, dass eine Aufgabe nur wenig Fehlerpotenzial enthält, motivieren Sie das Kind damit am besten.
    AUS DEM LEBEN
    »Er hat mich verstanden und akzeptiert«
    Ein Beispiel bietet Nita Jackson, die einen ihrer Lehrer beschreibt:
    »Herr Osbourne war immer sehr temperamentvoll und für Scherze aufgelegt. Er ist fast nie wütend geworden oder hat seine Stimme erhoben, wie das die meisten anderen Lehrer taten. Er hat mir erlaubt, dass ich mich in der Pause im Schrank des Musikzimmers versteckte, ohne das Geringste dazu zu sagen. So, als würde er verstehen und akzeptieren, dass ich auch mal lächerliche Dinge tun musste, um mich von den anderen getrennt zu halten. Ich habe ihn

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