Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
dafür respektiert, dass er nie nachgebohrt hat, wie das die anderen taten. Manchmal klopfte er an die Tür und sagte: »Buh!« und schenkte mir einen Keks (was ich niemals ablehnte). Am letzten Schultag habe ich ihm eine ganze Dose voller Kekse geschenkt als Gegenleistung für die Kekse, die er mir im Lauf der Zeit geschenkt hatte.« 41
Hans Asperger schrieb außerdem: »Das Erste ist wohl, dass alle pädagogischen Maßnahmen »mit abgestelltem Affekt« vorgetragen sein müssen; niemals darf der Erzieher zornig werden oder sich ärgern, auch nicht »lieb « oder »kin dert ümlich« sein wollen … Der Erzieher muss wirklich auch innerlich vollkommen ruhig, beherrscht und gesammelt bleiben.« 42
Das sind sehr vernünftige Ratschläge. Es verwirrt Kinder mit Asperger-Syndrom, wenn der Lehrer gelangweilt oder emotional reagiert, während sie versuchen, sich zu konzentrieren. Bleiben Sie nach Möglichkeit immer ruhig und gelassen und lassen sich auf keinen Fall von der Aufgeregtheit des Kindes anstecken, sondern helfen ihm vielmehr, seine Fassung wiederzuerlangen.
Hans Asperger schlug außerdem vor: »Ein anderer pädagogischer Kunstgriff, dass man nämlich die pädagogischen Maßnahmen nicht als persönliche Anforderungen, sondern als objektives, unpersönliches Gesetz kundgibt, wird bei anderen Fällen beschrieben werden …«. 43 Manchmal hilft es, wenn Sie dem Kind ein Exemplar der Schulregeln zeigen, damit es erkennt, dass Sie es durch eine bestimmte Anordnung nicht schikanieren wollen, sondern es lediglich allgemein gültige Regeln befolgen soll.
Hausaufgaben
Große Sorgen bereiten auch oft Hausaufgaben. Warum reagieren diese Kinder mit so extremen Gefühlen auf den bloßen Gedanken an ihre Hausaufgaben, und warum tun sie sich so schwer, diese Aufgaben fertigzustellen? Möglicherweise sind sie nach einem Schultag einfach zu gestresst und geistig erschöpft, um sich an die Hausaufgaben zu setzen.
Wie ihre Klassenkameraden so müssen auch Kinder mit Asperger-Syndrom den Schulstoff lernen. Sie erleben jedoch viel mehr stresserzeugende Situationen als die anderen Kinder. Sie müssen ihren Verstand benutzen, um soziale Regeln in der Klasse und auf dem Schulhof zu erkennen. Oft werden sie auf ihre Fehler hingewiesen, selten aber wird korrektes Verhalten gelobt. Nur aus seinen Fehlern zu lernen, ist jedoch nicht unbedingt die konstruktivste Lernmethode. Diese Kinder müssen sich also auf einen zusätzlichen Lernstoff konzentrieren, sodass sie am Ende intellektuell und emotional erschöpft sind. Während des ganzen Schultages haben sie kaum Gelegenheiten zu entspannen.
Wenn ich mit solchen Kindern rede, erklären sie oft, dass sie eine klare Trennung zwischen Schule und zu Hause brauchen. Sie sagen: »Die Schule ist zum Lernen da, zu Hause für Spaß und Entspannung.« Daher ist die Aussicht auf eine Unterbrechungihrer so sehr benötigten und verdienten Entspannung durch eine Hausarbeit oft mehr, als sie ertragen können. Sean Barron erklärte: »Ich habe nie verstanden, warum Schul aufgaben zu Hause erledigt werden sollten. Was wir in der Schule taten, sollte auch dort bleiben. Punkt.« 44
Der zweite Grund für die ausgeprägte Hausaufgaben-Unlust, sind die beeinträchtigten exekutiven Funktionen. Halten Sie sich nochmals folgende Punkte vor Augen:
Das Planen und Organisieren einer Aufgabe ist für die Kinder schwierig.
Prioritäten zu setzen, fällt schwer.
Die Kinder neigen dazu, bei der Lösung von Problemen impulsiv und unflexibel zu reagieren.
Sie haben ein begrenztes Arbeitsgedächtnis.
Ihnen kommen nicht so leicht neue Ideen.
Sie haben ein schlechtes Zeitgefühl und -management.
Sie benötigen bei den Hausaufgaben Aufsicht und Hilfestellung.
Oft liegen bestimmte Lernprobleme wie Leseschwierigkeiten vor.
Im Folgenden erfahren Sie, was Eltern und Lehrer tun können, damit die Hausaufgaben für alle Beteiligten erträglicher und angenehmer werden.
Wie Eltern das Kind unterstützen können
Das Zimmer, in dem das Kind arbeitet, muss die Konzentration und Lernfähigkeit fördern. Dazu gehören passender Schreibtisch, Stuhl und angemessene Beleuchtung sowie möglichst wenig Ablenkung (Spielsachen, Fernseher, Geräusche elektrischer Geräte oder die Gespräche von Geschwistern). Auf dem Schreibtisch sollte nur das liegen, was das Kind für die Hausaufgabe brauchen wird. Die Arbeitsumgebung sollte auch von neugierigen jüngeren Brüdern und Schwestern abgeschirmt sein.
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