Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
konnten sie einen gewissen oberflächlichen sozialen Erfolg erreichen, doch wirken sie sich in einer intimen Beziehung eher nachteilig aus. Wenn in Zukunft Menschen mit Asperger-Syndrom zunehmend frühzeitig Hilfe und Verständnis erfahren, werden auch immer mehr von ihnen erfolgreich langfristige Beziehungen erleben, in denen beide Partner glücklich sind.
Unterstützung für den nichtautistischen Partner
Sobald die Familie die Diagnose einmal akzeptiert hat, können enge Familienangehörige und Freunde entsprechende Hilfe leisten. Es ist wichtig, dass derjenige ein Netz an Freunden aufbaut, um das Gefühl der Isolierung zu verringern und dass er auch wieder Spaß an sozialen Kontakten findet, wobei der Asperger-Partner ja nicht immer beteiligt sein muss. Ist Letzteres der Fall, sollte der nichtautistische Partner deswegen keine Schuldgefühle entwickeln. Die Beziehung kann etwa davon profitieren, wenn derjenige einen Freund hat, der mit Trost und Empathie beisteht. Er kann auch einmal einen Urlaub mit Freunden unternehmen, um so wieder Mut zu sozialen Kontakten zu finden. Eine positive Einstellung ist hier besonders wichtig. Ein Partner sagte dazu einmal: »Wenn das Leben dir eine Zitrone schenkt, mach Zitronenlimonade draus.«
Wenn ein Elternteil das Asperger-Syndrom hat
Führt die Beziehung zu Kindern, so kann der autistische Partner Schwierigkeiten haben, die Bedürfnisse und das Verhalten seiner normalen Kinder zu verstehen. Der nichtautistische Partner fühlt sich dann wie ein Alleinerziehender. Die Familie muss auf die Besonderheiten des Asperger-Elternteils Rücksicht nehmen:
auf seine festen Routinen,
die Lärmempfindlichkeit,
den Wunsch, Dinge allein zu tun,
die als Eindringen empfundenen Besuche der Freunde des Kindes,
das Schwarz-Weiß-Denken in Bezug auf andere.
Die Person mit Asperger-Syndrom braucht oft Bestätigung, gibt aber selbst anderen die nötige Bestätigung weniger häufig. Sie interessiert sich nicht für Ereignisse, die für andere emotional wichtig sind, kritisiert häufig und macht selten Komplimente. Die emotionale Atmosphäre wird daher oft von einer negativen Haltung beeinflusst, was zu Spannungen und einer schlechten Stimmung bei den anderen führt. Die Familie ist sich der schnellen Stimmungsschwankungen, vor allem plötzlicher Wutanfälle, nur zu bewusst. Daher reagiert sie übervorsichtig, um bei dieser Person ja keine Überreaktion auszulösen.
Mütterliche Fähigkeiten entwickeln
Ist dieses Verhalten bei demjenigen eher schwach ausgeprägt, wird es von der Familie meist als »typisch männlich« entschuldigt. Die Gesellschaft hat allerdings gegenüber Müttern andere Erwartungen. Von ihnen erwartet man, dass sie den emotionalen Bedürfnissen des Kindes gerecht werden. Dieser Instinkt kann bei Müttern mit Asperger-Syndrom aber unzureichend ausgeprägt sein. Manchen schwangeren Frauen ist diese Schwäche bewusst und sie geben ihr Kind zur Adoption frei. Doch auch Eltern mit Asperger-Syndrom, deren väterliche oder mütterliche Instinkte weniger stark ausgeprägt sind, können lernen, gute Eltern zu sein. Ich habe selbst genügend solcher Beispiele erlebt. Dafür sind bestimmte Bedingungen erforderlich: Die betroffenen Eltern müssen anerkennen, dass sie Hilfe benötigen und sie müssen Zugang zu solcher Hilfe bekommen. Der nichtautistische Partner verfügt hier meist über die nötigen intuitiven Fähigkeiten zur Erziehung der Kinder.
Wie fühlen sich die Kinder?
Wie reagieren normale Kinder darauf, ein Elternteil mit Asperger-Syndrom zu haben? Jedes Kind geht damit auf seine ganz eigene Weise um. Manche Kinder haben das Gefühl, für diesen Elternteil »unsichtbar« zu sein oder von ihm nicht genügend getröstet, unterstützt und geliebt zu werden. Zeigt derjenige seine Zuneigung zum Kind, wird das dennoch häufig als »kalt« wahrgenommen und das Kind fühlt sich nicht wirklich getröstet. Es glaubt dann, dass es nur für seine Leistungen gemocht wird, nicht aber wegen seiner Persönlichkeit. In Gesprächen zwischen dem Elternteil und dem Kind dominieren oft Monologe des Erwachsenen über seine eigenen Probleme, während die Probleme des Kindes nur sehr kurz angesprochen werden. Das Kind lernt dann nicht, wie es selbst Gefühle wie Traurigkeit ausdrückt und es erwartet kein Mitgefühl. Auch ist dem Kind möglicherweise unangenehm, wie sich der Elternteil auf die Entwicklung von Freundschaften auswirkt.
Das Kind bekommt nicht die Zuneigung, die es braucht
Es gibt eine
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