Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
ist.
Psychoanalyse ist eher ungeeignet
Die Analysemethoden der traditionellen psychoanalytischen Therapie beruhen auf Vorstellungen von der Entwicklung normaler Kinder. Kinder mit Asperger-Syndrom nehmen aber eine ganz andere Welt wahr und stehen auch in einer anderen Beziehung zu ihr. In der psychoanalytischen Therapie wird das natürliche Als-ob-Spiel genutzt, um die inneren Gedanken des Kindes herauszufinden. Bei Kleinkindern mit Asperger-Syndrom ist dieses Spiel allerdings oft eine genaue Wiedergabe von Szenen der Lieblingsgeschichte des Kindes. Es ist keine Metapher seines Lebens und enthält auch keine projizierten Bedeutungen. Unternimmt man bei solchen Kindern Projektions-Tests, wird das Kind meist faktische Informationen liefern, aber keine Projektionen seines Ichs. Das Kind beschreibt einfach, was es sieht.
Testverfahren
Das Rorschach-Profil dieser Kinder stimmt mit den Diagnosekriterien überein. 3 Menschliche Inhalte, menschliche Bewegungen und kooperative Bewegungen werden seltener berichtet. Es gibt Hinweise auf »verarmte oder für das Kind nicht lohnenswerte soziale Beziehungen« und »soziale Ungeschicklichkeit«. Die Antworten unterscheiden sich deutlich von denen normaler Kinder im Hinblick auf das Zeigen und Erleben von Gefühlen und die Fähigkeit, enge Kontakte einzugehen und aufrechtzuerhalten. Mit dem Test können einige der Merkmale des Asperger-Syndroms erfasst werden.
Die zweite Ausgabe des Minnesota Multiphasic Personality Inventory (Minnesota-Mehrphasen-Persönlichkeitsliste) wurde für Erwachsene mit dem Asperger-Syndrom verwendet. Deren Profil beim MMPI spiegelt die Persönlichkeitsmerkmale soziale Isolation, zwischenmenschliche Schwierigkeiten, depressive Stimmung und Probleme bei der Alltagsbewältigung wider. 4 Dieses Profil entspricht den klinischen Beschreibungen und umfasst auch Unbehagen in sozialen Situationen, Berührungsängste und Introvertiertheit, Schüchternheit und soziale Angst. Es wurden außerdem Beschränkungen bei der Einsicht und dem Bewusstsein für die eigene wie für andere Personen festgestellt. Das entspricht unseren Vorstellungen vom Asperger-Syndrom, insbesondere, was die verzögerten Theory-of-Mind-Fähigkeiten angeht.
Wie Nichtautisten von einer Psychotherapie profitieren
Eine Psychotherapie kann Eltern helfen, mit den psychologischen Folgen klarzukommen, die sich ergeben, wenn sie ein Kind oder einen Partner mit Asperger-Syndrom haben. Wenn sie ihm ein verzweifeltes: »Warum muss ich dir das immer zehnmal sagen?« 5 entgegenbringen, ist das ein Zeichen, dass sie das Wesen des Asperger-Syndroms nicht verstanden haben.
Ein Psychotherapeut kann solchen Eltern helfen, die Person mit Asperger-Syndrom besser zu verstehen, die sich Familienmitgliedern gegenüber anders als üblich verhält. Es bereichert die Beziehung zwischen Kind und Eltern, wenn jemand das Asperger-Syndrom und die Perspektive des Kindes erklären kann. 6 Außerdem verbessert es die Qualität einer Beziehung, in der einer der Partner autistisch ist. 7
Welche Fähigkeiten und Kenntnisse sollte der Therapeut haben?
Auch Menschen mit Asperger-Syndrom können von einer Psychotherapie profitieren, doch muss diese auf einem wirklichen Verständnis des Syndroms beruhen. Das betrifft die Fähigkeit desjenigen, Gedanken und Gefühle zu verstehen und zu kommunizieren sowie dessen Selbstbild, Selbstwertgefühl und die Selbstakzeptanz. Der Psychotherapeut muss dazu über die aktuelle Forschung im Bereich der Kognitionspsychologie Bescheid wissen, vor allem über die Theory of Mind, die exekutive Funktion und die schwache zentrale Kohärenz. Er sollte Autobiografien autistischer Menschen kennen. Zudem sollte er konventionelle Psychotherapien entsprechend anpassen können. Beim Asperger-Syndrom sehen wir eine völlig neue theoretische Perspektive und Psychotherapie, die nichts mit den Fähigkeiten, Erlebnissen und Gedanken normaler Kinder zu tun hat. Sie basiert auf dem ganz anderen Profil der Fähigkeiten eines Kindes mit Asperger-Syndrom.
Was trägt zum Gelingen einer Therapie bei?
Die Entwicklung einer Beziehung zwischen Klient und Therapeut ist entscheidend. Doch kommt es bei Klienten mit Asperger-Syndrom vor, dass sie, momentan oder dauerhaft, andere Menschen mögen oder ablehnen, besonders Fachkräfte. Man muss also genau darauf achten, inwieweit ein Therapeut von demjenigen akzeptiert wird.
Der Therapeut sollte die sprachlichen Besonderheiten dieser Menschen kennen: Die Probleme mit den
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