Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
beschreiben ihren ersten Eindruck ihres Partners, der dann oft noch keine Diagnose hat, als jemand, der nett, aufmerksam und leicht unreif ist.
Es kann ein starkes mütterliches Mitgefühl für die begrenzten sozialen Fähigkeiten geben.
Die intellektuellen Fähigkeiten, seine Berufsaussichten und seine Aufmerksamkeit gegenüber der Frau beim Kennenlernen können seine Anziehungskraft steigern.
Der Mann ist im Hinblick auf Gefühle und Beziehungsreife oft ein Spätentwickler.
Er erinnert manche Frauen an ihren Vater.
Dem Mann ist das Äußere der Partnerin oft weniger wichtig; das gilt auch für Alters- und Kulturunterschiede.
Die Partnerin mit Asperger-Syndrom
Während Männer eine Partnerin suchen, die ihre Schwierigkeiten im Alltag kompensieren können, suchen Frauen oft einen Partner mit einer Persönlichkeit, die ihrer eigenen ähnelt.
Probleme in der Beziehung
Die Kennenlernphase bietet keine Hinweise auf die Probleme, die sich später in der Beziehung entwickeln.
Die anfängliche Hoffnung, dass sich der Partner mit Asperger-Syndrom nach und nach verändern und soziale Fähigkeiten entwickeln wird, kann der Verzweiflung weichen, wenn sich diese Fähigkeiten angesichts mangelnder Motivation als begrenzt erweisen.
Das häufigste Problem des nichtautistischen Partners ist das Gefühl der Einsamkeit.
Er leidet oft an einem Mangel an Zuneigung, was zu einem geringen Selbstwertgefühl und Depressionen führt.
Die Person mit Asperger-Syndrom drückt ihre Liebe eher in praktischen Taten als in Gesten der Zuneigung aus.
Normale Menschen verfügen sozusagen über einen Eimer, der emotional gefüllt werden muss, Menschen mit Asperger-Syndrom dagegen nur über eine Tasse.
Strategien zur Bewältigung der Schwierigkeiten
Es gibt drei Voraussetzungen für eine erfolgreiche Partnerschaft: Beide Partner müssen die Diagnose akzeptieren. Beide müssen die Motivation aufbringen, sich zu ändern und dazuzulernen. Beide sollten auch an eine Paartherapie denken, die auf die Besonderheiten des Asperger-Syndroms ausgerichtet ist.
Es gibt Strategien, mit denen dem nichtautistischen Partner geholfen werden kann: Er sollte sich ein soziales Netz aus Freunden schaffen, um das Gefühl der Isolierung zu verringern und seine sozialen und kommunikativen Bedürfnisse zu befriedigen.
Eltern mit Asperger-Syndrom
Kommt es in der Beziehung zu Kindern, hat der Elternteil mit Asperger-Syndrom oft wenig Verständnis für ihre Bedürfnisse und ihr Verhalten.
Auch eine Mutter oder ein Vater mit Asperger-Syndrom kann lernen, ein guter Elternteil zu werden.
Das Kind kann oft erst später – als Erwachsener – die Persönlichkeit, die Fähigkeiten und Absichten seines Asperger-Elternteils begreifen.
Wenn sowohl ein Elternteil als auch das Kind das Asperger-Syndrom haben, kommt es entweder zu einer besonderen Bindung oder zu »Abstoßung«– wie bei einem Magneten.
14 Psychotherapie
Eine Psychotherapie kann jedem Menschen dabei helfen, herauszufinden und zu akzeptieren, wer er ist, das heißt, der eigenen Identität auf die Spur zu kommen. Welche psychotherapeutischen Verfahren und Vorgehensweisen dabei insbesondere für Menschen mit Asperger-Syndrom hilfreich sind, lesen Sie in diesem Kapitel.
Was ist hilfreich, was nicht?
»Ob sie aber an sich selbst leiden, das können wir bei diesen Menschen, die so schwer sich erschließen, deren Gefühlsleben so andersartig ist, die so schwer durchdringbar sind, kaum beurteilen. «
Hans Asperger
Es gibt viele verschiedene Arten von Psychotherapien, die bei Menschen mit Asperger-Syndrom angewendet worden sind. Es existieren aber relativ wenige veröffentlichte Fallstudien. Meiner Meinung nach hat die traditionelle Psychoanalyse diesen Menschen wenig zu bieten. Das denken auch einige Psychotherapeuten. 1 Es gibt allerdings auch Fallstudien, bei denen eine klassische oder eine modifizierte psychoanalytische Psychotherapie angewendet wurden. 2 A llerdings trägt die detaillierte Analyse der Mutter-Kind-Beziehung wenig zum Verständnis dessen bei, was in einem Asperger-Kind vorgeht. Stattdessen führt sie oft dazu, dass die Mutter starke Schuldgefühle entwickelt und dass das Kind sehr verunsichert wird. Nicht die Unfähigkeit der Mutter, ihr Kind zu lieben, verursacht das Asperger-Syndrom. Das scheint selbstverständlich zu sein, doch gibt es bis heute Kreise, in denen die traditionelle psychoanalytische Erklärung des Autismus das vorherrschende Modell und die Grundlage für eine Therapie
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