Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
pragmatischen Aspekten der Sprache, vor allem der Frage, wann man an der Reihe ist und wann man jemanden unterbricht sowie dem wörtlichen Verstehen und der pedantischen Sprache.
Der Klient wird mehr Zeit benötigen, um Erklärungen zu verarbeiten.
Er wird von einem klaren, strukturierten und systematischen Ansatz profitieren.
Kürzere, dafür häufigere Sitzungen bieten sich an.
Es kann auch helfen, die wichtigsten Punkte einer Sitzung schriftlich festzuhalten und dem Klienten zur Verfügung zu stellen; diese können zu Beginn der nächsten Sitzung noch einmal aufgegriffen werden.
Der Therapeut sollte dem Klienten das Wesen und die Grenzen der therapeutischen Beziehung erklären. Etwa, wann der Therapeut telefonisch zu erreichen ist, was er wissen muss und auch, dass er in seiner Eigenschaft als Fachkraft hilft, nicht als persönlicher Freund. 8
Eine Psychotherapie kann sehr hilfreich sein. Allerdings ist es nicht leicht, einen Therapeuten zu finden, der über ausreichend praktische Erfahrung mit Asperger-Klienten verfügt.
Welche Anpassungen sollte der Therapeut vornehmen?
Bei einer Psychotherapie geht es auch darum, dem Therapeuten die eigenen Gedanken mitzuteilen. Das Verstehen und Ausdrücken von Gedanken kann aber ein großes Problem darstellen. Liane Holliday Willey schrieb dazu: »Die Selbstanalyse ist für Asperger-Autisten nicht einfach, besonders für männliche. Manche von uns schaffen es nie, in sich hineinzuschauen und das dann nach außen zu erklären.« 9
Diese Besonderheit wird durch den Begriff Theory of Mind ausgedrückt, der aus der kognitiven Psychologie stammt, sich jedoch auch innerhalb eines psychoanalytischen Rahmens verstehen lässt. 10 Der Therapeut sollte die in Kapitel 5 beschriebenen Strategien anwenden, um seinem Klienten zu größerer Reife und zu mehr Einsichtsvermögen in die Gedanken, Gefühle und Absichten anderer zu verhelfen und um dessen Vokabular zur Beschreibung seiner Gefühle zu verbessern, wie das in Kapitel 6 beschrieben wurde.
Tauschen Sie sich schriftlich aus, statt zu sprechen
Die klassische Psychotherapie beruht auf dem persönlichen Gespräch von Angesicht zu Angesicht. Klienten mit Asperger-Syndrom tun sich jedoch schwer, ihre Gedanken und Gefühle verbal darzustellen. Sie haben größere Schwierigkeiten als normale Klienten, das, was der Therapeut sagt und meint, sowie dessen subtilen sozialen und emotionalen Hinweise zu verarbeiten. Die therapeutische Interaktion ist für sie daher oft anstrengender und verwirrender als für andere Klienten. Eine Therapie kann deutlich entspannter verlaufen, wenn man für den Austausch Computer und E-Mails verwendet. Diese Menschen haben beträchtliche Schwierigkeiten mit sozialen Kontakten und Gesprächen. Reduziert man diese Elemente, fällt es ihnen leichter, sich zu erklären und dazuzulernen.
Verwenden Sie Comic-Gespräche
Man kann auch die Kunst als Mittel des persönlichen Ausdrucks verwenden. Zum Beispiel, indem man ein Erlebnis zeichnet oder in Form eines Comic-Gesprächs mit Sprechblasen festhält (siehe Kapitel 6). Auch kann der Klient Musik bevorzugen, um Gedanken und Gefühle angemessen auszudrücken. Kinder können eine Szene aus ihrem Lieblingsfilm oder -buch nachspielen, um so ein entsprechendes Gefühl oder Erlebnis zu verarbeiten. Solche indirekten Strategien können erstaunliche Einblicke in das innere Erleben dieser Menschen liefern.
Menschen mit Asperger-Syndrom können vergangene ungerechte Aktionen oft nur schwer verstehen und verarbeiten. Sie erinnern sich daran, wie sie gemobbt, missverstanden, beschuldigt oder verraten wurden. Es kann vorkommen, dass sie sich ständig in Gedanken damit beschäftigen, selbst wenn der Vorfall bereits Jahre zurückliegt. Er wird immer wieder durchgespielt, weil derjenige die Motive der Beteiligten verstehen und begreifen will, wer Schuld hat, um so die Angelegenheit für sich lösen zu können. Der Therapeut kanndabei Comic-Gespräche verwenden, um zu sehen, wie der Klient die Gedanken und Gefühle der Teilnehmer wahrgenommen und interpretiert hat. Dann kann er dem Klienten dort Erklärungen vermitteln, wo dem Klienten kein intuitives Verstehen möglich ist. Die Schatten der Vergangenheit können also durch das Verstehen von Gedanken und Absichten, die einem bis dahin unklar waren, verscheucht werden.
Erklären Sie die Gefühle und Gedanken anderer Menschen
Eine konstruktive Übertragung wird dem Therapeuten bei einem Menschen mit Asperger-Syndrom weniger gut gelingen
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