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Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Attwood
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wichtiger Aspekt in der Therapie (und der Erziehung) von Menschen mit Asperger-Syndrom.
Was hilft dabei, Persönlichkeiten zu erfassen?
    Man kann auch die Spezialinteressen zur Entwicklung der Fähigkeit zur Charakterisierung verwenden. Ein Kind interessierte sich für russische Militärflugzeuge. Ich fragte es: »Wenn deine Mutter ein Militärflugzeug wäre, welches wäre sie?« Er antwortete, sie wäre eine alte, schwere Iljuschin-Transportmaschine, denn sie geht recht langsam und trägt immer viel in ihrer Handtasche mit sich herum. Ich fragte ihn, als was für eine Maschine er sich selbst sehe und er antwortete, er sei der neueste MiG-Jäger und besonders schnell. Was gut beobachtet war, denn er hatte auch Anzeichen von ADHS.
Inge Immerfroh, Polly Plaudertasche und Herr Asperger
    Das Buch »Unser Herr Glücklich und seine Freunde« von Roger Hargreaves enthält Charaktere wie Inge Immerfroh, Herr Killekille und Polly Plaudertasche, mit deren Hilfe sich das Vokabular und die Beschreibung von Charakteren durch Kinder fördern lassen. So kann der Therapeut das Kind fragen, ob es jemanden kennt, der einem der Figuren in dem Buch ähnlich ist. Den Schulrektor kann man zum Beispiel mit Herrn Hochnase vergleichen (man sollte ihm das aber besser nicht selbst sagen). Der Therapeut kann auch neue Charaktere erfinden, wie einen Herrn Asperger, um die Merkmale des Syndroms zu verdeutlichen und um zu zeigen, wie andere Charaktere darauf reagieren. Man kann auch eine Geschichte erfinden, in der jemand aufgrund seiner Asperger-Eigenschaften zum Helden wird. Tatsächlich gibt es bereits Romane, deren Helden zum Teil über entsprechende Eigenschaften verfügen.Jugendliche können Computerspiele wie die »Sims« verwenden, um verschiedene Charaktere zu erschaffen. In der Schule kann das Kind an Theatergruppen teilnehmen. Vor allem, wenn man solche Auftritte auf Video aufnimmt, kann das Kind das dazu nutzen, bestimmte Charaktere zu untersuchen. Derjenige erkennt dann auch eher, wie er von anderen wahrgenommen wird.
    Liane Holliday Willey beschrieb mir gegenüber, wie es ihr immer schwergefallen ist, negative Charaktere zu erkennen, die ihr Böses wollten. Sie wusste aber, dass ihre normalen Freunde andere Menschen besser einschätzen konnten. Wenn sie sich überlegte, ob sie mit einem bestimmten Menschen eine engere Beziehung eingehen sollte, bat sie diese Freunde, ihr zu sagen, was sie von dieser Person hielten.
Wie bin ich? Wer passt zu mir?
    Eine Psychotherapie kann genutzt werden, um Erkenntnisse zu gewinnen, wenn es um soziale Kontakte und Entscheidungen über Freundschaften und Beziehungen geht. Das Training der Fähigkeit, andere zu charakterisieren, ist insbesondere hilfreich, um zu bestimmen, wer zu einem passt und wer nicht. Derjenige ist wie ein Puzzleteil: Seine Form (d. h. seine persönlichen Eigenschaften) ist ungewöhnlich, aber je besser er diese eigene Form kennt, desto eher wird er auch ein passendes Puzzleteil finden, also einen anderen Menschen, dessen Eigenschaften zu den eigenen passen. Dieser kann dann zum Freund oder künftigen Partner werden.
Erwachsene können von der Lektüre von Autobiografien autistischer Menschen profitieren, die vergleichbare Erfahrungen und Gefühle aufweisen. Bei einer längeren Psychotherapie bietet es sich an, den Klienten seine eigene Lebensgeschichte aufschreiben zu lassen, darin kann er dann auch vergangene Geschehnisse im Licht seiner neuen Erkenntnisse und Selbsteinsicht darstellen.
    Eine aktuelle Untersuchung über das Temperament und den Charakter von Erwachsenen mit Asperger-Syndrom zeigt bei ihnen eine Tendenz zu einer ängstlichen und zwanghaften Persönlichkeit, die passiv, abhängig und explosiv ist. 12 In dieser Untersuchung zeigte sich auch ein Hang zum unreifen Charakter sowie dazu, Probleme zu externalisieren, also im Zweifelsfall anderen die Schuld zu geben, statt die Ursachen bei sich selbst zu suchen.
Psychologie der persönlichen Konstrukte
    Die Theorie persönlicher Konstrukte, die in den 1950er-Jahren von George Kelly entwickelt wurde, bietet einen wissenschaftlichen und theoretischen Rahmen und eine praktische Therapie, die auch gut auf Menschen mit Asperger-Syndrom anwendbar ist. 13 Die Psychologie der persönlichen Konstrukte (Personal Construct Psychology, PCP) basiert auf der Vorstellung, dass Menschen ihre eigenen einzigartigen Modelle der Realität konstruieren. 14 Gerade dieser Ansatz eignet sich besonders für das Asperger-Syndrom. Die Technik des

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