Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
was bedeutet schon ein Name? Ich bin ein Aspie. Von allen Bezeichnungen, die man mir gegeben hat, mag ich Aspie am meisten, denn damit bin ich in guter Gesellschaft.«
In ihrer Autobiografie schrieb Donna Williams: »Das, was für andere »normal« ist, macht mich wahnsinnig.« 15 Die beste Psychotherapie wird wohl von den Menschen geleistet, die selbst das Asperger-Syndrom haben und sich damit akzeptieren können. Nita Jackson gibt Menschen mit Asperger-Syndrom den folgenden Rat:
»Du musst dich annehmen, wie du bist – egal, wie schwer das ist. Sich selbst zu verleugnen, bringt dich nicht weiter. Akzeptiere dein Syndrom, mach dich darüber sachkundig und denk daran: Wer unfreundlich zu dir ist, weil du anders bist, um den ist es ohnehin nicht schade. Ich weiß, das ist einfacher gesagt als getan – ich selbst bin auch noch nicht ganz so weit! Dich selbst zu akzeptieren, ist daher der Schlüssel zum persönlichen Erfolg. Und vor allem: Bleib dir selbst treu, denn am Ende kannst du dich nur auf dich selbst verlassen.« 16
ZUSAMMENFASSUNG
Psychotherapie
Die klassische psychoanalytische Psychotherapie hat Menschen mit Asperger-Syndrom wenig zu bieten.
Das Asperger-Syndrom wird nicht durch die Unfähigkeit der Mutter, ihr Kind zu lieben oder eine Beziehung zu ihm aufzubauen, verursacht.
Bei Projektions-Tests antwortet das Kind meist mit faktischen Informationen statt mit einer Projektion des Ichs.
Nötige Anpassungen
Menschen mit Asperger-Syndrom können von einer Psychotherapie profitieren, doch muss diese Therapie auf einem gründlichen Verständnis des Wesens des Asperger-Syndroms beruhen. Das betrifft insbesondere die Fähigkeit des Klienten, Gedanken und Gefühle zu verstehen und zu kommunizieren und die Vorstellung des eigenen Ichs im Sinne des Selbstbildes, Selbstwertgefühls und der Selbstakzeptanz.
Der Psychotherapeut muss über die aktuelle Forschung im Bereich der kognitiven Psychologie beim Asperger-Syndrom Bescheid wissen, insbesondere über die Theory of Mind, die exekutive Funktion und die schwache zentrale Kohärenz. Er sollte Autobiografien autistischer Menschen gelesen haben und bereit sein, die Psychotherapie den Erfordernissen beim Asperger-Syndrom anzupassen.
Dem Klienten mit Asperger-Syndrom fällt es leichter, Einblick in seine Gedanken und Gefühle zu geben, wenn dies schriftlich an zwei Computern, per E-Mail oder im Comic-Gespräch erfolgt.
Eine konstruktive Übertragung wird dem Therapeuten weniger gut gelingen als bei normalen Klienten. Er kann aber zu einem Mentor werden, der den Klienten versteht und dabei hilft, seine Perspektive und Absichten besser auszudrücken.
Eine langfristige Therapie kann demjenigen helfen, Schlüsselerlebnisse in seinem Leben besser zu verstehen und besser in dieser Welt klarzukommen.
Verstehen und akzeptieren, wer man ist
Die Psychotherapie kann helfen, ein realistisches Selbstbild zu gewinnen und sich mehr auf die eigenen Stärken statt auf die Schwächen zu konzentrieren.
Der erste Schritt besteht darin, zu verstehen, was das Asperger-Syndrom ausmacht und welche Merkmale sich im eigenen Fähigkeits- und Persönlichkeitsprofil niederschlagen.
Der zweite Schritt besteht in der Vervollständigung von Sätzen, die es dem Therapeuten erlauben, die Selbstwahrnehmung der Person besser nachzuvollziehen.
Im dritten Schritt wird Vokabular zum Verstehen und Charakterisieren von Persönlichkeiten entwickelt.
Die Theorie persönlicher Konstrukte, die von George Kelly in den 1950er-Jahren entwickelt wurde, bietet einen wissenschaftlichen und logisch-theoretischen Rahmen sowie eine praktische Therapie, die sich gut für Menschen mit Asperger-Syndrom eignet.
Zu den Zielen im Leben und in der Psychotherapie gehört, dass man versteht, wer man ist und sich so akzeptiert, wie man ist. Einige Menschen mit Asperger-Syndrom haben dies auch ohne Therapie erreicht.
15 Häufige Fragen
In diesem letzten Kapitel beantworte ich Fragen, die von Eltern, Fachkräften und Menschen mit Asperger-Syndrom regelmäßig gestellt werden, aber bisher im Buch noch nicht beantwortet wurden. Es geht darum, was man über die Ursachen weiß, wann und wie man die Diagnose mitteilen und erläutern sollte und welche Faktoren den weiteren Lebensweg günstig beeinflussen.
Wie und wann erklärt man dem Kind die Diagnose?
Man sollte dem Kind die Diagnose so früh wie möglich erklären, am besten, ehe es unangebrachte Kompensationsmechanismen entwickelt. Das Kind kann sich dann eher selbst
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