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Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Attwood
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Wenn man Freunde hat, bekommt man mehr Unterstützung, man kann sie um verschiedene Dinge bitten und sie werden dir helfen, weil sie deine Freunde sind. Du bekommst durch die Freunde auch zusätzliches Wissen und Erfahrung. Und weil ich keine Freunde habe, bedeutet das, dass ich abgeschnitten von jeder Hilfe bin. Immer, wenn ich ein Problem habe, muss ich selbst damit fertig werden. Ich weiß nicht, wie man mit anderen klarkommt und das heißt, dass ich andere Menschen nicht zu meinem Vorteil benutzen kann. Für mich ist das das größte Problem dabei, das Asperger-Syndrom zu haben.« 9
    Die Entwicklung zwischenmenschlicher Fähigkeiten ist auch die Grundlage für einen späteren Erfolg in einer Beziehung mit einem Partner. Die Vorstellungen von Empathie, Vertrauen, Trost und das Teilen von Verantwortung, all diese Dinge, die während der Kindheit gemeinsam mit Freunden entwickelt worden sind, sind entscheidend in einer Beziehung unter Erwachsenen.

Freundschaften fördern
    Kinder mit Asperger-Syndrom können nicht im selben Maß auf intuitive Fähigkeiten in einem sozialen Umfeld zurückgreifen, wie Gleichaltrige das können. Sie sind daher gezwungen, sich mehr auf ihre kognitiven Fähigkeiten und Erfahrungen zu verlassen. Kinder und Erwachsene mit Asperger-Syndrom haben Schwierigkeiten in sozialen Situationen, die vorher nicht eingeübt worden sind. Daher ist es wichtig, solche Kinder anzuleiten, wie man Freundschaften schließt und pflegt, damit ihre Erfahrungen mit Freundschaften konstruktiv und ermutigend ausfallen. 10
Wenn es nicht gelingt, Freundschaft zu erfahren, wird dies dazu führen, dass die Person unfähig bleibt, überhaupt die Vorstellung dessen, was ein »Freund« ist, zu begreifen. 11 Wenn man keine Freunde hat, wie soll man dann wissen, wie man Freundschaften schließt?
    Eltern können dabei helfen, das Spiel des Kindes zu Hause mit Geschwistern oder Kindern, die man zu einem Spieleabend einlädt, zu verbessern; sie werden aber kaum die Vielfalt an Erlebnissen und das Maß an Beobachtung und Anleitung geben können, das ein Kind mit Asperger-Syndrom benötigt. Die ideale Umgebung, um das wechselseitige Spiel mit Gleichaltrigen zu entwickeln, ist die Schule. In den Schulbehörden ist ein Bewusstsein dafür erforderlich, dass ein Kind mit Asperger-Syndrom nicht nur einen Lehrplan für den Schulstoff, sondern auch einen für soziale Fragen braucht. Dieser soziale Lehrplan wird seinen Schwerpunkt im Bereich von Fähigkeiten in Bezug auf Freundschaften haben müssen und dafür werden eine entsprechende Schulung des Lehrpersonals und das Vorhandensein entsprechender Ressourcen erforderlich sein.
    Die folgenden Vorschläge sind für Lehrer und Eltern gedacht. Zunächst beschreibe ich die Entwicklungsphasen der Freundschaft im Alter von 3–6, 6–9, 9–13 und 13 Jahren bis zum Erwachsenenalter, wie sie normalerweise ablaufen, um dann die Maßnahmen zu beschreiben, mit denen die Fähigkeiten in den jeweiligen Entwicklungsphasen gefördert werden können. Wählen Sie dann die Maßnahmen, die dem Entwicklungsstand des Kindes oder Jugendlichen mit Asperger-Syndrom entsprechen: Für ein siebenjähriges Kind mit Asperger-Syndrom könnten beispielsweise Maßnahmen für 3–6-jährige Kinder hilfreich sein, wenn es eine entsprechend verzögerte Entwicklung aufweist.
Warum die erste Freundschaftsphase bei 3 Jahren beginnt
    Bis zum Alter von drei Jahren werden normale Kinder mit Familienmitgliedern interagieren und spielen, während ihre Vorstellung von Gleichaltrigen oft von Rivalität um Besitz und die Aufmerksamkeit der Erwachsenen und weniger von Freundschaft gekennzeichnet ist. Wenn ein anderes Kind ins Haus kommt, verstecktein normales Kind beispielsweise oft sein Lieblingsspielzeug. Dennoch kann es nach dem ersten Lebensjahr zu einigen grundlegenden Formen des Teilens, Helfens und Tröstens kommen: Das sind die ersten Bausteine für eine Freundschaft. Es kann zu parallelem Spiel und zu Neugier darüber kommen, was für andere Kinder interessant ist und als Folge kann das Kind kopieren, was andere Kinder tun, doch dies geschieht in erster Linie, weil es interessant ist, Spaß macht und man damit Eltern beeindrucken kann. Wir wissen, dass normale Kinder dieser Altersklasse Lieblingsspielgefährten haben. Da Kinder mit Asperger-Syndrom meist erst nach ihrem fünften Lebensjahr diagnostiziert werden, werden sie bei ihrer ersten Diagnose bereits über das Freundschaftsniveau hinaus fortgeschritten sein, wie man

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