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Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Attwood
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dabei fünf Phasen in ihrer Motivation, Freunde zu haben, identifiziert.
Das Kind interessiert sich für die physische Welt
    Kinder mit Asperger-Syndrom im Vorschul- oder im Kindergartenalter sind ehernicht an Aktivitäten mit Gleichaltrigen interessiert oder daran, Freundschaften zu schließen. Sie sind normalerweise eher daran interessiert, die physische Umwelt zu verstehen und weniger die soziale. In der Vorschule werden sie vielleicht eher das Wasserleitungs- und Rohrsystem erforschen oder nach Insekten oder Reptilien Ausschau halten oder die verschiedenen Wolkenformationen beobachten. Die sozialen Aktivitäten der Gleichaltrigen erscheinen dem Kind als langweilig und voller unverständlicher sozialer Regeln. Das Kind ist zufrieden, wenn es für sich ist, kann aber auch dazu motiviert werden, mit Erwachsenen zu interagieren, die in der Lage sind, Fragen zu beantworten, die jenseits des Wissensstandes der Gleichaltrigen sind.
Es will mit anderen Kindern spielen
    In den ersten Jahren an der Grundschule bemerken Kinder mit Asperger-Syndrom, dass es anderen Kindern Spaß macht, zusammen zu sein. Sie möchten an sozialen Aktivitäten beteiligt sein, um an dem Spaß, den die anderen Kinder offenbar haben, teilzuhaben. Trotz ihrer intellektuellen Fähigkeiten hinkt jedoch ihr Maß an sozialer Reife mindestens zwei Jahre hinter dem der Gleichaltrigen zurück. Und sie weisen möglicherweise auffällige Schwierigkeiten beim wechselseitigen und kooperativen Spiel auf, wie es von anderen Kindern erwartet wird.
    In dieser Phase sehnt sich das Kind mit Asperger-Syndrom danach, sozial dazuzugehören und nach einem Freund, mit dem es spielen kann. Zu diesem Zeitpunkt kann dem Kind deutlich bewusst werden, dass es anders ist als die Gleichaltrigen, sodass es anfängt, die in Kapitel 1 beschriebenen Anpassungs- und Kompensationsstrategien zu entwickeln, nämlich Depressionen, die Flucht in die Fantasie, Leugnung und Überheblichkeit oder die Nachahmung.
Die Absichten anderer Kinder werden oft nicht erkannt
    Der ursprüngliche Optimismus in Bezug auf Freundschaften kann sich in eine Art Paranoia verwandeln, insbesondere, wenn das Kind nicht zwischen unabsichtlichen und absichtlichen Handlungen unterscheiden kann. Kinder mit Asperger-Syndrom haben Schwierigkeiten mit Aufgaben der »Theory of Mind« (»Theorie der Geisteszustände«), das heißt damit, die Gedanken, Gefühle, das Wissen und den Glauben anderer zu verstehen (siehe Kapitel 5). Andere Kinder erkennen meist am Kontext und durch ihr Wissen über den Charakter der anderen Person, ob ein bestimmter Kommentar oder eine bestimmte Handlung wohlwollend oder böswillig gemeint ist. Ein solches Wissen wird dem Kind mit Asperger-Syndrom meist nicht zur Verfügung stehen.
Kinder mit Asperger-Syndrom können den Charakter anderer oft nur schwer beurteilen. Anderen Kindern wird klar sein, welche Kinder sich nicht als Vorbilder eignen und einen Bogen um sie machen. Kinder mit Asperger-Syndrom dagegen sind bei ihrer Beurteilung eher naiv und werden von Kindern mit mangelhaftem Sozialverhalten eher angezogen.
Das Kind schließt erste Freundschaften
    In den späteren Grundschuljahren und im Übergang zur Oberschule kann es Kindern mit Asperger-Syndrom gelingen, echte Freundschaften zu schließen, doch besteht bei ihnen eine Tendenz, zu dominant zu erscheinen oder eine zu rigide Einstellung zu Freundschaften zu haben. Solche Kinder können dann »ihren Kredit aufbrauchen«. Es kann allerdings auch sein, dass einige normale Kinder, die von Natur aus freundlich, verständnisvoll und »mütterlich« sind, Kinder mit Asperger-Syndrom anziehend finden und deren Verhalten tolerieren und so für einige Jahre oder länger echte Freunde für sie werden.
    Manchmal besteht die Freundschaft nicht mit einem mitfühlenden, normalen Kind, sondern mit einem ähnlichen, ebenfalls sozial isolierten Kind, mit dem dieselben Interessen geteilt werden, ohne dass es notwendigerweise dieselbe Diagnose hat. Die Freundschaft ist dann oft funktional und praktisch orientiert, man tauscht Gegenstände und das Wissen um das gemeinsame Interesse und möglicherweise kann eine solche Freundschaft auch ausgedehnt werden auf einen kleinen Kreis von gleichgesinnten Kindern.
Suche nach einem Partner
    Im späten Jugendalter werden Betroffene meist nach mehr als einer rein platonischen Freundschaft mit gleichgesinnten Menschen suchen. Sie werden ihren Wunsch nach einem festen Freund oder einer Freundin ausdrücken und

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