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Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Attwood
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keiner der »Freunde« dominant ist.
    AUS DEM LEBEN
    Andere bringen die Ordnung durcheinander
    In ihrer Autobiografie erklärt Liane Holliday Willey zu ihrer frühen Kindheit:
    »Genau wie bei meinen Teepartys hatte ich vor allem dann Spaß, wenn es darum ging, Dinge aufzubauen oder zusammenzubasteln. Vielleicht ist dieser Wunsch, Dinge lieber zu organisieren als mit ihnen zu spielen, der Grund dafür, dass ich mich nie wirklich für Gleichaltrige interessiert habe. Sie wollten immer die Dinge benutzen, die ich mit so großer Mühe angeordnet hatte. Sie wollten sie neu aufbauen und umändern. Sie ließen mich meine Umwelt nicht kontrollieren. Sie handelten nicht so, wie ich wollte, dass sie handelten. Kinder brauchten mehr Freiheiten, als ich ihnen zugestehen konnte.« 12
Ein Erwachsener agiert als »gleichaltriger« Freund
    Ein Klassenlehrer hat eine bestimmte festgelegte Rolle, in der er als Erwachsener, nicht als Freund handelt. Jedoch kann ein anderer Erwachsener, der bei der Eingliederung in den Kindergarten oder die Vorschule Hilfestellung leistet, die Rolle des »Freundes« übernehmen. Dieser erwachsene »Freund« kann dabei als Mentor oder als eine Art Regisseur agieren und dem Kind in sozialen Situationen Hilfe und Ermutigung anbieten. Leihen oder kaufen Sie Spiele oder Gegenstände, die in der Schule verwendet werden und die bei anderen gleichaltrigen Kindern beliebt sind, um die durchgespielten Interaktionen möglichst lebensecht zu gestalten.
Benutzen Sie die »Kindersprache«
    Es ist wichtig, dass Erwachsene, besonders Eltern, das natürliche Spiel der anderen Kinder beobachten und dabei auf die verwendeten Spiele, Gegenstände, Regeln und auf die Sprache achten. Sie sollten beim Spielen mit dem Kind die »Kindersprache« benutzen, also die Äußerungen, die typisch für Kinder dieses Alters sind. Agieren Sie auf der Basis von Gleichrangigkeit und Gegenseitigkeit.
Vermitteln Sie soziale Hinweise
    Der Erwachsene kann bestimmte soziale Hinweise vermitteln und kurz innehalten und das Kind ermutigen, auf diese Hinweise zu achten. Erklären Sie, was dieser Hinweis bedeutet und wie das Kind darauf reagieren soll.
Sprechen Sie Ihre Gedanken aus
    Der Erwachsene kann seine Gedanken aussprechen, während er mit dem Kind spielt. Dadurch ist das Kind mit Asperger-Syndrom in der Lage, den Gedanken des Gegenübers tatsächlich zuzuhören statt aus dem Kontext oder dem Gesichtsausdruck oder der Körpersprache heraus erraten zu müssen, was der andere gerade denkt.
Machen Sie freundliches, aber auch unfreundliches Verhalten vor
    Es ist wichtig, dass Sie in diesen Rollenspielen Beispiele für einen guten Freund ebenso demonstrieren wie unfreundliche Handlungen, Dominanz, Hänseleien und Meinungsverschiedenheiten. Spielen Sieangemessene und unangemessene Reaktionen durch, damit das Kind eine große Bandbreite an Reaktionsmöglichkeiten sowie die Fähigkeit erlernt, für sich zu bestimmen, welche Reaktion aus welchen Gründen angemessen ist.
Sich abwechseln – erst schaukelt das Kind, dann Sie
    In der Phase eins der Freundschaft ist ein guter Freund jemand, mit dem man sich abwechselt und der einem hilft. Sie sollten also auch das Sich-Abwechseln durchspielen und fördern. Wenn etwa mit einem Puzzle gespielt wird, sollten sich der Erwachsene und das Kind dabei abwechseln und jeder sollte jeweils ein Puzzleteil einsetzen; wenn gemeinsam ein Buch gelesen wird, können Sie auf eines der Bilder zeigen und dazu etwas sagen oder dem Kind eine Frage stellen, während bei der nächsten Seite das Kind an der Reihe ist, etwas zu sagen oder zu fragen. Wenn das Kind gerne auf einer Schaukel geschaukelt wird, dann kann es auch umgekehrt den Erwachsenen auf der Schaukel anschubsen. Die beiden »Freunde« lösen sich bei einer Handlung also jeweils ab und übernehmen jeweils abwechselnd die dominierende Rolle.
Machen Sie bewusst Fehler und bitten um Hilfe
    Um das Kind dazu zu ermuntern, einem anderen zu helfen, werden Sie bewusst einen Fehler machen müssen oder so tun, als wüssten Sie nicht, was Sie tun sollen. Bitten Sie das Kind um Hilfe und erklären ihm dazu, dass, wenn man ein Problem hat, es klug und freundlich ist, andere um Hilfe zu bitten. Stellen Sie dabei sicher, dass Sie Ihre eigenen Fähigkeiten in Bezug auf eine Aufgabe denen eines kleinen Kindes mit Asperger-Syndrom anpassen. Diese Kinder nehmen sich selbst vielleicht als kleine Erwachsene wahr und reagieren sehr enttäuscht oder wütend, wenn sie sehen, dass ihr

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