Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
verstehen oft nicht, wenn ihnen ein Signal »nicht zu dicht auffahren« gegeben wird und merken nicht, wenn sie einem anderen zu nahe treten; auch das Zeichen »Straße gesperrt«, mit dem signalisiert wird: »Dieser Weg führt nirgendwohin« oder das »Baustellen«Zeichen, das bedeutet: »Bitte nicht stören«, werden von ihnen nicht verstanden. Das Kind mit Asperger-Syndrom ist also nicht bewusst provokativ und rücksichtslos, wenn es nicht wie erwartet auf diese Signale reagiert, sondern zeigt damit lediglich, dass er diese Zeichen nicht versteht und dass es daher leicht in die Gefahr gerät, soziale Unfälle zu verursachen, bei denen die Gefühle von Menschen verletzt werden.
Dem Kind die »sozialen Verkehrsregeln« vermitteln
Sie können Social Stories verwenden, um die Gründe für bestimmte »Verkehrsregeln«zu erklären. Bieten Sie klare Beispiele für die Signale und üben gemeinsam mit dem Kind ein, wie man darauf reagiert. Die verschiedenen Gesichtsausdrücke und die entsprechende Ampelfarbe können Sie mit Bildern veranschaulichen. Das Kind kann dann die Bilder mit den Gesichtsausdrücken durchgehen, um zu entscheiden, welcher Gesichtsausdruck zu welcher Ampelfarbe passt. Handelt es sich um ein »grünes«, ein »gelbes« oder ein »rotes« Gesicht? Bieten Sie dem Kind dazu passende Kommentare und Fragen an, etwa: »Es tut mir leid«, »Bist du mir böse?« oder »Was soll ich tun?« Vermitteln Sie ihm auch, wie es reagieren kann, wenn es ein soziales Signal nicht deuten kann, zum Beispiel: »Habe ich etwas falsch gemacht?« oder »Ich bin unsicher.«
Phase 2: Freundschaften im Alter von 6–9 Jahren
In dieser Freundschaftsphase erkennen normale Kinder, dass sie einen Freund brauchen, um bestimmte Spiele zu spielen und dass auch der Freund diese Spiele mögen muss. Kinder akzeptieren die Einflüsse, Vorlieben und Ziele ihrer Freunde und beziehen sie in ihr Spiel ein. Normale Kinder werden sich immer mehr der Gedanken und Gefühle der Gleichaltrigen bewusst und erkennen, wie ihre Handlungen und Kommentare anderen wehtun können, körperlich und seelisch. Das Kind ist bereit, bestimmte Handlungen und Gedanken zu vermeiden, also »etwas zu denken, aber nicht auszusprechen«, oder sie äußern eine »Notlüge«, um die Gefühle eines anderen nicht zu verletzen. Bei Freundschaften dieser Phase wird ein größeres Maß an gegenseitiger Unterstützung und Wechselseitigkeit erwartet.
Eine Freundschaft kann sich entwickeln, weil beide Kinder ähnliche Interessen haben. Es geht nun eher um den Charakter des Freundes als um Besitz. (Ich bin gerne mit ihm zusammen, wir lachen zusammen.) Die Vorstellung der Wechselseitigkeit (Sie kommt zu meiner Party, ich komme zu ihrer Party.), das ehrliche Teilen von Dingen und faires Verhalten im Spiel werden immer wichtiger. Bei der Regelung von Konflikten ist das Kind der Ansicht, dass der Angreifer seine Tat zurücknehmen muss und eine befriedigende Lösung wird darin gesehen, dass beide Seiten gleichermaßen eine Unannehmlichkeit davontragen sollen (»Auge um Auge«). Die Vorstellung von Verantwortung und Gerechtigkeit basiert darauf, wer einen Streit angefangen hat, nicht darauf, was in der Folge passiert ist oder wie der Streit geendet hat. Etwa im Alter von acht Jahren kann das Kind die Vorstellung von einem »besten Freund« entwickeln, der nicht nur die erste Wahl beim sozialen Spiel ist, sondern auch derjenige, der einem in praktischen Dingen hilft (Er weiß, wie man einen Computer repariert.) und der einen in Zeiten emotionaler Notlagen unterstützt. (Er baut mich auf, wenn ich traurig bin.) Allerdings hat nicht jedes Kind in dieser Phase einen »besten Freund«.
So können Sie das Kind in Phase 2 unterstützen
In Phase 2 der Freundschaft entwickeln Kinder einen stärkeren Sinn für Zusammenarbeit, wenn sie mit Gleichaltrigen spielen und sie finden konstruktivere Wege beim Umgang mit Konflikten. Es ist wichtig, dass das Kind mit Asperger-Syndrom den theoretischen Hintergrund von verschiedenen Aspekten kooperativen Spiels begreift und darin zunehmend geübt wird, wobei es Social Stories und Rollenspiele nutzen kann.
Rollenspiele
In Rollenspielen können Sie Aspekte des kooperativen Spiels vermitteln, etwa beim Geben und Empfangen von Komplimenten, beim Annehmen von Vorschlägen, bei der Arbeit auf ein gemeinsames Ziel hin, dabei, sich des persönlichen Freiraums, der Nähe und den Berührungen von Menschen bewusst zu werden, mit Kritik umgehen zu können oder selbst
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