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Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Attwood
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lehnen einige normale Kinder die Bitte des Kindes, sich an einem Gespräch oder einer Aktivität beteiligen zu dürfen, ab. Verbesserte soziale Fähigkeiten nützen dem Kind dann in der Praxis wenig, wenn andere Kinder es bewusst und in böser Absicht zurückweisen.
Auch einige Lehrer schikanieren das Kind
    Es gibt auch Arten des Bullyings gegen Kinder, die von Erwachsenen verübt werden, zum Beispiel von einem Verwandten oder einem Freund der Familie, der sich einen Spaß daraus macht, das Kind zu ärgern. Dazu können aber auch Beispiele von Bullying im Unterr icht durch den Lehrer gehören. Der Definition nach liegt Bullying auch dann vor, wenn ein Lehrer seine Autorität ausnutzt, um sich über ein Kind lustig zu machen oder es zu demütigen, mit Sarkasmus zu reagieren, hyperkritisch zu sein, das Kind gerne zu strafen oder mit seinem Gesichtsausdruck seine Missachtung des Kindes zum Ausdruck zu bringen (wenn er etwa den anderen Kindern signalisiert: »Ich glaube, er ist dumm«). Solche Handlungen können ein Verhaltensvorbild für mobbende Kinder schaffen und eine Art Bestätigung für vergleichbare Handlungen.
Zu Verbotenem anstiften
    Einige Arten des Bullyings sind bei normalen Kindern relativ selten, doch meiner Erfahrung nach treten sie häufiger auf, wenn ein Kind mit Asperger-Syndrom das Ziel ist. Weil ein solches Kind oft sozial naiv und vertrauensselig ist und den starken Wunsch hat, einer Gruppe anzugehören, werden sie leichter von anderen »reingelegt«. So kann ein anderes Kind den Vorschlag machen, etwas sozial Unangemessenes oder Verrücktes zu tun und das Kind mit Asperger-Syndrom, das nur über ein begrenztes soziales Verständnis verfügt und nicht clever genug ist (und daher die soziale Bedeutung, den Kontext, die Hinweise und Auswirkungen nicht erkennt), wird dann vielleicht überredet, das auch auszuführen. Ein anderes Kind oder ein Erwachsener, der die Vorgeschichte nicht kennt, wird dann annehmen, dass das Kind mit Asperger-Syndrom sich der Bedeutung und Auswirkung seiner Tat vollkommen bewusst war. Die Strafe, die das Kind mit Asperger-Syndrom erleidet, wird dann von denjenigen, die das Kind zu der Tat angestiftet haben, genüsslich ausgekostet.
Provozieren und Aufstacheln
    Eine weitere Bullying-Handlung ist das Quälen eines Kindes mit Asperger-Syndrom (wobei man darauf achtet, dass der Lehrer die Provokation nicht bemerkt) und sich dann an der Reaktion des Kindes zu weiden. Kinder mit Asperger-Syndrom können in ihren Reaktionen auf solche Anstachelungen sehr impulsiv sein, ohne an die Auswirkungen auf die eigene Person zu denken. Andere Kinder würden ihre Rachegefühle zunächst zurückhalten und auf eine Gelegenheit warten, bei der sie nicht erwischt werden oder sie würden sich eine Reaktion überlegen, die sie nicht in Schwierigkeiten bringt. Wenn das Kind mit Asperger-Syndrom mit wütender Rache auf die Provokation reagiert und dabei womöglich Schäden oder Verletzungen verursacht, erscheint der Angreifer plötzlich als unschuldiges Opfer und wird vom Aufsicht habenden Erwachsenen am Ende noch belohnt.
    AUS DEM LEBEN
    »Die starken Jungen haben meine Angst ausgenutzt«
    Will Hadcrofts erklärt in seiner Autobiografie:
    »Dass ich schüchtern und ängstlich war, erwies sich oft als traumatisch. Die starken Jungen haben sich dann genau diese Eigenschaften herausgesucht und sie ausgenutzt. Mich konnte man leicht um den Finger wickeln, weil ich alles geglaubt habe, was man mir erzählte. Oft war es so, dass ich, wenn mich Kinder ganz unschuldig etwas fragten, nicht auseinanderhalten konnte, ob die Frage ernst gemeint war oder ob man mich auf den Arm nehmen wollte.« 3
Zweideutiges Bullying
    Die soziale Naivität von Kindern mit Asperger-Syndrom kann zu einer ungewöhnlichen Form des Bullyings führen, die Gray 4 zweideutiges Bullying nennt. Zunächst erscheint das andere Kind freundlich, doch dessen folgende Handlungen sind definitiv nicht mehr freundlich. Ein Beispiel hierfür bietet Luke Jackson, ein Jugendlicher mit Asperger-Syndrom, der den schon erwähnten Selbsthilfe-Ratgeber für Jugendliche mit Asperger-Syndrom geschrieben hat. 5 Er beschreibt, wie ein anderes Kind ihm mit offenbar freundlichen Gesten entgegenkam, um sich mit ihm zu unterhalten, während ein Komplize sich von hinten anschlich und direkt hinter Luke hinkniete. Daraufhin stieß der vermeintliche Freund, der vor Luke stand, diesen zurück, sodass er rückwärts über den Komplizen fiel und mit dem Kopf auf den

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