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Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Attwood
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harten Beton aufschlug und dadurch eine Gehirnerschütterung davontrug.
Wie verbreitet ist Bullying?
    Eine kürzlich unternommene Studie über die Häufigkeit von Bullying in einer Stichprobengruppe von über 400 Kindern mit Asperger-Syndrom im Alter zwischen 4 und 17 Jahren ergab, dass sie viermal häufiger Bullying ausgesetzt waren als normale Kinder. 6 Über 90 Prozent der Mütter der Kinder mit Asperger-Syndrom, die an der Studie teilnahmen, berichteten, dass ihre Kinder innerhalb des vergangenen Jahres das Ziel von Bullying gewesen waren. Die Muster des Bullying-Verhaltens waren andere als bei der Normalbevölkerung, wobei Ausgrenzung ein höheres Maß als erwartet annahm; im Teenageralter war jeder zehnte Jugendliche das Opfer eines Angriffs durch eine Bande. Eine weitere Form des Bullyings, von der in der Studie berichtet wird, und die Kinder mit Asperger-Syndrom im häufigeren Maße trifft als andere Kinder, waren nicht sexuelle genitale Angriffe gegen Jungen. Leider dürfte diese Häufigkeitsstudie von Little eher noch zu niedrig gegriffen sein, da die Opfer derartige Attacken selten ihren Eltern berichten. 8
    AUS DEM LEBEN
    Das angebliche Versöhnungsangebot war ein fieser Trick
    Die Autobiografie von Nita Jackson bietet ein weiteres Beispiel für ein solches zweideutiges Bullying:
    »In der Pause sind sie zu mir – dem kleinen, schüchternen Mädchen – gekommen und erzählten mir, dass sie sich schuldig fühlten, dass sie mich geärgert hatten und erklärten, sie würden mir als Zeichen der Entschuldigung eine Packung Chips oder eine Dose Limonade anbieten. Sie standen um mich herum, als ich nach der Tüte mit den Chips griff (die, wie ich bemerkt hatte, bereits geöffnet war, ohne mir zu dem Zeitpunkt viel dabei zu denken), ich nahm eine große Hand voll aus der Tüte, stopfte sie mir in den Mund und begann zu kauen und ich kaute, bis sich in meinem Mund ein prickelndes Gefühl breitmachte. Das prickelnde Gefühl wurde stärker und ehe ich mich versah, brannte schon mein ganzer Mund – die Kinder hatten höllisch scharfes Currypulver auf die Chips getan.
    Noch schlimmer waren dann aber die Dosen mit dem Getränk. Die anderen haben Ameisen, Würmer, Maden und sogar Wespen in das Getränk getan. Zum Glück haben die Wespen mich nicht gestochen, aber ich habe einige von den Ameisen, Maden und Würmern verschluckt.« 7

Warum sind Asperger-Kinder oft Zielscheibe?
    Eine Studie über Bullying unter normalen Kindern kam zu dem Schluss, dass es passive und aktive Opfer von Bullying gibt. 9 Zu den passiven Opfern gehören meist schwächere Kinder, die in einer sozialen Umgebung ängstlich reagieren und die über eingeringes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen verfügen. Sie sind schüchtern, Einzelgänger, im Sportunterricht wenig erfolgreich und haben auch keinen besonders großen Freundeskreis, zugleich sind sie recht intelligent. Sie neigen dazu, auch als Zielscheibe von Angriffen passiv zu bleiben, geben in solchen Situationen eher ihren Besitz her und reagieren seltener mit Wut und sie werden auch seltener von anderen Kindern unterstützt. Das ist zugleich eine gute Beschreibung der »passiven« Persönlichkeit und der Fähigkeiten einiger Kinder mit Asperger-Syndrom.
Ihr Verhalten wird als aufdringlich oder dominant empfunden
    Auch aktive Zielscheiben von Bullying haben Schwierigkeiten mit Fähigkeiten in Bezug auf Freundschaften. Klassenkameraden und Erwachsene nehmen diese Kinder als aufdringlich, irritierend und provokativ wahr. Diese Kinder wissen in der Regel nicht, wie sie soziale Situationen interpretieren sollen oder wie sie eine konstruktive Rolle in der Interaktion einnehmen können. So weiß das Kind nicht, wie es sich einer Gruppe von Kindern anschließen und mit ihnen spielen soll und greift dann auf unangemessenes Verhalten wie ringen, »um Aufmerksamkeit betteln« oder andere dominieren zurück und bekommt die Signale, die ihm anzeigen, dass es damit aufhören soll, nicht mit. Die Reaktion der anderen kann dann sein, dass »er es verdient hat« oder »dass sie anders nicht zu bremsen war.« Das Profil eines normalen Kindes, das eine aktive Zielscheibe von Bullying ist, lässt sich auch auf einige Kinder mit Asperger-Syndrom übertragen, die an den Aktivitäten der anderen teilnehmen möchten, aber nicht wissen, wie sie das tun sollen.
Sie ziehen sich zurück – und stehen allein da
    Ein weiterer Grund dafür, dass Kinder mit Asperger-Syndrom eher zur Zielscheibe werden, ist der, dass

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