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Ein Garten im Winter

Ein Garten im Winter

Titel: Ein Garten im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Kilometer von ihrer Wohnung entfernt geht der Bombenalarm los. Das Heulen der Sirenen erfüllt die fast ausgestorbenen Straßen. Als es verstummt, hört sie das Brummen der Bomber, die immer näher kommen.
    Kaum ertönt ein lautes Pfeifen, rennt sie zu einem der Gräben im nahe gelegenen Park. Doch noch bevor sie die Straße überquert hat, gibt es eine Explosion, und Trümmer stürzen vom Himmel. Ein Gebäude nach dem anderen wird zerbombt.
    Und dann … Stille.
    Langsam, mit weichen Knien, steht Vera auf.
    Die Kartoffeln sind unversehrt.
    Sie klopft sich den Staub ab, klettert über die Trümmer und rennt nach Hause. Nur Feuer und Rauch um sie herum. Schreien und Weinen.
    Als sie um eine Ecke biegt, sieht sie ihr Wohnhaus. Es ist heil geblieben.
    Aber das Gebäude daneben ist zerstört. Nur eine Hälfte steht noch, die andere ist ein rauchender Schutthaufen. Als sie näher kommt, sieht sie ein vollkommen intakt gebliebenes Wohnzimmer: grün geblümte Tapete, ein zum Abendessen gedeckter Tisch, ein Bild an der Wand. Aber keine Bewohner. Während sie hinaufblickt, erzittert der Kronleuchter über dem Tisch und kracht auf das Geschirr, das in tausend Stücke zerspringt.
    Sie findet ihre Familie im Keller, dicht gedrängt mit den Nachbarn. Als Entwarnung gegeben wird, geht sie mit den anderen nach oben und bringt die Kinder ins Bett.
    Das ist erst der Anfang. Am nächsten Tag geht Vera mit ihrer Mutter und den Kindern zum Markt, um nach einer Burschuika zu suchen. Denn ohne einen solchen Eisenofen werden sie im Winter Probleme haben, sagt ihre Mutter.
    Sie finden einen am hintersten Ende des Marktes, an einem Stand mit Leuten, mit denen Vera normalerweise nicht zu tun hat. Dunkelhäutige, betrunkene Männer und Frauen mit Schmuck, den sie in der Woche zuvor sicher noch nicht hatten.
    Vera hält ihre Kinder dicht bei sich und bemüht sich krampfhaft, nicht das Gesicht zu verziehen, als die Alkoholfahne eines Mannes zu ihr dringt.
    »Das ist der letzte«, sagt er schwankend und sieht sie lüstern an.
    Mama streift ihren Ehering ab. Das Gold schimmert matt im Morgenlicht. »Ich habe diesen Goldring«, sagt sie.
    »Was soll ich mit Gold«, höhnt der Mann.
    »Der Krieg wird nicht ewig dauern«, erwidert die Mutter. »Außerdem habe ich noch was.« Sie schlägt ihren Mantel auf und holt ein großes Glas weißen Zucker heraus.
    Der Mann starrt es an: In diesen Zeiten ist Zucker das neue Gold. Die Großmutter oder die Mutter müssen ihn aus dem Lebensmittellager gestohlen haben, wo sie arbeiten.
    Die riesige Hand des Mannes schnellt vor, seine Finger umschließen das Glas und entreißen es ihr.
    Die Mutter scheint es kaum zu kümmern, dass ihr Ehering weg ist und dass ein solcher Mann ihn nun besitzt.
    Mit vereinten Kräften schleppen sie den Ofen zu ihrer Wohnung und hieven ihn unter lautem Poltern und Scheppern die Treppe hinauf. Als er endlich oben an seinem Platz steht, wird im Fenster ein Loch für den Rauchabzug geschnitten. Danach klatscht die Mutter in die Hände. »Das wär das«, sagt sie hustend.
    Der Ofen ist ein kleines, hässliches schmiedeeisernes Ungetüm. Ein langes Metallrohr ragt heraus und führt die Wand hinauf bis zum Fenster hinaus. Vera kann kaum glauben, dass dies einen angemessenen Gegenwert für den Ehering einer Frau darstellen soll.
    »Das war eine Menge Zucker«, sagt sie leise zur Mutter, als die an ihr vorbeigeht.
    »Ja«, antwortet sie und zögert kurz. »Baba hat ihn mitgebracht.«
    »Dafür könnte sie Ärger bekommen«, flüstert Vera und tritt näher zu ihr. »Die Lagerhäuser werden kontrolliert. Schließlich befinden sich fast die gesamten Lebensmittelvorräte der Stadt dort. Und ihr seid beide dort angestellt. Wenn eine von euch Ärger bekommt –«
    »Ja«, erwidert die Mutter und sieht sie durchdringend an. »Sie ist immer noch da und arbeitet. Sie wird als Letzte gehen.«
    »Aber –«
    »Das verstehst du noch nicht«, sagt sie und hustet erneut. Es ist ein abgehacktes, gurgelndes Geräusch, das Vera seltsamerweise an schlammige Flüsse und schwüle Tage erinnert.
    »Geht es dir gut, Mama?«
    »Ja. Die Luft ist nur so staubig von den Bombardierungen.«
    Noch bevor Vera etwas sagen oder auch nur über eine Antwort nachdenken kann, heulen die Sirenen schon wieder los.
    »Kinder«, schreit sie. »Los, kommt schnell.« Sie schnappt sich die Mäntel vom Haken und treibt ihre Kinder zusammen.
    »Ich will nicht in den Keller«, heult Leo. »Da stinkt es.«
    »Das ist nicht der Keller,

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