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Ein Garten im Winter

Ein Garten im Winter

Titel: Ein Garten im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Um acht saß sie an ihrem Schreibtisch und arbeitete bis zum Mittag. Dann sah sie nach ihrer Mutter, bezahlte ein paar Rechnungen oder räumte etwas auf. Zurück zur Arbeit bis sechs Uhr abends, auf dem Heimweg ein paar Einkäufe, bis sieben oder acht zu ihrer Mutter und – wenn diese sich nicht allzu seltsam benahm – um halb neun irgendwas mit Jeff kochen und essen. Um neun schlief sie auf dem Sofa ein und wachte um drei Uhr morgens wieder auf. Das einzig Gute an dieser irrsinnigen Routine bestand darin, dass sie Maddy wegen der Zeitverschiebung früh anrufen konnte. Manchmal überstand sie den Tag nur, weil sie die Stimme ihrer Tochter hörte.
    Jetzt ging es auf Mittag zu, und obwohl sie schon ziemlich erschöpft war, drückte sie auf die Gegensprechanlage und sagte: »Daisy, ich verbringe die Mittagspause zu Hause, bin aber in einer Stunde zurück. Könntest du die Zahlen der einzelnen Kühlräume an Hector leiten und Ed daran erinnern, mir die Informationen über Weinanbau zu geben?«
    Hinter ihr ging die Tür zum Büro auf. »Ich mache mir Sorgen um dich«, sagte Daisy und schloss die Tür.
    Meredith war gerührt. »Das weiß ich zu schätzen, Daisy, aber mir geht’s gut.«
    »Du arbeitest zu viel. Das würde ihm nicht gefallen.«
    »Ich weiß, Daisy. Danke.«
    Meredith wartete, bis Daisy wieder gegangen war, und nahm dann Tasche und Schlüssel.
    Es hatte wieder angefangen zu schneien. Schneematsch bedeckte den Parkplatz und die Straßen.
    Langsam fuhr sie zum Haus ihrer Mutter, parkte und ging hinein. In der Eingangshalle zog sie den Mantel aus, hängte ihn auf und rief dann: »Ich bin da, Mom.«
    Keine Antwort.
    Sie holte eine Tupperdose mit Linsensuppe und die Piroggen aus dem Kühlschrank, die sie am Abend zuvor aufgetaut hatte. Die Piroggen gab sie zum Aufwärmen in die Mikrowelle. Sie wollte gerade nach oben gehen, als sie aus dem Augenwinkel eine dunkle Gestalt im Wintergarten bemerkte.
    Das wurde langsam lästig.
    Sie schnappte sich den Mantel und stapfte durch das Schneegestöber in den Garten. »Mom«, sagte sie, ohne den Ärger in ihrer Stimme verbergen zu können. »Du musst damit aufhören. Komm jetzt rein. Ich wärme gerade Piroggen und Suppe für dich auf.«
    »Vom Gürtel?«
    Meredith schüttelte den Kopf. Sie hatte keine Ahnung, was das schon wieder heißen sollte. »Komm jetzt.« Sie half ihrer Mutter auf – sie hatte schon wieder nackte Füße, die blau vor Kälte waren – und führte sie in die Küche, wo sie sie in eine dicke Decke wickelte und an den Tisch setzte. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Nicht um mich solltest du dich sorgen, Olga«, antwortete Mom. »Sieh lieber nach unserem Löwen.«
    »Ich bin’s, Meredith.«
    »Meredith«, sagte ihre Mutter, als müsste sie überlegen, wer das war.
    Meredith runzelte die Stirn. Ihre Mutter wirkte noch verwirrter als sonst. Das war keine normale Trauer mehr. Irgendwas stimmte da nicht. »Los, Mom. Wir müssen zu Dr. Burns.«
    »Haben wir was zu tauschen?«
    Meredith seufzte erneut und nahm den Teller Piroggen aus der Mikrowelle. Sie stellte die heißen goldgelben Fleischpasteten auf einen Untersetzer und schob sie zu ihrer Mutter. »Achtung, sie sind noch heiß. Ich hol deine Sachen und ruf den Doktor an. Du bleibst hier. Okay?«
    Sie ging nach oben, um ihr etwas zum Anziehen zu holen, rief von dort aus Daisy an und bat sie, ihren Besuch bei Dr. Burns anzukündigen. Dann ging sie mit den Kleidern nach unten und half ihrer Mutter vom Stuhl.
    »Du hast alle aufgegessen«, stellte sie überrascht fest. »Schön.« Sie streifte ihr einen Pullover über und half ihr, Socken und dicke Stiefel anzuziehen. »Vergiss deinen Mantel nicht. Ich lass schon mal den Wagen warm laufen.«
    Als sie ins Haus zurückkam, stand ihre Mom in der Eingangshalle und knöpfte sich, wenn auch schief, den Mantel zu.
    »Hier, Mom, so«, erklärte Meredith und knöpfte den Mantel noch mal auf. Als sie ihn fast wieder geschlossen hatte, bemerkte sie, dass er sich warm anfühlte.
    Sie griff in die Taschen und fand dort die noch heißen Piroggen in Butterbrotpapier gewickelt. Was zum Teufel sollte das?
    »Die sind für Anja«, sagte sie.
    »Ich weiß, dass sie für dich sind«, entgegnete Meredith irritiert. »Ich lasse sie für dich hier, ja?« Sie legte die Piroggen in die Keramikschale auf dem Garderobentisch.
    Dann führte sie ihre Mutter zum Wagen.
    »Lehn dich an, Mom. Schlaf ein bisschen. Du musst müde sein.«
    Sie fuhr in die Stadt und parkte auf einem der

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