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Ein Garten im Winter

Ein Garten im Winter

Titel: Ein Garten im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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konnten sie hören, wie Meredith in der Küche zusammenpackte.
    »Du könntest deiner Schwester helfen.«
    »Wenn ich der Meinung wäre, du solltest umziehen, könnte ich das wohl. Aber so ist es nicht.« Sie reichte ihrer Mutter Tee und Toast. »Weißt du, was mir klargeworden ist, als ich Frühstück gemacht habe?«
    Sie trank einen Schluck aus der Glastasse in dem zarten Halter aus Silber. »Das wirst du mir bestimmt gleich sagen.«
    »Ich weiß nicht mal, ob du Honig, Marmelade oder Zimt auf deinem Toast magst.«
    »Ich mag alles.«
    »Der Punkt ist, ich wusste es nicht.«
    »Aha. Das ist also der Punkt.« Die Mutter seufzte.
    »Du siehst mich schon wieder nicht an.«
    Sie erwiderte nichts, sondern nippte nur an ihrem Tee.
    »Ich möchte das Märchen hören. Das Bauernmädchen und der Prinz. Und zwar ganz. Bitte.«
    Ihre Mutter stellte die Teetasse auf den Nachttisch und stand auf. Sie ging an Nina vorbei, als wäre diese unsichtbar, verließ das Zimmer, trat ins Badezimmer auf der gegenüberliegenden Flurseite und schloss die Tür hinter sich.
    Beim Mittagessen versuchte es Nina erneut. Dieses Mal nahm die Mutter ihr Sandwich und ging damit hinaus.
    Nina folgte ihr in den Wintergarten und setzte sich neben sie. »Ich meine es ernst, Mom.«
    »Ja, Nina. Das weiß ich. Aber lass mich bitte.«
    Nina saß noch zehn Minuten bei ihr, nur um ihren Standpunkt klarzumachen, dann stand sie auf und ging ins Haus.
    In der Küche sah sie, dass Meredith immer noch Töpfe und Pfannen in Kartons packte. »Sie wird es dir niemals erzählen«, erklärte sie, als Nina hereinkam.
    »Danke für die Ermutigung«, erwiderte Nina und griff nach ihrem Fotoapparat. »Pack du nur ihr Leben weg. Bei dir muss ja alles ordentlich verstaut und etikettiert sein. Du bist so dermaßen verkniffen, ganz ehrlich, ich weiß nicht, wie Jeff und die Mädchen das aushalten.«
    Kurz nach sechs war Nina wieder zu Hause. Im kupfernen Abendlicht schimmerten die Apfelblüten perlmuttfarben und verliehen dem Tal eine geisterhafte Atmosphäre.
    Die Küche war leer, abgesehen von den sorgfältig beschrifteten und gestapelten Kartons, die ordentlich in die Nische zwischen Speisekammer und Kühlschrank geräumt worden waren.
    Nina blickte aus dem Fenster und sah, dass der Wagen ihrer Schwester noch vor der Tür stand. Also musste sie in irgendeinem anderen Zimmer mit Kartons und Zeitungen wüten.
    Sie öffnete den Gefrierschrank und stöberte durch die endlosen Reihen der Tupperdosen. Markknödelsuppe, Hühnerfrikassee, Piroggen, Moussaka mit Lamm und Gemüse, in Cidre geschmorte Schweinekoteletts, Kartoffelpuffer, Paprikasch mit roter Paprika, Hühnchen à la Kiew, Bœuf Stroganoff, Strudel, Brötchen mit Schinken und Käse, selbstgemachte Nudeln und Dutzende verschiedener Brote. In der Garage befand sich ein zweiter, bis oben hin gefüllter Gefrierschrank, und im Vorratskeller lagerten Unmengen von selbsteingewecktem Obst und Gemüse.
    Nina entschied sich für eines ihrer Lieblingsgerichte: einen köstlichen Rinderbraten mit Speck und Meerrettich. Sie taute ihn zusammen mit der Sauce und dem Wurzelgemüse in der Mikrowelle auf, gab dann alles in einen Bräter und schob ihn in den Ofen. Sie stellte ihn versuchsweise auf 200 °C und setzte Wasser für die Nudeln auf. Auf der ganzen Welt gab es kaum etwas, das besser schmeckte als die Nudeln ihrer Mutter.
    Während das Essen im Ofen köchelte, deckte sie den Tisch für zwei und goss sich dann ein Glas Wein ein. Der Duft des Bratens würde die Mutter schon herunterlocken.
    Tatsächlich kam sie um Viertel vor sieben die Treppe herunter.
    »Hast du Abendessen gemacht?«
    »Nur aufgewärmt«, sagte Nina und ging voran ins Esszimmer.
    Die Mutter betrachtete die halb heruntergerissene Tapete und das verschmierte Blut, das inzwischen schwarz geworden war. »Lass uns am Küchentisch essen«, sagte sie.
    Das hatte Nina nicht bedacht. »Oh. Na klar.« Sie nahm die beiden Gedecke und stellte sie auf den kleinen Eichentisch, der in eine Nische der Küche gezwängt war. »Hier, Mom.«
    Da kam Meredith herein. Ihr Blick fiel auf die zwei Gedecke, und ihr Gesicht verzog sich vor Ärger. Oder auch vor Erleichterung, das wusste man bei Meredith nie so genau.
    »Möchtest du mit uns essen?«, fragte Nina. »Ich dachte, du müsstest nach Hause, aber wir haben jede Menge. Du kennst doch Mom, die kocht immer für eine ganze Armee.«
    Meredith warf einen Blick aus dem Fenster, in die Richtung ihres Hauses. »Ist gut«, meinte sie

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