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Ein Garten mit Elbblick (German Edition)

Ein Garten mit Elbblick (German Edition)

Titel: Ein Garten mit Elbblick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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geschlafen. Am nächsten Tag hatten sie ihm ein ordentliches Frühstück gegeben, bevor sie seinen Namen und seine Adresse aufschrieben. In das Registerbuch. Mit guter Tinte. Es war ihm nicht recht gewesen, aber andernfalls hätten sie nach der Wache geschickt. Also sei amtlich und bewiesen, wo er in der Nacht gewesen sei. Dass er später bedauert hatte, von dem guten Genever noch so beduselt gewesen zu sein, seinen richtigen Namen zu nennen, erwähnte er jetzt nicht. Es fiel ihm auch nur flüchtig ein.
    «So ’n verteufeltes Pech, hab ich gedacht. Da sitzt man friedlich im Garten und singt ein bisschen vor sich hin, und gleich wird man wie ein gemeingefährlicher Verrückter behandelt. Aber jetzt», seine Augen leuchteten vor Genugtuung, «jetzt bin ich saumäßig froh.»
    Ekhoff hatte nichts dagegen, Weibert für einige Zeit im Untersuchungsgefängnis schmorenzulassen, auch die Bekanntschaft mit den Badezellen zur gründlichen Desinfektion konnte nur nützlich sein. Vor allem war es höchste Zeit, einen kriminalistischen Erfolg in der Sache Winfield vorzuweisen. Andererseits wäre der Erfolg keiner und im Nachhinein nur peinlich, wenn der vermeintlich Schuldige sich als unschuldig herausstellte. Und dann war da dieses Bauchgefühl.
    So oder so – Weibert saß spätestens heute Abend wieder in der Kneipe Zum dicken Butt .
    Henningsen grinste. «Dem haben Sie ordentlich eingeheizt. Aber mir schien es, als hätten Sie ihm seine Geschichte gleich abgenommen. Warum?»
    Ekhoff zuckte die Achseln. «Zuerst, weil so ein alter Säufer keine ruhige Hand hat. Natürlich kann es ein Zufallstreffer gewesen sein, als das Messer Winfields Halsschlagader erwischte. Inzwischen neige ich sowieso dazu, Dr. Winklers Einschätzung nicht für völlig unverrückbar zu halten. Zum anderen – es passt alles so gut.»
    «Geradezu perfekt. Und dass der Weibert dieses Steckenpferd hatte und seine Messer just jetzt verloren hat – ach, jetzt verstehe ich. Sie denken, jemand hat es so perfekt arrangiert?»
    «Möglicherweise. Man muss einem, der dringend Geld braucht und an krumme Wege gewöhnt ist, die wertvolle Uhr nur vor die Nase legen und abwarten.»
    «Ohne die Beobachtungen des Vigilanz-Offizianten hätte die Uhr auch unbemerkt als Sore bei irgendeinem Hehler verschwinden können.»
    «Das war das Risiko. Zugleich war er aber in jedem Fall die verräterische Uhr los.»
    «Ganz schön kaltblütig.» Henningsen nickte bewundernd.
    «Oder einfach nur schlau. Alles gut abgepasst. Ich glaube nicht, dass unsere treuen Lauscher in den Kneipen so unsichtbar sind, wie sie denken und sein sollen.»
    «Dann war es besonders schlau. Wäre da nicht die Nacht in der Delirantenzelle im Seemannshaus gewesen. Ein besseres Alibi ist kaum denkbar», verkündete Henningsen fröhlich. «Pech für den Täter.»
    Sie hatten ihren Flur erreicht, in dem auch die Politische Polizei, der die Vigilanz-Offizianten unterstanden, ihre Räume hatte. Ekhoff stieß die Tür zu ihrem Büro auf und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Er schwieg und blickte wieder einmal aus dem Fenster, ohne etwas zu sehen. Henningsen kannte ihn noch nicht lange, aber lange genug, um zu wissen, dass er ihn jetzt besser nicht störte. Er beugte sich über seine Notizen und korrigierte sie so, dass sie auch in einigen Tagen noch lesbar waren. Wie alle Polizeibeamten hatte er den Unterricht in Stenographie absolviert, allerdings wäre es vermessen zu behaupten, er zähle darin zu den Künstlern.
    Ekhoff fühlte sich müde. Zuerst stahl ihm die verkommene Schnapsdrossel seine Zeit, um dann doch noch ein Alibi aufzutischen. Heute gefiel ihm die Sache mit dem Bauchgefühl überhaupt nicht. Es verwirrte ihn. Er spürte deutlich, hier ging es um mehr als um eine goldene Uhr oder einen Ring.
    Zu so einem Gefühl gehörte nicht viel, die Umstände von Winfields Aufenthalt in der Stadt signalisierten selbst einem Idioten einen schwerer wiegenden Hintergrund. Trotzdem – Habgier oder reine Mordlust als Motiv für diesen blutigen Tod eines Gentleman wären ihm sehr recht gewesen. Übel genug, wenn ein Mitglied einer der Familien aus den feudalen Alstervillen auf diese Weise zu Tode kam. Noch schlimmer, wenn dahinter ein Abgrund drohte, den keine dieser Familien bekannt werden lassen konnte.
    Vielleicht, dachte er, und der Tag wurde heller, hatte Weibert sich mit der Nacht in der Zelle doch geirrt. Nichts lag näher, als dass ein so wirrer Kopf falsche Erinnerungen produzierte. Eine Nacht früher

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