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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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von Blathmac und suchte mich. Er berichtete, sie hätten Fergus Fanat, den Vetter des Königs, gefunden, schwer verwundet.«
    »Dolchstiche?« vermutete Eadulf.
    »Wahrscheinlich nicht. Bruder Conchobhar wird inzwischen wissen, wo und wie ernst er verwundet ist. Sowie ich feststellte, daß der Mann noch lebt, habe ich ihn in die Obhut unseres tüchtigen Apothekers bringen lassen.«
    »Am besten, wir gehen sofort zu Blathmac, solange er die Ereignisse noch frisch in Erinnerung hat«, schlug Fidelma vor.
    Der Herrscher über Ulaidh saß in seinem Gemach und hatte einen Krug
corma
neben sich. Er wirkte mürrisch und vergrämt. Zwei seiner Leibwächter standen mit gezogenemSchwert im Raum, und vor dem Zimmer hatten zwei von Caols Kriegern Posten bezogen. Blathmac begrüßte Fidelma mit einem halbherzigen Lächeln.
    »Bevor nicht klar ist, ob der Anschlag mir galt, lasse ich mich auf kein Risiko ein«, erklärte er und zeigte auf die Wächter. »Mir scheint, in Cashel wird das Leben von Königen und Äbten nicht gerade überbewertet.«
    Fidelma nahm ihm die Bemerkung nicht übel.
    »Du kannst versichert sein, man wollte Fergus Fanat und nicht dich treffen«, erwiderte sie und setzte sich, wie es ihr zukam, während Eadulf sich der Sitte gemäß hinter ihren Stuhl stellte.
    Blathmac schnitt eine Grimasse. »Ein König ist bereits ermordet worden, und einer meiner Äbte auch. Wie soll ich da sicher sein, daß man nicht mir ans Leben wollte?«
    »Sicher kann man hier auf Erden überhaupt nicht sein, sicher ist lediglich, daß wir alle eines Tages sterben«, gab sie zur Antwort. »Doch du solltest dir keine schlaflose Nacht bereiten. Die Furcht, du warst das Opfer, auf das man es abgesehen hatte, ist unbegründet. Könntest du mir schildern, was sich im einzelnen zugetragen hat?«
    Blathmac zuckte die Achseln. »Da gibt es nicht viel zu schildern. Ich war gerade beim Nachtmahl, da hörte ich draußen vor meiner Tür Lärm.«
    »Lärm?«
    »Vielleicht wäre Handgemenge das richtige Wort. Jedenfalls ein hin und her Trampeln. Dann ein Schmerzensschrei, der abrupt verstummte, und ein dumpfes Geräusch. Im nachhinein weiß ich, es war das Hinschlagen eines Körpers. Der von Fergus. Ich packte mein Schwert und riß die Tür auf. Da lag Fergus vor der Schwelle, er blutete am Kopf.«
    »War sonst noch wer auf dem Gang?«
    »Nein, niemand.«
    »Niemand? Hast du gehört, ob eine der Türen im Gang geschlossen wurde?«
    Blathmac verstand nicht gleich. »Warum?«
    »Der Gang ist lang. Hast du eine Vorstellung, wieviel Zeit verging zwischen deinem Wahrnehmen des Aufpralls und deinem Erreichen der Tür?«
    »Das waren nur ein paar Augenblicke.«
    »Zeit genug für den Angreifer zum Verschwinden. Er hätte sich in eines der anderen Zimmer verdrücken können.« Fidelma hielt inne, ein Gedanke drängte sich ihr auf. »Es sei denn …«
    Blathmac blickte sie erwartungsvoll an, doch sie ging zur nächsten Frage über.
    »Was hast du unmittelbar danach gemacht?«
    »Ich habe meine Diener gerufen und einen losgeschickt, den Befehlshaber der Leibwache zu holen. Der kam auch gleich und stellte, Gott sei Dank, fest, Fergus war noch am Leben. Er ließ den Verletzten zu dem Apotheker schaffen. Das ist alles, was ich weiß.«
    »War Fergus Fanat die ganze Zeit über bewußtlos?«
    »Ja. Willst du jetzt den Gang absuchen – ich meine die Räume, die von ihm abgehen?« fragte Blathmac, als sie sich zum Gehen wandte.
    Fidelma verzog das Gesicht. »Ich glaube nicht, daß sich jemand in eines der Zimmer rettete, während du aus der Tür spähtest. Wer immer es war, der Täter hatte längst einen anderen Fluchtweg genommen. Sei unbesorgt, Blathmac, der Angreifer hatte nicht dich im Visier. Aber wenn es dich beruhigt, Caol wird seine Krieger anweisen, für den Rest der Nacht vor deiner Tür Wache zu stehen.«
    Draußen vor der Türschwelle entdeckten sie Blutflecken.Aufmerksam tastete Fidelma mit Blicken den Gang nach beiden Seiten ab, und Eadulf rätselte, was sie sich davon versprach. Sie brummelte etwas und schritt rasch zur Fensternische.
    Da begriff Eadulf, worauf sie aus war. »Du glaubst, der Täter ist hierher in die Nische gerannt?«
    »Ich fürchte, ja.« Sie reckte sich hoch zur Fensteröffnung, die Wind und Wetter ausgesetzt war. »Hol mal eine Laterne.«
    Eadulf ging in den Korridor zurück und hängte eine der Laternen ab, die dort brannten.
    »Halt sie etwas höher … Hierhin.«
    Sie wies auf die Fensterbank, und jetzt sah auch Eadulf

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